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Handball Schmedt: "Königsklasse muss das Ziel sein"

Spätestens seit der vergangenen Saison ist die Champions League wieder ein ernsthaftes Thema beim Bundesligisten SC Magdeburg.

Von Daniel Hübner 15.07.2017, 01:01

Magdeburg l In der Volksstimme warf Marc Schmedt (47), Hauptgeschäftsführer der Handball Magdeburg GmbH, einen Blick voraus auf die Ziele und die Veränderungen, die auch den SCM erwarten.

Herr Schmedt, wenn Sie zu diesem Interview die Überschrift „Wir greifen die Königsklasse an“ lesen würden, hätten Sie dann Bauchschmerzen?

Marc Schmedt: Nein, gar nicht. Die Champions League muss unser mittelfristiges Ziel sein. Die Frage ist nur, in welchem Zeitraum es realisierbar ist. Aber wenn man wie wir die vergangene Saison punktgleich mit dem Vierten abgeschlossen hat, möchte man natürlich auch den nächsten Schritt gehen.

Wie viel Optimismus geben Ihnen dafür die Verpflichtungen der Champions-League-erfahrenen Neuzugänge Gleb Kalarasch, Pjotr Chrapkowski und Carlos Molina?

Erst einmal muss man festhalten, dass wir auch wichtige Spieler im Sommer verloren haben. Die Qualität von Finn Lemke im Abwehrbereich wird sicherlich zu Beginn genauso fehlen wie die Bundesliga-Erfahrung eines Yves Grafenhorst. Wir müssen diese Abgänge also zunächst kompensieren. Aber wir sind uns auch sicher, dass wir dies mit unseren Neuzugängen schaffen können. Was aber für die Zukunft des SCM extrem wichtig war, sind die Vertragsverlängerungen mit Michael Damgaard, Jannick Green und Christian O‘Sullivan bis 2020.

Es gab Zeiten, da haben Sie in Drei-Jahres-Plänen gedacht. Haben Sie damals die Erkenntnis gewonnen, dass Erfolg in der Bundesliga schwer planbar ist?

Ja, das ist es. Der Erfolg ist von vielen Faktoren abhängig, wie zum Beispiel von der Verletztensituation. Außerdem werden wir nach meinem Gefühl gerade in der kommenden Saison erleben, wie die Spitze noch enger zusammenrückt. Wir haben also mit Rhein-Neckar Löwen, THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt die drei Top-Vereine, danach haben wir die MT Melsungen, die extrem aufrüstet, die Füchse Berlin, den TSV Hannover-Burgdorf, der sich in der vergangenen Serie vielleicht nicht gut verkauft, aber dennoch sehr gute Akteure hat. Und dann gibt es Mannschaften wie die HSG Wetzlar, die sich an die vorderen Ränge herantasten. Das alles kann uns in der Endabrechnung auch mal zwei, drei Plätze kosten.

Planbar ist dagegen der wirtschaftliche Erfolg. In den vergangenen Jahren lag der Etat des SCM immer bei circa fünf Millionen Euro. Hat der sportliche Erfolg in der letzten Saison es Ihnen leichter gemacht, Sponsoren zum weiteren Engagement zu bewegen beziehungsweise zu rekrutieren?

Meine Erfahrung nach sieben Jahren ist, dass wir ein stetiges Wachstum im wirtschaftlichen Bereich haben. Das kann ich auch für die kommende Saison bestätigen. Und das brauchen wir auch, wenn wir irgendwann im Konzert der Top Drei ankommen wollen. Die sportlichen Ergebnisse unterstützen natürlich unsere Arbeit in diesem Bereich, aber wir haben auch einen sehr, sehr treuen Sponsorenkreis, der uns langfristig unterstützt.

Wie hoch ist dann der Etat für die neue Saison?

Zu konkreten Zahlen möchte ich mich auch dieses Jahr nicht äußern. Da kursieren viele unrealistische Zahlen in der Liga. Ich schätze ein, dass wir in der Etathöhe zwischen Platz fünf bis sieben liegen.

Sie sind für weitere vier Jahre als Vizepräsident der Handball-Bundesliga HBL bestätigt worden und kümmern sich als dieser um die Belange aller Vereine. Sie haben gesagt, Ihre Aufgabe ist es, die Wettbewerbsfähigkeit für alle zu gewährleisten. Wie kann das gelingen, wenn doch die wirtschaftlichen Voraussetzungen an den einzelnen Standorten sehr unterschiedlich sind?

Das ist richtig. Wir haben aber auch wirtschaftlich substanzielle Standorte in jüngster Vergangenheit hinzubekommen. Ich denke dabei an Erlangen, Leipzig oder auch Stuttgart. Es muss in der Bundesliga möglich sein, dass der Tabellenerste beim Schlusslicht verliert. Denn das macht den Reiz der Liga aus, deshalb kommen die Zuschauer in die Hallen, deshalb hat auch der Pay-TV-Sender Sky mit uns einen Vertrag geschlossen. Wir müssen verhindern, dass solche Monokulturen, wie wir sie in Spanien, Ungarn oder Polen haben und wo das Heil des Handballs nur noch in der europäischen Liga gesucht wird, auch bei uns entstehen. Die Bundesliga ist das Qualitätsprodukt, was es zu erhalten gilt. Dazu gehören 18 Mannschaften. Und dazu gehört es, TV-Bilder in gleichen Teilen zu vergeben.

Die HBL hat die Aufstockung des Mannschaftskaders an den Spieltagen von 14 auf 16 beschlossen. Gerade die Champions-League-Vereine kämpften auf Grund der hohen Belastung ihrer Spieler in der Saison jahrelang für diese Regelung. Auch der SCM ist in drei Wettbewerben vertreten. Warum haben Sie trotzdem dagegen gestimmt?

Ich war dagegen, weil ich glaube, dass gerade die ambitionierten Vereine jetzt anfangen, ihren Kader mit 16 Spielern und zudem hochwertig zu planen. Die Sorge der Liga ist es einfach, dass es als Folge eine Wanderbewegung der guten Spieler zu den guten Clubs und somit einen Konzentrationsprozess und ein Gefälle geben wird. Aber es ist so entschieden worden, das müssen wir akzeptieren. Und wenn es letztlich dazu kommt, dass deutsche Nachwuchsspieler die Chance bekommen, in den 16er Kader aufzurücken, dann war es eine gute Entscheidung.

Sky überträgt alle Bundesliga-Partien. Auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern sind insgesamt zwölf Partien zu sehen. Welche Vorteile sehen Sie in diesem neuen Format?

Zunächst haben wir einen kalkulierbaren Spielplan, der Spieltag beginnt am Donnerstag und endet am Sonntag. Das war auch eine große Forderung der HBL gewesen. In der vergangenen Jahren waren die Spieltage immer auseinandergerissen worden, die Tabelle erhielt deshalb ein schiefes Bild. Das ist unter den neuen Rahmenbedingungen nicht mehr möglich. Dabei ist die Anwurfzeit am Sonntag um 12.30 Uhr natürlich eine Gewöhnungsfrage. Aber in der Kombination von Sky und den öffentlich-rechtlichen Sendern, die auch weitaus größere Nachverwertungsrechte an den Bildern haben, wird Handball öffentlich weitaus präsenter sein als in der Vergangenheit. Das kann für unseren Sport nur gut sein.