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Ausbildungsplätze bleiben frei: Aber manche Bewerber unversorgt

16.08.2014, 08:31

Magdeburg - Angesichts der demografischen Entwicklung werden die Unternehmen in Sachsen-Anhalt in diesem Jahr erneut viele Ausbildungsplätze nicht besetzen können. Gleichzeitig gibt es aber auch Berufe, bei denen es vor dem offiziellen Beginn des Ausbildungsjahres am 1. September mehr Bewerber als Stellen gibt, ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. "Noch nie waren die Chancen für Schüler so gut wie jetzt", sagt der Geschäftsführer der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Lutz Mania. Jeder Jugendliche könne einen Ausbildungsplatz bekommen - wenn er etwas wolle und etwas könne.

Im Juli dieses Jahres hatte die Bundesagentur für Arbeit noch 3983 unversorgte Bewerber registriert, zugleich waren 4405 unbesetzte Stellen erfasst. Allerdings: Nach den Erfahrungen der Bundesagentur entscheiden sich einige der Bewerber doch noch für eine weiterführende Schule oder einen Studienplatz. Im vergangenen Jahr waren nach den Daten der Bundesagentur 507 Bewerber unversorgt geblieben und 593 Stellen unbesetzt.

Aufgeteilt nach Berufen ergibt sich ein differenziertes Bild. Vor allem im Bereich Produktion und Fertigung sind noch viele Stellen frei. In der Kategorie Feinwerk- und Werkzeugtechnik kamen zuletzt etwa sieben freie Ausbildungsstellen auf einen unversorgten Bewerber. Auch bei Hotels und Gaststätten waren noch Hunderte Lehrstellen frei. Im Bereich Verkauf dagegen überstieg die Bewerberzahl das Angebot deutlich. "Für junge Menschen ist es wichtig, dass Sie sich mit der vollen Bandbreite der Berufswelt auseinandersetzen", sagt der Sprecher der Bundesagentur, Kristian Simon Veil.

Für viele Unternehmen ist die Lage ernst. "Besetzungsschwierigkeiten haben erneut deutlich zugenommen - auch Großbetriebe scheinen zunehmend betroffen", sagt der Sprecher der IHK Magdeburg, Frank Laudan. "Der Druck auf den Ausbildungsmarkt ist hoch", heißt es auch bei der IHK Halle-Dessau. Ursachen seien, dass es im Zuge einer immer älter werdenden Gesellschaft weniger Schulabgänger gebe und dass zudem mehr junge Menschen studieren wollten.

"Wenn wir das Ergebnis vom vergangenen Jahr erreichen, wären wir sehr froh, denn die Lehrlingszahlen gehen seit Jahren zurück", erklärt die Sprecherin der Handwerkskammer Magdeburg, Anja Gildemeister.

Die Unternehmen müssen sich nach Ansicht der Bundesagentur auf die neue Situation einstellen. "Wer das nicht macht, riskiert leer auszugehen", sagt Mania. Vor allem müssten die Unternehmen den Jugendlichen auch längerfristige Perspektiven bieten. Denn bisher würden lediglich 58 Prozent der Ausbildenden danach auch übernommen.

Die Firmen verstärken inzwischen auch ihr Buhlen um Lehrlinge. Im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) etwa wollen sich im September gut 30 Firmen an einem bundesweiten Aktionstag beteiligen und ihre Tore öffnen.

"Um sich als Unternehmen bekanntzumachen und Jugendliche frühzeitig zu finden, hat sich das Angebot von Praktikumsplätzen in den letzten Jahren deutlich erhöht", berichtet etwa die Geschäftsführerin Aus- und Weiterbildung der IHK Halle-Dessau, Simone Danek.

Die Anwerbung von Auszubildenden aus dem Ausland ist unterdessen noch schwach ausgeprägt. "Im südlichen Sachsen-Anhalt gibt es bisher ein paar wenige Projekte, bei denen versucht wird, ausländische Jugendliche als Auszubildende anzuwerben", sagt Danek. Für den Erfolg sei aber eine intensive Betreuung der jungen Leute vor Ort notwendig.

"Im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland ist das Interesse der Unternehmen in Sachsen-Anhalt noch zurückhaltend", berichtet die IHK Magdeburg. Sie hat ein Projekt mit der Gemeinde Puebla de Vallbona in Spanien - bislang kamen sieben junge Auszubildende nach Sachsen-Anhalt.