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Handball Neuer TV-Vertrag wirft seine Schatten voraus

Die Handball-Bundesliga orientiert sich mit neuem TV-Vertrag am Fußball. SCM-Manager Marc Schmedt sieht mehr Vor- als Nachteile.

Von Janette Beck 02.01.2017, 00:01

Magdeburg l Konferenz bei Sky, Highlightspiele in der ARD, hochqualitative Produktionen und ein kompakterer Spieltag: Die Handball-Bundesliga orientiert sich mit ihrem neuen TV-Vertrag an „König Fußball“. Das Problem ist nur, dass gerade die „kleinen“ Handballvereine bezüglich der Infrastruktur zur Umsetzung der gehobenen Anforderungen noch großen Nachholbedarf haben. „Um den Ansprüchen gerecht werden zu können, wird es für die Vereine in der Winterpause einen TV-Workshop geben“, erklärt Marc Schmedt der Volksstimme.

Der SCM-Manager und HBL-Vize, der zu dem Gremium gehörte, das den TV-Vertrag ausgehandelt hat, ist fest überzeugt davon, dass die neuen Rahmenbedingungen „den Handballsport auf ein höheres Level hieven und den medialen Anforderungen der Zukunft gerecht werden“. Letztlich gehe es darum, wettbewerbsfähig gegenüber der wachsenden Konkurrenz aus dem Basketball oder Eishockey zu sein „und den Status als Nummer zwei der beliebtesten Mannschaftssportarten zu zementieren“.

Dass der neue TV-Vertrag die Handball-Szene spaltet – die einen jubeln über das Qualitätsprodukt des Pay-TV-Senders Sky, die anderen beklagen die zu geringe Zahl an Spielen im Free-TV – , kann Schmedt nachvollziehen. „Aber es war ja nicht so, dass wir aus einen Überfluss an Angeboten auswählen und die Bedingungen diktieren konnten. Unterm Strich gab es nur zwei Alternativen: Sky und ARD/ZDF/Dritte oder Telekom und ein Free-TV-Anbieter (Sport1./d. Red.).“ Haupt- entscheidungskriterium sei am Ende nicht die Wirtschaftlichkeit gewesen, betont der HBL-Vize: „Wir haben uns für das bessere Gesamtpaket aus deutlicher Steigerung der Reichweite, Qualität der Übertragungen, Werbemöglichkeiten und Entgelt entschieden.“

Zwar werde es weniger Live-Handball im Free-TV geben, „aber insgesamt wird der Anteil an Livesport erhöht“, so Schmedt. „Wir in der HBL gehen davon aus, dass Sky alle Spiele live übertragen wird. Das ist ein Quantensprung, denn so kommen beispielsweise auch die Handball-Fans aus Balingen, Stuttgart oder Coburg in den Genuss von Livebildern ihres Lieblingsvereins.“

Ein zweiter Vorteil sei der einheitliche Spieltag, so Schmedt. „Das erhöht die Planbarkeit und Kontinuität – neben den Vereinen selbst werden das vor allen die Dauerkartenbesitzer zu schätzen wissen.“

In den veränderten Anwurfzeiten (siehe Infokasten) sieht der SCM-Geschäftsführer indes kein Problem: „Am Ende trifft es doch alle gleich: Spieler, Trainer, Zuschauer, Sponsoren. Ich glaube, es ist alles nur eine Frage der Gewöhnung. Die Praxis wird zeigen, ob es einen Zuschauerrückgang gibt. Aber ich gehe nicht davon aus.“ Ob eine frühere Anwurfzeit aus sportlicher Sicht negative Auswirkungen hat, könne er indes nicht beurteilen: „Mag sein, dass sich der Biorhythmus ändert, aber da ist der Trainer gefordert, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen“, so Schmedt, der dagegenhält: „In der DDR-Oberliga soll damals um 11 Uhr Anpfiff gewesen sein. Das ging auch.“

Dagegen steht bereits jetzt fest, dass es die Liveübertragungen vor Ort definitiv einen Mehraufwand im Bereich der Organisation und Durchführung erfordern. „Sky wird das breite Spektum wie in der Fußball- oder Handball-Champions-League anbieten wollen. Das heißt, es werden wesentlich mehr Kameras eingesetzt. Und es wird wohl auch ein größeres Kommentatoren-Team bei den Top-Spielen vor Ort sein.“ Aber auch die Teams selbst werden sich wohl umstellen müssen. Denn waren bislang Bilder aus der Kabine absolut tabu, gehören solche Sequenzen bei Sky-Übertragungen zum Standard.

Während es noch offen ist, wie das millionenschwere „Bärenfell“ (es gibt keine offiziellen Angaben, die Schätzungen reichen von 3 bis 5, 5 Millionen Euro) am Ende verteilt wird und wie viel letztlich bei den Vereinen ankommt, plädiert Schmedt dafür, „nicht mit der Gießkanne“ loszugehen, sondern das Geld zweckgebunden zu verteilen: „Es wäre sinnvoll, in den Handball zu reinvestieren und die Entwicklung der Sportart zu stärken. So sollten die Vereine das Geld in den Ausbau der Infrastruktur, in die Jugendzentren oder auch in einen einheitlichen Hallenboden stecken.“