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Hochschulen Ein Professor für 59 Studenten

Das Studenten-Plus in Sachsen-Anhalt geht auf Kosten der Lehre an den Universitäten.

Von Alexander Walter 06.02.2017, 00:01

Magdeburg l Studieren in Sachsen-Anhalt liegt im Trend. Die Zahl der Studenten stieg zwischen 2005 und 2015 von 52.000 auf 55.000. Das geht auf Kosten der Lehre an den Universitäten. An den beiden Unis im Land kamen auf einen Professor zuletzt 59 Studenten. 2005 waren es noch 51. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor.

Im nationalen Vergleich liegt Sachsen-Anhalt damit auf Platz sechs, im Osten auf Rang drei. Dass es deutlich schlechter geht, zeigt Nordrhein-Westfalen. Hier betreute ein Professor zuletzt 99 Studenten.

Ist der Schlüssel nun gut oder schlecht? Sachsen-Anhalt steht zumindest besser da als der Bundesdurchschnitt (73). Gleichzeitig war der Abwärtstrend weniger drastisch als im Rest des Landes. Während ein Professor in Sachsen-Anhalt heute acht Studenten mehr betreut als 2005, sind es im Bund elf.

Das Wirtschaftsministerium des Landes bewertet die Zahlen dann auch positiv: „Mit dem Verhältnis von 59 Studenten je Professor liegt das Land auf einem hervorragenden Platz im oberen Mittelfeld“, sagt Sprecher Robin Baake.

Nach Jahren des Abwärtstrends rechnet das Ministerium außerdem mittelfristig mit einer Verbesserung des Schlüssels.

Dazu beitragen soll unter anderem die Aufstockung der Hochschulfinanzierung um 15 Millionen Euro jährlich ab 2017. Mit dem Geld sollen auch neue Professorenstellen bezahlt werden, so Baake.

GEW-Sprecher Alexander Pistorius führt das relativ gute Abschneiden Sachsen-Anhalts auf das Profil der Universitäten zurück. „Als Land mit einer technischen Orientierung profitiert Sachsen-Anhalt davon“, sagt er. Der Betreuungsschlüssel hänge eng mit den Fachrichtungen zusammen und sei in naturwissenschaftlich-technischen Disziplinen meist besser als in sozial- und geisteswissenschaftlichen.

Aus Sicht der Universitäten ist der relativ gute Professorenschlüssel im Wettbewerb mit anderen Bundesländern ein Standortvorteil. Manuela Bank-Zillmann, Sprecherin der Uni Halle, hält ihn bei der Beurteilung der Lehre aber nur für bedingt aussagefähig. Dozenten ohne Professur, Doktoranden oder Projekt-Stellen würden nicht berücksichtigt. Außerdem beschränke sich der Schlüssel auf die Betreuung an Universitäten.

Tatsächlich ergibt sich ein weitaus günstigeres Bild, schaut man sich die Betreuung durch das gesamte wissenschaftliche Personal an allen Hochschulen des Landes an. Zuletzt kamen auf einen Dozenten 13,1 Studenten. Gegenüber 2005 ist das eine nur minimale Verschlechterung (12,3).

Insgesamt legen die Zahlen vor allem eines nahe: Das Studenten-Plus der vergangenen Jahre haben die Hochschulen weniger durch mehr Professoren als durch mehr wissenschaftliche Mitarbeiter bewältigt – bekanntermaßen sind deren Verträge oft befristet.

Alexander Pistorius fordert mehr Planungssicherheit für die Hochschulen, damit diese in dauerhafte Stellen investieren können. Sollte die vom Wirtschaftsministerium angekündigte Aufstockung der Grundfinanzierung tatsächlich kommen, „wäre sie nach vielen mageren Jahren eine erste Trendwende“, sagt der GEW-Sprecher.

Ist der Schlüssel nun also gut oder schlecht? Eine Bewertung ist schwierig. Wie so oft beim Umgang mit Statistiken liegt die Wahrheit am Ende auch im Auge des Betrachters.