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Pelz-Geschäft Sachsen-Anhalts Nerzfarmer geben auf

Die umstrittene Zucht von Nerzen wird es in Sachsen-Anhalt künftig nicht mehr geben. Doch Grund zum Jubeln haben Tierschützer deshalb nicht.

18.07.2016, 23:01

Magdeburg l Seit Jahren ist die Zucht von Nerzen in Deutschland umstritten. Der Pelz der Tiere ist in der Modebranche beliebt, Umweltschützer hingegen laufen Sturm gegen Käfighaltung und Tierquälerei. In der Vergangenheit war auch Sachsen-Anhalt ein Zucht-Standort, doch dies wird nach Volksstimme-Recherchen bald nicht mehr der Fall sein.

Der Betrieb in Grabow bei Burg, in dem einst bis zu 27 000 Tiere gezüchtet wurden, hat nach Angaben des Geschäftsführers Hubert Poske keine Perspektive. „Noch existiert die Farm, aber dort werden nur noch sehr wenige Tiere gehalten“, erklärt der Unternehmer aus dem niedersächsischen Bramsche am Telefon. Genaue Zahlen und Daten will er nicht nennen, auch aus Angst vor militanten Tierschützern. Im Jahr 2007 hatten sich diese schon einmal auf das Farmgelände begeben und Käfige geöffnet – mehr als 10 000 Tiere rannten davon. „Dem Betrieb hat das schwer geschadet“, sagt Poske. „Unter diesen Bedingungen lohnt sich die Zucht in Deutschland nicht mehr.“

Die zweite Nerzfarm in Söllichau im Landkreis Wittenberg hat bereits ihren Betrieb eingestellt. „Vor zwei Jahren schon“, erklärt Geschäftsführer Alfons Grosser auf Anfrage. Tierschützer des Deutschen Tierschutzbüros in Berlin haben allerdings noch im Februar diesen Jahres Nerze auf der Farm gesehen. Nach Behördenangaben des Landkreises wurden die letzten Tiere dort im März getötet. „Die Käfige sind erst vor Kurzem abgebaut worden“, berichtet Tierschützer Jan Peifer. Nichtsdestotrotz ist er erleichtert: „Wir freuen uns sehr, dass hier die grausame Tierhaltung endlich beendet wurde und keine Tiere mehr leiden müssen.“ Die Käfighaltung führe in der Regel dazu, dass die Wildtiere Verhaltensstörungen und Kannibalismus entwickeln. Auch Verstümmelungen seien schon beobachtet worden.

Rund 7000 Tiere wurden pro Jahr in Söllichau gezüchtet, in den vergangenen Jahren musste Alfons Grosser auch vor dem Verwaltungsgericht in Halle um die Zulassung seiner Pelzproduktion kämpfen. Die Nerzfarm aufgegeben hat Grosser nach eigenen Angaben nun aus wirtschaftlichen Gründen. „Auf dem Markt erziele ich für die Nerzpelze nicht mehr den Preis, der nötig wäre, um die Farm am Laufen zu halten.“

Für Tierschützer ist das aber nur auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Dass sich Farmen in Deutschland kaum noch lohnen, liegt vor allem daran, dass die Zucht in anderen Ländern wie China deutlich günstiger ist. Neben dem Reich der Mitte sind auch die skandinavischen Länder stark im Nerzgeschäft aktiv.

In Deutschland gibt es nach Angaben des Deutschen Tierschutzbüros derzeit noch acht weitere Pelztierfarmen.