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Floorball Von Salzwedel aus auf die große Bühne

Floorball gilt, auch wenn es sich im Aufwind befindet und immer populärer wird, noch immer als Randsportart.

Von Florian Schulz 18.02.2017, 04:00

Gieseritz/Wernigerode l Somit ist wahrscheinlich den meisten Sportanhängern in der Westaltmark nicht einmal bewusst, dass ein Akteur aus unserer Region in der 1. Bundesliga aktiv ist. Der 18-jährige Marvin Selzer, der aus Gieseritz stammt, geht aktuell für die Red Devils Wernigerode auf Punktejagd.

Wohl jeder Floorballer träumt davon, irgendwann den Sprung ins Oberhaus zu schaffen. Für den jungen und talentierten Marvin Selzer ist dieser Traum seit Beginn dieser Saison in Erfüllung gegangen. Von Hannover 96 wechselte der Angreifer zu den Red Devils nach Wernigerode, die in der 1. Bundesliga aktiv sind. Das Floorball-Abc erlernte Selzer jedoch einst bei den Grizzlys des TV Jahn Salzwedel.

Seine sportlichen Anfänge unternahm Marvin Selzer allerdings als Fußballer. Mit sechs Jahren spielte er erstmals für die SG Wallstawe/Langenapel/Dähre (Wa/La/Dä) und hörte auf die Kommandos von Trainer Mario Gebert. Viele seiner Kumpels überredeten Marvin damals zu diesem Schritt. Auf der Verteidigerposition konnte sich der Westaltmärker über mangelnde Einsatzzeit nicht beklagen. Zwei Jahre später entschloss sich Selzer jedoch, die Sportart zu wechseln und zum Schläger zu greifen. „Meine ältere Schwester Nora hat bei den Floorball-Grizzlys in Salzwedel gespielt und an einem Spieltag war ich dann auch mal dabei. Dabei hat es mich förmlich erwischt“, verrät der 18-Jährige schmunzelnd. Wenig später schloss sich der Gieseritzer den Hansestädtern an und schlug bald eine erfolgreiche Laufbahn ein. „Vor allem die hohe Geschwindigkeit fasziniert mich an dieser Sportart. Sie ist sehr schnell zu erlernen, zudem stehe ich auch dem Teamsport sehr nahe“, so Marvin Selzer, der speziell von den Trainern Gerd Bünte und „Papa-Grizzly“ Heino Radtke („Sie haben uns nicht nur trainiert, sondern darüber hinaus auch noch gefördert“) viel mitgenommen hat.

„Das lag an der starken Teamleistung“

Der Westaltmärker begann bei den Grizzlys seinerzeit auf der Verteidigerposition, wechselte aber mit der Zeit in den Angriff. „Ich denke, dass mich später meine Übersicht und meine Schnelligkeit ausgezeichnet haben“, verrät der Youngster. Der spielte mehrfach für die Landesauswahl Sachsen-Anhalts, wurde in der U17 Topscorer der gesamten Liga und spielte mit seiner Mannschaft mehrfach – darunter gleich zweimal mit der U15 – bei Deutschen Meisterschaften auf. „Das lag stets an der starken Teamleistung“, erinnert sich der Gieseritzer zurück. Der fühlte sich im Verein („Ich vermisse noch immer die Spieler, Eltern und die Kinder, die ich selbst trainiert habe“) stets pudelwohl und erinnert sich gern an gemeinsame erfolgreiche Auftritte mit seinen ehemaligen Mitstreitern zurück. Marvins großer Durchbruch folgte aber erst im Jahr 2015, als er aus Salzwedel, wo er im Herrenbereich in der Regionalliga aktiv war, zur neuformierten Vertretung von Hannover 96 in die 2. Bundesliga wechselte. Dorthin gelangte der Youngster durch seine ehemalige Vereinskollegin und Trainerin Jessica Schulz, die mittlerweile selbst in Hannover aktiv ist. „Sie nahm mich mit zu einem Probetraining, weshalb ich ihr auch sehr dankbar bin“, so der 18-Jährige.

Auch in Hannover entwickelte sich Marvin Selzer schnell zu einem Führungsspieler. „Ich denke, dadurch kam das Interesse an mir auf“, mutmaßt der Westaltmärker. Nach nur einer Saison in der niedersächsischen Landeshauptstadt führte sein Weg weiter nach Wernigerode. Bei den Red Devils hat sich der junge Offensivakteur seinen großen Traum von der 1. Liga erfüllt. „Mittlerweile habe ich mich hier recht gut eingelebt und bin dabei, mir hier eine Zukunft aufzubauen. Genau das ist auch mein langfristiges Ziel“, verrät Marvin. Auch seine Ausbildung plant der junge Gieseritzer, der zurzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) beim WSV Rot-Weiß – auch die Red Devils gehören diesem Verein an – absolviert und auch in der Harzstadt lebt, in Wernigerode. „Danach werde ich weitersehen. Wenn alles passt, bleibe ich auch gern länger“, so Selzer.

„Das ist schon etwas Besonderes“

Unter der Woche wird mit der ersten Bundesliga-Vertretung dreimal trainiert. Für Marvin Selzer und mehrere andere Nachwuchsakteure kommen drei weitere Einheiten in der U23 (zweite Herrenmannschaft) der „Roten Teufel“, in der der Westaltmärker parallel auch noch aktiv ist, hinzu. „Damit habe ich sechsmal Training pro Woche. Zudem gehe ich, so wie ich Zeit habe, auch noch ein- bis dreimal wöchentlich ins Fitnessstudio“, berichtet der Ex-Salzwedeler. Der ist stolz, der einzige Spieler aus der Westaltmark zu sein, der den Sprung ins Oberhaus geschafft hat. „Das ist schon etwas Besonderes. Dennoch muss ich hart trainieren, um mich hier zu halten“, weiß der 18-Jährige. Der Youngster mit der Rückennummer 69 hält große Stücke auf die Mannschaft von Trainer Gary Blume, die in der 1. Liga aktuell eine sehr gute Rolle spielt und in der oberen Tabellenhälfte mitmischt. „Ich möchte weiter so gut wie möglich trainieren und so sehen, was möglich ist“, blickt der Westaltmärker schon einmal vorsichtig in die Zukunft.

So lange wie möglich möchte Marvin Selzer diesen Sport auch weiterhin ausüben. „Große Pläne habe ich für die Zukunft ehrlich gesagt nicht. Ich denke aber, dass ich noch ein paar Jahre im Floorball zu Hause bin. Ich könnte mir durchaus vorstellen, noch bis zirka 30 aktiv zu sein“, verrät der Westaltmärker. Der wünscht sich nicht nur für die Sparte vom WSV Rot-Weiß mehr Mitglieder und vor allem junge Spieler, sondern auch für die deutschen Nationalmannschaften. Der 18-Jährige könnte sich sogar durchaus vorstellen, irgendwann wieder zu den Wurzeln, sprich zu den Floorball-Grizzlys aus Salzwedel, zurückzukehren. „Wann das allerdings sein könnte, kann ich nicht sagen“, so der Gieseritzer. Für den Floorballsport allgemein wünscht sich das Talent „mehr öffentliches Sponsoring und technisches Interesse, damit es die zukünftigen Spieler wieder leichter haben als ich“. Doch selbst wenn der Weg auch sehr steinig und mit harter Arbeit verbunden war, so hat sich Marvin Selzer mit dem Wechsel zu den Red Devils Wernigerode einen großen Traum erfüllt.