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IS-Hochburg Entscheidende Phase im Kampf um Mossul

Die irakischen Streitkräfte rücken seit Sonntag auf den Westteil von Mossul vor. Damit beginnt der Versuch der vollständigen Rückeroberung.

19.02.2017, 07:25

Bagdad (AFP) l Die irakischen Streitkräfte rücken seit Sonntag auf den Westteil von Mossul vor. Damit beginnt eine neue und entscheidende Phase in der Offensive zur vollständigen Rückeroberung der letzten irakischen Großstadt aus den Händen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Diese startete vor vier Monaten.

Wo genau befinden sich die irakischen Kräfte?
Einheiten der paramilitärischen Bundespolizei haben am Sonntag fünf Dörfer im Süden von Mossul eingenommen. Einer der Orte grenzt fast schon an den stillgelegten Flughafen, der im äußersten Süden der Stadt am Westufer des Tigris liegt - der Fluss trennt Mossul in einen östlichen und einen westlichen Teil. Unterstützt werden die Polizeikräfte von den Schnellen Eingreiftruppen des Innenministeriums und regulären Militäreinheiten.

Die im Kampf gegen den IS erfahrensten Kräfte, die Anti-Terroreinheit CTS, ist in der ersten Phase der neuen Offensive nicht dabei. Sie dürften aber in den nächsten Tagen in den Westteil der Stadt einrücken.
Im Südwesten Mossuls haben schiitische Milizionäre der Haschd al-Schaabi (Volksmobilisierungseinheiten) die Versorgungswege des IS zwischen Mossul und Syrien abgeschnitten. Derzeit stehen sie kurz vor der vom IS kontrollierten Ortschaft Tal Afar.
Im seit Januar zurückeroberten Ost-Mossul sind mehrere Gruppierungen aktiv - allerdings nicht die Peschmerga. Die Kämpfer der irakischen Kurdengebiete stehen wenige Kilometer östlich und nördlich von Mossul und dürften auch nicht in die Stadt einrücken.

Wie sieht die Strategie für die Einnahme West-Mossuls aus?
Geplant ist zunächst die Einnahme des Flughafens und einer nahegelegenen Militärbasis unter IS-Kontrolle. Danach wollen die irakischen Kräfte versuchen, aus mehreren Richtungen in den Westteil der Stadt einzudringen, darunter auch über den Tigris - Pontons (schwimmende Brücken) sollen dabei helfen.
West-Mossul ist kleiner, aber dichter besiedelt als der Osteil. Die Straßen rund um das historische Zentrum sind eng und für große Militärfahrzeuge oft nicht passierbar. Zudem verfügt die IS-Miliz dort womöglich über einen größeren Rückhalt in der Bevölkerung als im Ostteil der Stadt. Experten warnen vor einem blutigen "Häuserkampf", der noch härter sein dürfte als im Ostteil der Stadt.
Unterstützt werden die irakischen Kräfte durch Luft- und Artillerieangriffe der US-geführten Koalition. Diese unterhält zudem Spezialeinheiten am Boden, um die irakischen Kräfte zu beraten.

Was bedeutet die Offensive für die Bewohner Mossuls?
Wie schon im Ostteil rief die irakische Armee auch die Bewohner des Westens auf, in ihren Häusern zu bleiben. "Wir wissen, dass der IS Menschen angreift, die versuchen zu fliehen", sagte Abdulwahab al-Saadi von der Anti-Terroreinheit CTS. "Wir sind davon überzeugt, dass sie besser geschützt sind, wenn sie zu Hause bleiben." Beim Kampf um Ost-Mossul habe die Strategie geholfen, die Zahl der zivilen Opfer zu begrenzen.

Tatsächlich blieb die von den Hilfsorganisationen erwartete Massenflucht aus dem Ostteil aus. Im dichtbesiedelten Westteil könnte das jedoch anders sein, da die Kämpfe oder eine Belagerung die ohnehin prekären Lebensbedingungen der schätzungsweise noch 750.000 Einwohner weiter verschlechtern dürften. Hilfsorganisationen begannen deshalb bereits mit der Einrichtung neuer Notunterkünfte rund um Mossul.

Aber auch sie warnen, dass wegen der vielen Landminen und Heckenschützen eine Flucht für die meisten Familien zu gefährlich sei. Nach Angaben der Kinderschutzorganisation Save The Children sitzen allein 350.000 Kinder in West-Mossul fest.