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Existenzgründung Prämien und selbstständig auf Probe

Die Zahl der Neugründungen ist vergleichsweise niedrig. Der Anteil der Selbstständigen auch. Was tun?

06.02.2016, 07:49

Magdeburg (dpa) l Der Anteil der Selbstständigen ist in Sachsen-Anhalt so niedrig wie in kaum einem anderen Bundesland. Ändern könnten das aus Sicht von Handwerk und Selbstständigenverband vor allem die jungen Berufsanfänger. Menschen, die gerade eine Lehre oder ein Studium abgeschlossen hätten, sollten stärker für die Selbstständigkeit motiviert werden, sagte der Landesvorsitzende des Bundes der Selbstständigen (BDS), Ralph Hollritt. "Uns schwebt zum Beispiel eine Selbstständigkeit auf Probe vor, um reinzuschnuppern." Ein Förderprogramm könnte das ermöglichen. "Gerade Sachsen-Anhalt als Flächenland mit nicht übermäßig hoher Bevölkerung könnte da doch mal vorangehen und etwas Neues ausprobieren."

Die Handwerkskammer Magdeburg wirbt hingegen für eine Förderung nach Brandenburger Vorbild. "Eine Meistergründungsprämie bei Übernahme oder Gründung eines Betriebs wäre schon psychologisch ein wichtiges Signal", sagte der Geschäftsführer Burghard Grupe. In Brandenburg gibt es seit Ende vergangenen Jahres einen Zuschuss von mehreren tausend Euro für Meister, die binnen drei Jahren nach der Prüfung einen Betrieb gründen oder übernehmen. So soll der Bestand an Unternehmen gesichert werden.

Der Bedarf ist da: Im Bundesländervergleich ist die Zahl der Neugründungen und Betriebsübernahmen in Sachsen-Anhalt besonders niedrig. In einem Ranking der Förderbank KfW zum Anteil der Gründungen zwischen 2009 und 2014 belegte das Land mit einer Quote von 1,13 Prozent vor Thüringen den vorletzten Platz (1,07). Auch der Anteil der Selbstständigen an der arbeitenden Bevölkerung ist gering. Die Quote lag nach Angaben des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg im Jahr 2014 bei 8,3 Prozent – und damit mehr als zwei Punkte unter dem Bundesschnitt. Niedriger ist sie demnach lediglich im Saarland (7,4 Prozent).

Doch warum eigentlich? BDS-Landeschef Hollritt sieht sowohl individuelle als auch strukturelle Gründe. Ein Haupthemmnis sei der Unsicherheitsfaktor, sagte er. "Als Arbeitnehmer haben sie ein geregeltes Einkommen und geregelte Arbeitszeiten. Bei Selbstständigen schwankt es." Das halte vor allem Menschen ab, die bereits als Angestellte arbeiten – oder Familie haben.

Ein weiteres Hemmnis sei die Infrastruktur. "Der schleppende Breitbandausbau hindert viele, sich hier selbstständig zu machen, wenn sie es auch in München, Hamburg oder Berlin machen können, wo sie bessere Infrastruktur vorfinden." Auch hier müsste das Land vorangehen, forderte Hollritt. "Aber bisher ist es bei der Versorgung mit schnellem Internet auch auf dem letzten Platz."