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Leichtathletik Neues im neuen Jahr - die Laufmaut

Der Magdeburger Bernd Biedermann blickt auf Stadtranglistenläufe des vergangenen Jahres zurück.

Von Bernd Biedermann 08.01.2016, 23:01

Magdeburg l „Kinder wie die Zeit vergeht!“, hörte ich oft auf dem Sportplatz Seilerwiesen beim letzten Stadtranglistenlauf des Jahres. Diese Veranstaltung zu Silvester, nach dem Weihnachtsfrühling war es sogar winterlich kühl, ist mit runden 40 Jahren der älteste Volkssportlauf Magdeburgs. Sicher ein Grund mehr, dass dieser Spruch noch öfter als in den Vorjahren zu vernehmen war.

Das Jahr 2015 begann mit einem Aprilscherz, zumindest hielt ich es anfangs für einen. Aber es war ernst gemeint: Die Funktionäre des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) wollten eine Laufmaut! Jeder Athlet, der ab dem 1. Januar 2016 ins Ziel kommt, sollte einen Euro zahlen. Der in Läuferkreisen bekannte Achim Achilles – Wunderathlet, Kolumnist und Buchautor – schlug deshalb vor, drei Meter vorm Ziel abzubiegen.

Ist aber auch keine Lösung! Nicht nur der sehr beliebte „Achter-Pack-Pokal“ der Stadtrangliste hätte sich damit erledigt. Während im Sommer des Jahres die Pkw-Maut auf Autobahnen abgeschmettert wurde, einigte man sich nach bundesweiten Protesten bei der Laufmaut auf einen Kompromiss: 50 Cent pro Finisher.

Dies gilt ab Altersklasse U 18 und nicht bei Veranstaltungen mit karitativem Zweck. Kein Teilnehmer muss hinter der Ziellinie ein 50-Cent-Stück einwerfen, denn die Veranstalter werden die Maut mit den Startgebühren eintreiben. Also bitte nicht wundern oder gar meckern, wenn ein höherer Unkostenbeitrag zu zahlen ist.

„Kinder, wie die Zeit vergeht“ musste ich denken, als mir bewusst wurde, dass dies mein neunter Jahresrückblick ist. Vor neun Jahren wurde die Stadtrangliste wiederbelebt und seitdem gibt es auch diese etwas andere Nachschau.

Wie im Vorjahr versprochen, hier Weiteres zu „Nomen est omen“, frei aus dem Lateinischen übersetzt: Der Name ist Programm.

Schon die Vornamen der Starter verraten (oft) in etwa die Altersklasse: Monika, Brigitte, Angelika, Sabine und Uwe, Manfred, Wolfgang, Günter, Bernd sind die harmlosen Namen der Nachkriegszeit – Lea, Laura, Lisa, Tim, Tom, Max und Moritz die flotten Namen des 21. Jahrhunderts. Schwerer ist es bei Anna, Maria, Peter und Paul.

Jung oder Alt, Laufmaut ja oder nein, das ist hier die Frage.

Wie steht’s bei Nachnamen mit „Nomen est omen“?

Glaubt man einem alten deutschen Volkslied, ist das Wandern des Müllers Lust. Nun, den Müllers scheint aber auch das Laufen Spaß zu machen.

Vom Langstreckenläufer Emil Zatopek, Olympiasieger und mehrfacher Weltmeister aus der ehemaligen Tschechoslowakei, sind mehrere Zitate bekannt. Eines lautet: „Vogel fliegt, Fisch schwimmt, Mensch läuft.“

Die These kann nicht stimmen! Zander und Hecht, sowie Vogel und Rabe wurden in Magdeburg laufend gesichtet.

Neben den stadtbekannten Sport-, Lauf- und anderen Vereinen finden sich in den Ergebnislisten interessante Namen.

Bei Laufen-mit–Jesus ist himmlischer Beistand wohl garantiert, während man bei Sportlern der Podologie Marita K. davon ausgehen kann, dass diese immer gut zu Fuß unterwegs sind. Überhaupt scheinen vielen Firmen und Organisationen die preisgünstige Möglichkeit der Werbung erkannt zu haben.

Ingenieurbüros, Vermieter, Steuerberater, Arztpraxen, Krankenhäuser, Fördervereine, Fitnessstudios, Autohäuser und Lehreinrichtungen von der Grundschule bis zur Uni finden sich in der Spalte „Verein“.

Städtische Unternehmen wie SWM und MVB fehlen nicht. Apropos MVB: Bei den Verkehrsbetrieben sind neben den Kunden offensichtlich auch Mitarbeiter zeitweise zu Fuß unterwegs!

Meist ist der Name sogar beim Wettkampf selbst zu lesen – auf Vorder- und Rückseite eines Laufshirts. Anders als bei Sportlern, die im „Hauptberuf“ mit Rad, Pferd, Kanu, Ruder- oder Segelboot aktiv sind, ist mir noch kein Trikot mit „KEIN Verein“ aufgefallen. Und dies, obwohl erstaunlich viele Teilnehmer der Stadtrangliste unter diesem Namen starten.

Der Verein Magdeburger Laufkultur 08, ab dem Jahr 2016 übrigens alleiniger Veranstalter des Silvesterlaufes, wirbt in der Broschüre zur Stadtrangliste mit „laufend was veranstalten“ und auf seiner Homepage mit „Das Jahr laufend beenden!“.

Müssen Läufer, um beim „Nomen est omen“ zu bleiben, dann nicht passenderweise „Kinder wie die Zeit verläuft!“ sagen? Bei Walkern und Nordic Walkern ist es stimmig: „Kinder wie die Zeit vergeht!“