Handball Manfred Jahn sagt ade

Manfred Jahn beendet nach 40 Jahren seine Tätigkeit als Handballtrainer und Lehrer am Sportgymnasium.

Von Willi Olfert 09.06.2016, 23:01

Magdeburg l Als Manfred Jahn am vergangenen Sonnabend mit der A-Jugend des SCM das Parkett der Gieselerhalle verließ, konnte er es erhobenen Hauptes tun, denn die von ihm als Co-Trainer betreuten Jungen hatten zwar auch das Rückspiel um die deutsche Jugendmeisterschaft gegen den SC DHfK Leipzig mit vier Toren Differenz verloren, aber den Vizemeistertitel gewonnen.

Während des Spiels versprühte der 63-jährige bis zum Schluss Optimismus und Kampfeswillen. Diese Eigenschaften prägen das Leben des gebürtigen Kunrauers, der am Montag im Sportgymnasium von Schulleiterin Anke Misch, einer einst erfolgreichen Handballspielerin, aus seiner Lehrer- und Trainertätigkeit verabschiedet wird.

Nach dem Sportstudium mit der Handball-Spezialisierung an der renommierten DHfK Leipzig begann „Manne“ im SCM 1976 seine nun 40-jährige Trainerlaufbahn. Gern erinnert er sich der ersten Trainerjahre mit der männlichen Jugend und dabei an den späteren Oberligaspieler Heiner Benecke, der 14-jährig in einem Trainingslager in Harzgerode von der Skisprungschanze fast 30 Meter weit gesprungen war.

Mit zahlreichen DDR-Spartakiadesiegen, Jugendmeistertiteln und Medaillen empfahl sich Jahn 1989 nach dem so frühen Ableben seines Vorbildes Klaus Miesner als rechte Hand des neuen Oberligatrainers Hartmut Krüger. Holger Winselmann, Heiko Triepel und Gunnar Schimrock mögen für alle Spieler stehen, die den letzten DDR-Meistertitel und FDGB-Pokal sowie den Deutschland-Cup gewannen. Aber auch jüngere Spieler wie Steffen Stiebler, Yves Grafenhorst, Bennet Wiegert, Christian Schöne, Christian Sprenger wurden von ihm mitgeformt.

Als Jahn 1993 die Bundesliga-Frauen des SCM übernahm, in deren Reihen die Weltmeisterinnen Franziska Heinz und Gabi Palme agierten, war endgültig klar, dass er das seltene Talent besaß, Handballer beiderlei Geschlechts erfolgreich zu coachen. Die Ausprägung des Wir-Gefühls und der Mannschaftsharmonie standen für ihn ganz oben auf der To-Do-Liste. Humor und Ernsthaftigkeit hielten sich die Waage.

Ob mit dem jetzigen OSP-Leiter Helmut Kurrat als Trainer des Männer-Zweitligisten Fermersleber SV oder als Übungsleiter des HSC 2000 wieder im weiblichen Bereich arbeitend, danach die männliche C-Jugend des SCM betreuend und als Auswahltrainer des Landes die Jugend trainierend, passte er sich überall schnell an und setzte sich vor allem aufgrund seines ausgeprägten Gerechtigkeitsgefühls und seiner Ausgeglichenheit durch.

„Natürlich fielen ihm die Umstellungen nicht immer leicht, aber mit Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl meisterte er jede Situation,“ lobt ihn Kurrat. So ist er eine phänomenale Ausnahmeerscheinung, der als Trainer und Erzieher alle Facetten des Hoch- und Nachwuchsleistungssports sowohl im weiblichen wie männlichen Bereich beherrscht.

Sprichwörtlich sind sein Witz und seine Begeisterungsfähigkeit – nicht nur im Sport sondern auch, wenn er nach durchfeierter Nacht wegen fehlender Filtertüten den Morgenkaffee für seine Kollegen schon mal durch anderes Papier laufen ließ.

Die nur wenige Freizeit verbringt der Familienmensch gern beim Skifahren, in seinem Wochenendhaus mit seiner ihn rückhaltlos unterstützenden Ehefrau Anja und den Töchtern Yvonne und Ulrike, einer früheren Handball-Auswahlspielerin, sowie einer Enkeltochter.

Ein möglicher Nachfolger könnte der talentierte und überaus engagierte Jens Aebi sein. Dieser wünscht sich: „Ehrenamtlich wird Manfred hoffentlich noch einige Zeit den Magdeburger Handball unterstützen.“