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Weltkriegsbombe Ein Schatz aus Rost und Papier

Eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg ist dem Städtischen Museum Halberstadt geschenkt worden. Sie barg einen überraschenden Inhalt.

Von Holger Manigk 14.05.2016, 01:01

Halberstadt l Eine verrostete Stahlröhre ist der neue Schatz des Städtischen Museums in Halberstadt. Die Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg diente dazu, Flugblätter zu verteilen – „und passt damit perfekt in unsere Sonderausstellung ‚Der 8. April 45 – Halberstadt brennt‘“, sagt Museumsdirektor Armin Schulze.

Wo und wann das mehr als 70 Jahre Relikt gefunden wurde, lässt sich nicht mehr feststellen, berichtet der Spender des Exponats, Ralf Habermann. Der Halberstädter arbeitet für das Kampfmittelräum-Unternehmen Dynasafe im brandenburgischen Ludwigsfelde. „Die Bombe ist nie verschossen worden. Sie wurde irgendwo liegen gelassen, als der Kampfverband weiterzog“, vermutet der Sprengstoffexperte. Auf dem schnellen Vormarsch Richtung Berlin hätten die alliierten Truppen ganze Munitionslager in der Erde verbuddelt gelassen.

Als er die Bombe zur Vernichtung aufschnitt, traten zu Habermanns Überraschung statt Sprengstoff Unmengen Papier zu Tage. „Die enthaltenen Flugblätter sind in erstaunlich gutem Zustand – weder feucht noch verwittert“, sagt der 61-Jährige. Rund 30 000 Blätter seien mit jeder Bombe verteilt worden. Mit den Propaganda-Zetteln sollten die deutschen Soldaten zum Aufgeben und Beenden des sinnlosen Tötens bewegt werden, erläutert Schulze.

Auf den Papieren ist zu lesen, was „Weitermachen“ und „Schlussmachen“ mit dem Krieg für den Soldaten bedeutete. „Funde wie dieser sind äußerst selten“, sagt der Direktor des Städtischen Museums. Umso wertvoller sei das neue Exponat. „Wer mit solch einem Flugblatt erwischt wurde, musste mit drakonischen Strafen rechnen“, sagt Armin Schulze. Deshalb seien die meisten der Flugblätter schnell vernichtet worden oder die Finder hätten sich mit dem Zettel in den Händen ergeben.

Als Habermann sich über die Dimension seines Fundes bewusst wurde, habe der Sammler alter Papiere sofort den Plan gefasst, Bombe und Inhalt dem Museum in seiner Heimatstadt zu schenken. „Ich wurde 1954 in Halberstadt geboren und habe die Folgen des Krieges in der zerbombten Stadt hautnah miterlebt.“ Als Kind habe Habermann in den Ruinen und Trümmern gespielt.