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Das Porträt der Woche: Der Fußballer Mats Wejsfelt vom Schönebecker SC über die Konstante Fußball Der tugendhafte Führungsspieler

Von Martin Mandel 19.03.2011, 04:26

Aufrichtig, ehrlich und vor allem aufgeschlossen, so muss man Mats Wejsfelt beschreiben. Auf diese Tugenden legt der Schwede, der im Oktober des vergangenen Jahres zum Landesligisten Schönebecker SC wechselte, großen Wert. Den Anspruch, diese zu erfüllen, stellt er an seine Mitmenschen und -spieler, aber zu allererst an sich selbst. Das war in seiner Zeit als Profi-Fußballer in seinem Heimatland der Fall, das stellte er drei Jahre im Trikot des 1. FC Magdeburg unter Beweis. Auch in Schönebeck will er daran anknüpfen, nicht nur auf dem Spielfeld.

Schönebeck. Ein wenig Wehmut schwingt in seiner Stimme mit, wenn der 31-Jährige über seine Jahre beim FCM spricht. "Das war die geilste Zeit meiner Karriere", sagt er, obwohl ihm auch dort sein Ziel, in einer deutschen Profiliga zu spielen, verwehrt blieb. Magdeburg scheiterte 2007 nur knapp am Aufstieg in die zweite Liga. Stets beliebt bei den Fans, zu denen er auch nach Niederlagen "nie den Kontakt gescheut" hatte, verbindet er auch heute noch durchweg Positives mit dem Verein, denn es war das erste längerfristige Engagement in Deutschland. Zuvor gab er nur kurze Gastspiele bei Sachsen Leipzig und in Babelsberg und man merkt schnell, dass er darüber nicht glücklich ist. Das unstete Leben eines Fußballers mit vielen Ortswechseln bringt zwar viele Vorteile, doch die Sehnsucht nach einer gewissen Konstanz kann auch der bodenständige Schwede nicht verbergen.

Jedoch hat er diese Konstante wiederum auch im Fußball gefunden, für ihn ist er das "A und O", das, "was am meisten Spaß macht". Aufgewachsen in einer Kleinstadt nahe Helsingborg erlernte er bereits früh das Fußball-ABC. "Mein Vater war Trainer und hat mich immer mitgenommen, seitdem ich laufen kann", berichtet Wejsfelt. "Im Verein spiele ich, seitdem ich fünf Jahre alt bin." Seither ließ ihn die Leidenschaft nicht mehr los, sie führte ihn nach Deutschland, sie führte ihn auch nach Schönebeck.

Seit Oktober spielt er beim SSC, stieß in einer schwierigen Zeit zur Mannschaft, jene, in der die Elf von Trainer Christian Kehr ins Mittelmaß der Landesliga abrutschte. Es ist dann Wejsfelts aufrichtige Art, dass er mit den Gegebenheiten umzugehen weiß, mit neuen Menschen an seiner Seite, mit Misserfolgen. Es ist eben die Konstante Fußball, die sein Leben bereichert, auch in der siebten Liga. Doch er weiß auch, dass es nicht die einzige sein soll. Eine zweite, seine Freundin Jeanette, kennt er bereits aus Schulzeiten, seit zehn Jahren sind sie ein Paar. In Magdeburg haben sie zusammen eine Wohnung bezogen.

Was er privat vorlebt, soll nun auch beruflich folgen, denn so ehrlich ist er zu sich selbst, "man kann ja nicht ewig kicken, man muss auch an die Zukunft denken". Deshalb hat er sich ein zweites Standbein aufgebaut, absolviert derzeit eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann. Auch hier will er seine Tugenden auf gar keinen Fall ablegen. "Langfristig hat man mehr davon, wenn man offen und ehrlich ist." Mit dieser Devise überprüft er sich stets selbst, kann sich daher eine Rückkehr in den Profi-Fußball, gar zum FCM, nur noch schwer vorstellen. Dennoch möchte er diesem Sport in jedem Fall verbunden bleiben. "Ich könnte mir später vorstellen, Trainer zu werden", sagt Wejsfelt.

Doch bevor es soweit ist, will er noch fünf Jahre als Spieler aktiv sein. Ausgeschlossen ist es nicht, das zumindest ein Großteil davon in Schönebeck sein wird. "Fußball ist Fußball, ganz gleich in welcher Liga. Wichtig ist, dass man Ziele hat und diese auch verfolgt", sagt Wejsfelt. Diese sind beim SSC klar umrissen. Nach einer missglückten Hinrunde und einer zuletzt beeindruckenden Siegesserie soll der Aufstieg in die Verbandsliga gelingen. "Es gibt klare Strukturen und denen ist zu folgen", sagt Wejsfelt, der sich nicht etwa als der letzte fehlende Baustein sieht, sondern eher als ein gleichberechtigter Teil dieser Mannschaft, die "verstanden hat, worum es geht". Dennoch ist er auf dem Platz eine Führungs-figur, die Anweisungen gibt, seine Mitspieler fordert. Diese Rolle soll er auch einnehmen, Trainer Kehr verlangt es. "Das gibt mir aber nicht das Recht, alles zu machen, so wie ich es will", schätzt Wejsfelt ehrlich ein. Es sind eben seine Tugenden, die er auf dem Spielfeld nicht vernachlässigt. Aber auch privat und beruflich sind sie sein ständiger Begleiter, und sollen es auch bleiben.