1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Machtkampf erschüttert Volksbund

Kriegsgräberfürsorge Machtkampf erschüttert Volksbund

In der Führung des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge schwelt seit Monaten ein heftiger Streit.

16.08.2016, 23:01

Magdeburg l Dem Präsidenten des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Markus Meckel, droht die vorzeitige Abwahl. Das bestätigte Dieter Steinecke, Landesvorsitzender des Volksbunds in Sachsen-Anhalt, der Volksstimme. „Ich sehe unter den Landesverbänden keine Mehrheit mehr für ihn“, sagte Steinecke, der mit Meckel befreundet ist. „Ich weiß nicht, warum er nicht die Zeichen der Zeit erkennt und zurücktritt.“

Am 23. September soll ein vorgezogener Bundesvertretertag über die Zukunft Meckels entscheiden. Hintergrund ist ein seit Monaten andauernder Machtkampf. Präsident Meckel (letzter DDR-Außenminister, Ex-Leiter der ökumenischen Begegnungsstätte Niederndodeleben) will über die inhaltliche und finanzielle Ausrichtung des Volksbunds bestimmen. Die Landesverbände sprechen diese Aufgabe jedoch Generalsekretärin Daniela Schily zu. Meckel soll ihrer Meinung nach außen wirken und den Volksbund repräsentieren. „In diese Rolle findet er sich nicht rein“, sagte Steinecke. „Das Thema schmeißt uns jede Sitzung.“

In einer Erklärung der Landesverbände heißt es, Meckel mache es der Generalsekretärin durch sein „Hineinregieren“ unmöglich, erfolgreich für den Volksbund zu arbeiten. Der durch Meckel hervorgerufene Konflikt schade der Arbeitsfähigkeit und dem Ansehen des Volksbunds. Und: Der Präsident erfülle die Grundbedingung einer „wertschätzenden und vertrauensvollen Zusammenarbeit“ nicht mehr.

Meckel, seit 2013 im Amt, weist diese Vorwürfe zurück. Generalsekretärin Schily sammle „die Gegenkräfte“, kritisiert er. „Was sie inhaltlich will, weiß ich nicht“, sagte Meckel der Volksstimme. Der Präsident sei laut Satzung „Vorsitzender aller Mitarbeiter“. „Diese Innen-Außen-Aufteilung, wie sie die Landesverbände wollen, gibt es nicht“, sagte er. „Ich bin nicht bereit, hinter die Satzung zurückzugehen.“

Meckel will „dringend notwendige Reformen“ umsetzen. Ein Beispiel: Für neue Schilder auf 60 Kriegsgräberstätten sollen 1,4 Millionen Euro investiert werden. Da die „Erlebnisgeneration“ aussterbe, müsse man sich neben der Gräberfürsorge noch stärker auf „Informieren und Gedenken, auf Jugendarbeit“ ausrichten, fordert Meckel. Doch die Landesverbände haben das Projekt gestoppt. Sie haben eine Haushaltssperre verhängt. Meckel findet das „verheerend“. Die Reformen würden „behindert“ werden, kritisiert er.

Sachsen-Anhalts Landesvorsitzender Steinecke sieht das anders. „Auch die Landesverbände wollen Reformen“, sagte er. Doch die finanzielle Lage sei schwierig.

Die Mehrheit der Volksbund-Mitglieder ist inzwischen älter als 80 Jahre, die Spenden gehen zurück. In diesem Jahr halten sich Einnahmen und Ausgaben von je 43 Millionen Euro noch die Waage. Doch ohne Reformen droht der Organisation bald eine enorme finanzielle Schieflage. Nach Berechnungen des Volksbunds könnte bis zum Jahr 2020 ein Minus von 22 Millionen Euro auflaufen.

Steinecke fordert deshalb „sinnvolle, zukunftsträchtige Reformen“, die die Organisation solide aufstellen. Meckels Vorstoß dagegen sei ein „Alleingang“ gewesen. Markus Meckel spricht von einer „Richtungsentscheidung“. Deshalb begrüßt er die vorgezogene Vertreterversammlung. Einen Rücktritt schließt der Präsident aus. „Das habe ich nicht vor“, sagte er. „Ich stehe für die Zukunft des Volksbunds – konzeptionell und persönlich.“