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Sicherheit Land rüstet alle Züge mit Kameras aus

Bis 2022 lässt Sachsen-Anhalt alle Regionalzüge mit Videotechnik aufrüsten. Bislang sind 75 Prozent aller Linien überwacht.

Von Jens Schmidt 22.08.2016, 01:01

Magdeburg l Mit Kameras ausgestattet sind bereits etwa die Züge Magdeburg-Halle, Stendal-Uelzen oder Magdeburg-Braunschweig. Bis Jahresende kommen die Linien über Dessau nach Leipzig hinzu. Im Dezember 2018, wenn Abellio das Harznetz übernimmt, werden auch dort alle Wagen mit Videotechnik ausgerüstet. Als Letztes folgt der Regionalexpress nach Berlin: Dort steht Ende 2022 ein neuer Vertrag an.

In jedem Waggon werden mehrere Augen angebracht, die das Wageninnere fast vollständig erfassen. „Das erhöht das Sicherheitsgefühl deutlich“, sagt Tobias Jensch von der landeseigenen Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt (Nasa). Passiert etwas, kann die Polizei den Film anfordern und mögliche Täter besser identifizieren.

Die Nasa ist dafür zuständig, die Nahverkehrslinien bei Bahnunternehmen wie DB Regio oder Abellio zu ordern. Sie bestimmt auch, wie die Waggons ausgestattet sein sollen.

Die Aufnahmen dürfen aus datenschutzrechtlichen Gründen maximal 72 Stunden gespeichert werden. Trotz dieser Vorgaben sind Datenschützer skeptisch, künftig alle Züge überwachen zu lassen. „Das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste allein ist kein ausreichender Grund, pauschal auf allen Linien Videokameras laufen zu lassen“, verweist Sachsen-Anhalts Vize-Landesdatenschutzbeauftragter Albert Cohaus auf die Gesetzeslage. Die Beobachtung sei nur dort gerechtfertigt, wo auch viele Straftaten passieren.

Deutsche Bahn und Polizei sind vom Erfolg der Kameras überzeugt. So ist die Kriminalität in Zügen und auf Bahnhöfen in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen 2015 um gut 20 Prozent zurückgegangen. „Mehr Präsenz und verstärkter Einsatz von Videotechnik zahlen sich aus“, sagt Bahnsicherheitschef Hans-Hilmar Risckke. Dennoch: 760-mal im Jahr werden Reisende oder Zugpersonal angegriffen, etwa 1700-mal werden Sitze, Scheiben oder Aufzüge demoliert. Hauptproblem: betrunkene Fußballfans an Wochenenden.

In Niedersachsens Metronom-Zügen (Hamburg-Uelzen) gilt seit 2009 ein Alkoholverbot. Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) will das auf alle Regionalzüge ausdehnen. Sachsen-Anhalt plant das derzeit nicht. „Das Feierabendbierchen im Zug wollen wir den Leuten nicht nehmen“, sagt Tobias Jensch von der Nasa. Seite 4