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"Schwesterherz" Kristina Ohlsson bringt Hochspannung aus Schweden

Wer ist Lucifer? Die Frage beschäftigt den Rechtsanwalt Martin Benner, nachdem er einen Fall übernommen hat, durch den er und seine Familie in höchste Gefahr geraten. "Schwesterherz", der erste Band eines Zweiteilers der Schwedin Kristina Ohlsson, führt in eine Verbrecherwelt zwischen zwei Kontinenten.

Von Frauke Kaberka, dpa 16.05.2017, 13:55

München (dpa) - Von der Terrorismusexpertin zur Vollzeitautorin: Die Schwedin Kristina Ohlsson - Krimifans längst bekannt durch ihr Ermittlerduo Alex Recht und Frederika Bergman - hat sich beruflich von der Außenpolitik verabschiedet und inzwischen ganz dem Schreiben zugewandt.

Nun hat sie auch noch einen neuen Mann ins Spiel gebracht: Martin Benner, Rechtsanwalt, dunkelhäutig, Frauenversteher und -liebhaber und darüber hinaus Adoptivvater seiner eigenen Nichte. "Schwesterherz" heißt der erste Band eines Zweiteilers, in dem Benner in ein undurchsichtiges, lebensgefährliches Komplott gezogen wird und mit dem die 38-jährige Autorin sofort in ihrer Heimat die Spitze der Bestsellerlisten eroberte.

Alles beginnt mit dem Besuch eines merkwürdigen Mannes namens Bobby Tell, den Benner nur ungern empfängt, denn gedanklich ist er bereits mit seiner Kanzleipartnerin und Gelegenheits-Bettgespielin Lucy im Urlaub an der Côte Azur. Überhaupt hat der smarte und erfolgreiche Anwalt keine Lust, sich auf das kryptisch vorgetragene Anliegen seines Gastes einzulassen, weil offensichtlich sinnlos: Bobby Tell will, dass Benner seine Schwester Sara rehabilitiert, die fünf Morde gestanden hat, sich aber noch vor ihrer Verurteilung umbrachte.

Nicht nur ihr Geständnis, sondern auch erdrückende Beweise sprechen für die Schuld Saras und gegen ein Engagement Benners. Zudem rät nicht nur Lucy ihm ab, sondern auch Benners Polizisten-Freund Didrik, der ihm Einblick in die Akten gewährt. Was genau es ist, das ihn dennoch veranlasst, Bobby Tells Auftrag anzunehmen, weiß der 44-Jährige lange selbst nicht. Doch bald ist er so in den Fall verstrickt, dass es kein Zurück mehr gibt - zumal zwei weitere Morde geschehen, die nun ihm angelastet werden.

Es ist eine irre Reihe von Ereignissen, die Benner mit Lucys Hilfe zu entwirren sucht, die ihn nach Texas führt und ihn auf den großen Unbekannten stoßen lässt, vor dem alle Welt scheinbar die Waffen streckt: Lucifer. Nicht nur der Anwalt wird bei der Jagd nach eben diesem Mann, der offenbar alle Fäden in der Hand hält, atemlos, sondern auch der Leser. Benner muss nicht nur um sein Leben fürchten, sondern auch um das Lucys und Belles, seiner Tochter. Denn Lucifer scheint überall und übermächtig zu sein.

Obwohl ordentlich verzweigt und mit etlichen Nebenpfaden ausgestattet, ist die Story dank einer klugen Komposition leicht zu verfolgen. Interessant (und passend) ist, dass Ohlsson sich hier einer härteren und gleichzeitig salopperen Sprache bedient als in ihren Bergman-Recht-Büchern. Auch wenn "Schwesterherz" kein politischer Thriller ist, kommen der Autorin doch einmal mehr ihre Erfahrungen als ehemalige Mitarbeiterin des schwedischen Außenministeriums und der OSZE zugute.

Das Ende ihres Romans - so merkt der Leser am Schluss - ist gar kein richtiges Ende, nur eine kleine Atempause. Bis zum Juni. Denn dann folgt mit "Bruderlüge" der zweite und letzte Teil des intelligenten Thrillers, der Hochspannung und beste Unterhaltung bietet.

- Kristina Ohlsson: Schwesterherz, Limes Verlag München, 480 Seiten, 14,99 Euro, ISBN 978-3-8090-2663-1.

Schwesterherz