1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Jana Beckmann ist auf Trap

Olympia Jana Beckmann ist auf Trap

Trap-Schützin Jana Beckmann hat die Nerven behalten und sich im dritten Anlauf den Traum von einem Olympiastart erfüllt.

Von Janette Beck 18.07.2016, 01:01

Magdeburg l Das Beste kam bei Jana Beckmann zum Schluss: 15 von 16 Olympiatickets waren im Deutschen Schützenbund bereits vergeben. Nur um jenes im olympischen Trapwettbewerb der Frauen gab es bis zuletzt einen spannenden Zweikampf zwischen Sonja Scheibl (Itzstedt) und der für die Privilegierte Schützengilde Nienburg startenden Magdeburgerin.

Ganz so, wie es ihre Art ist – bedächtig, Schritt für Schritt, fast unauffällig, aber dennoch ehrgeizig und fokussiert – hatte sich die 33-Jährige an ihr großes Ziel herangepirscht. Nach der ersten Ausscheidung lag noch Scheibl, Olympiateilnehmerin von 2012 in London (17.) hauchdünn mit 67:66 Treffern vorn. Beim alles entscheidenden Weltcup behielt Beckmann jedoch in der Hitze des Gefechts einen kühlen Kopf und setzte sich mit der Saisonbestleistung von 68 Scheiben gegen ihre Konkurrentin durch (65).

Am Ziel ihrer sportlichen Träume und auf dem Olymp ihrer Leistungsfähigkeit angelangt, schaut Jana Beckmann auf einen langen und steinigen Weg zurück. Begonnen hatte alles 1997, als sie 14 Jahre alt war. Da nahm sie ihr vier Jahre älterer Bruder Eike, WM- und EM-Bronzemedaillengewinner im Trapschießen, das erste Mal mit zum Schießstand auf den Schönebecker Hummelsberg. „Das Schießen liegt bei uns Beckmanns in den Genen. Mein Opa, mein Vater und mein Bruder sind Sportschützen und Jäger.“ Sie habe sich angeschaut, was der Bruder da macht, und sich gesagt: Was der kann, kann ich auch!“ Und tatsächlich, gleich der allererste Schuss sei ein Volltreffer gewesen, versichert die Olympionikin.

Sofort Feuer gefangen und vom Ehrgeiz gepackt begann Beckmann im Schützenverein in Schönebeck zu trainieren. Mit Erfolg. Die Bewegungsabläufe wurden automatisiert, Antizipationsfähigkeiten geschult und mentale Stärke aufgebaut. Die Trefferquote stieg mit der Zeit kontinuierlich. Inzwischen liegt der Hausrekord der WM-Vierten von 2013 und 2014 bei 73 von 75 möglichen Treffern.

Doch der Preis, den sie dafür buchstäblich oftmals zahlt, ist hoch, denn das Training ist zeit- und kostenintensiv. Vom Verband bekommt die Kader-Schützin ein Kontingent von rund 8000 Schuss zur Verfügung gestellt und die 4000 Euro teure Bockflinte wird vom italienischen Waffenhersteller „Zoli“ gesponsert. Doch bei 15 000 Schuss im Jahr und Pendelei zum Training muss kräftig zugebuttert werden. Dazu teilt die einstige Langzeitstudentin das Los vieler, die ihre Passion in einer „absoluten Randsportart“ gefunden haben: „Für uns Schützen interessieren sich eh nur die Insider, Familie und Freunde. Mediale Aufmerksamkeit bekommen wir, wenn, nur alle vier Jahre mal bei Olympia.“

Den komplizierten Spagat zwischen Sport und Beruf (seit dem erfolgreichen Master-Abschluss an der Uni in Magdeburg unterstützt die 33-Jährige am Steinbeis-Transferinstitut die Organisation von Qualifizierungsmöglichkeiten für Erzieherinnen) hat sie inzwischen genauso gut im Griff wie die Waffe mit dem maßgeschneiderten Schaft. Alles nur eine Frage der Organisation und Anpassung. „Ich praktiziere das Blocktraining: Das heißt, ich arbeite anderthalb Wochen in Magdeburg und fahre danach eine Woche zum Training. Meistens nach Suhl.“ Dort ist sie mit ihrem Heimcoach Axel Krämer rund acht Stunden am Tag auf dem Schießstand zu finden.

Darüber hinaus tut Beckmann auch viel für die allgemeine Fitness. „Ich laufe und absolviere regelmäßig ein Kraftprogramm für Rumpf und Arme. Dazu kommt noch das mentales Training.“ Und das nicht zu knapp, schließlich entscheide in ihrem Sport zu großen Teilen der Kopf („Ich schätze mal gut 70 Prozent“) über getroffen oder daneben.

Die Faszination, die für sie vom Trapschießen ausgeht, hat die Mannschaftsweltmeisterin bis heute nicht losgelassen, auch wenn im Einzel der „goldene Schuss“ in neun Jahren Nationalmannschaft noch auf sich warten lässt. „In einer Drucksituation locker im Kopf zu bleiben. Die Balance zwischen Anspannung/Entspannung zu halten und sich immer wieder neu auf ein Ziel konzentrieren zu können. Präzision an den Tag zu legen und vom ersten bis zum 75. Schuss auf den Punkt da zu sein. Das alles macht für mich den Reiz dieser Sportart aus“, schwärmt die Schützin und macht damit klar: Die Welt der Jana Beckmann ist viel mehr als nur eine (Wurf-)Scheibe.