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Migranten-SchülerMagdeburg will Quote

Sollen in einer Klasse maximal 35 Prozent Migrantenkinder sitzen? Die Meinungen gehen auseinander.

Von Alexander Walter 02.05.2017, 01:01

Magdeburg l Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper begrüßt den Vorstoß des Bundesverbandes der Philologen, eine Quote für Zuwanderer in Schulen einzuführen. Der Verband fordert einen Anteil an Migranten von maximal 35 Prozent. Höhere Quoten führen nach Einschätzung des Vorsitzenden Heinz-Peter Meidinger zu Integrationsproblemen bis hin zur Ghettoisierung: „Schon wenn der Anteil von Kindern mit nicht-deutscher Muttersprache bei 30 Prozent liegt, setzt ein Leistungsabfall ein.“

„Ich halte den Vorschlag absolut für sinnvoll“, sagte dazu Lutz Trümper. In Magdeburg gebe es Schulen mit einem Anteil an Migranten mit Sprachförderbedarf von nahezu 40 Prozent. Damit tue man den Zuwanderern keinen Gefallen. Erfahrungen zeigten, dass diese etwa viel besser Deutsch lernen, wenn nur wenige von ihnen in einer Klasse sitzen.

Zustimmung kommt aus den Schulen, etwa von der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gemeinschaftsschule in Magdeburg. „Integration kann nur gelingen, wenn es wenige Migranten bei gleichzeitig vielen Einheimischen gibt“, sagte Leiter Roman Schöpp. In seiner Einrichtung sind von 359 Schülern fast 50 Prozent Migranten, darunter 60 Kinder ohne Deutschkenntnisse. In manchen Klassen sitzen acht Schüler aus Syrien. „Da ist es klar, dass die Kinder in ihrer Muttersprache sprechen“, so Schöpp. Auch andere Schulen im Land sind betroffen. Erst Anfang April hatte die Thomas-Müntzer-Schule in Magdeburg Probleme öffentlich gemacht.

Vor allem in den großen Städten konzentrieren sich Kinder mit Migrationshintergrund an einzelnen Schulen. Das Problem entsteht durch die Praxis der Verteilung der Kinder. Zwar werden Schüler grundsätzlich in dem Stadtviertel in die Schule geschickt, in dem sie wohnen. Bei der Ankunft von Flüchtlingen kann das Landesschulamt sie aber nach anderen Kriterien verteilen: etwa dorthin, wo es Spachlehrer und freie Plätze gibt. In den Großstädten geschieht das offenbar häufig. Lutz Trümper sieht daher das Bildungsministerium in der Pflicht.

Minister Marco Tullner (CDU) hatte angekündigt, Zuwanderer gerechter zu verteilen. Geschehen sei das bislang nicht, meint Trümper. Das Bildungsministerium verweist im Gegenzug auf Gestaltungsmöglichkeiten der Städte. So gelte nach einem Umzug von Zuwanderern innerhalb von Städten nur noch das Wohnortprinzip, sagt Sprecher Stefan Thurmann. Die Städte hätten die Möglichkeit, die Wohnverteilung von Füchtlingen zu steuern.

Von einer starren Quote hält das Bildungsministerium wenig. „Grundsätzlich ist eine vernünftige Durchmischung aber nötig, daran arbeiten wir“, sagte Thurmann. Derzeit prüft das Ministerium die Übernahme einer Regelung aus Sachsen. Zur Förderung der Integration kann das Schulamt Schüler dort nach Rücksprache mit den Eltern an eine bestimmte Schule schicken – auch nach einem Umzug. Die Regelung könnte im Sommer in das neue Landesschulgesetz eingehen. SPD und Linke lehnen eine Quote ab und setzen auf den Einsatz von Sprachlehrern. „Regelungsbedarf ist überhaupt nicht zu erkennen“, sagt SPD-Fraktionssprecher Martin Krems-Möbbeck. In Sachsen-Anhalt gebe es allenfalls in den Großstäden ein oder zwei Schulen, in denen ein höherer Migrantenanteil auftreten kann. Auch Thomas Lippmann (Die Linke) sieht das Problem nicht vorrangig beim Zuwandereranteil. Für eine gelingende Integration bräuchten die Schulen aber Unterstützung durch genügend Personal. Die Quote sei zudem praktisch kaum umsetzbar: „Welche Schüler sollen gehen und nach welchen Maßgaben will man das festlegen?“, fragt er.