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Graue Räuber Ärger über die „Leidlinie“ Wolf

Die Leitlinie Wolf des Umweltministeriums sorgt für Ärger bei Verbänden und Kommunen. Die Stadt Bismark spricht von einer „Leidlinie".

Von Alexander Walter 19.07.2017, 01:01

Magdeburg l Mit der Veröffentlichung der Leitlinie Wolf wollte Umweltministerium Claudia Dalbert (Grüne) eigentlich Ruhe in die Debatte über den grauen Räuber bringen. Schließlich waren Kommunen und Verbänden im Vorfeld beteiligt worden. Doch eine Woche nach der Vorlage wächst der Ärger im Land. Annegret Schwarz, Bürgermeisterin der Stadt Bismark, sprach gegenüber der Volksstimme am Dienstag von einer „Leidlinie“ Wolf. Das Papier lege zwar fest, wann ein Wolf als Problemtier gelte und Behörden eingreifen dürften. „Das geschieht im Zweifel aber zu spät“, monierte Schwarz.

Es könne nicht sein, dass der Wolf erst zur Bedrohung werden müsse, damit gehandelt werden könne. Schwarz hatte bereits im Mai auf den Entwurf des Papiers mit einer öffentlichen Stellungnahme reagiert und auf Änderungen gehofft. Mit ihrer Kritik steht sie nicht allein.

„Gegen Wölfe, die nachts durch Dörfer streifen, sich tagsüber in der Nähe von Siedlungen aufhalten und Menschen folgen, soll nichts unternommen werden“, bemängelte auch Christian Apprecht vom Bauernverband. Vor allem für Tierhalter seien die Vorgaben unzureichend. Sie sehen vor, dass Wölfe, die Nutztiere reißen, die nicht ausreichend durch einen Zaun geschützt sind, auch künftig nicht geschossen werden dürfen. Nur wenn es Schutzmaßnahmen gibt und ein Wolf dennoch wiederholt Tiere tötet, kann ein Abschuss erwogen werden.

Der Schafzuchtverband bemängelt zu rigide Regeln für den Abschuss von Problemwölfen. „Wir hätten uns gewünscht, dass das Wolfskompetenzzentrum allein über die Entnahme eines Problemtieres entscheiden kann“, sagt Geschäftsführer Hans-Jörg Rösler. Tatsächlich befindet das Landesverwaltungsamt laut Leitlinie erst nach Abstimmung mit dem Wolfskompetenzzentrum und dem Umweltministerium. „Das dauert viel zu lange“, sagte Rösler.

Hans-Heinrich Jordan, Präsident des Landesjagdverbands, kritisierte, die Leitlinie enthalte keinerlei Angaben dazu, wie es mit dem Wolf weitergehen soll. Wie viele Wölfe verträgt das Land? Welcher Bestand ist für die Reproduktion nötig, all das bleibe unbeantwortet, sagte er. In der öffentlichen Debatte sei man da längst weiter. „Die Zeit ist leider am Papier vorbeigegangen.“ Jordan forderte zudem Rechtssicherheit für Jäger, um tierschutzgerechte Handlungsspielräume zu ermöglichen. Es könne nicht sein, dass ein Jäger, der einen verletzten Wolf nach einem Wildunfall erlege, sich damit strafbar mache.

Die CDU-Landtagsfraktion erhöht unterdessen den Druck auf das Umweltministerium. Die Leitlinie Wolf schreibe lediglich den Status quo fest, sagte Abgeordneter Guido Heuer. Die Regelungen seien zu kompliziert, Wege zu lang. Wenn es einen Problemwolf gebe, seien schnelle Lösungen gefragt. Vergangene Woche hat seine Fraktion eine Große Anfrage mit 77 Einzelfragen zum Thema Wolf an die Landesregierung gerichtet. Ziel der Anfrage: „Wir wollen Tatsachen sprechen lassen“, sagte Heuer.

Eine Kernforderung steht dabei schon jetzt fest: Die Aufhebung des strengen Schutzstatus für den Wolf.