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Brexit Wood: Großbritannien stünde schlechter da

Der britsche Botschafter Sebastian Wood spricht über das EU-Referendum am 23. Juni.

Von Alois Kösters 25.05.2016, 01:01

Noch einmal zur Erklärung: Warum strengen die Briten ein EU-Referendum an?

Sebastian Wood: Die Briten machen sich seit Jahren große Sorgen über Einwanderung und Migration. Es ist das empfindlichste Thema der britischen Politik geworden. Unsere Bevölkerung ist in den vergangenen 15 Jahren um 11 Prozent gewachsen, die Hälfte davon durch Einwanderung. Viele Wähler glauben, dass unser soziales System dadurch überlastet wird. Deshalb war es wichtig für unseren Premier, in den EU-Reformverhandlungen zu erreichen, dass der Zugang zu Sozialleistungen auf diejenigen beschränkt werden soll, die schon einen Beitrag dazu geleistet haben.

Hätte Großbritannien den Zugang nicht schon vor Jahrzehnten – unabhängig von der EU – beschränken können?

Wir haben uns vor allem um die Unterstützung Langzeitarbeitsloser bemüht. Leider ist das ein falscher Anreiz für Einwanderung gewesen. Durch die Reformen kann der Regierungschef Cameron den Briten nun sagen: Die Arbeitnehmerfreizügkeit ist das was sie verspricht – überall in der EU zu arbeiten. Und nicht die Freiheit, sich die EU-Länder mit den großzügigsten Sozialleistungen auszusuchen.

Gibt es weitere Gründe?

Ja, wir wollen keine weitere Verlagerung der Souveränität nach Brüssel haben. Das hat etwas mit der Geschichte und Geografie Großbritanniens zu tun. Wir leben auf einer Insel, unsere Institutionen haben sich seit 900 Jahren entwickelt. Die Wähler verstehen nicht, warum sie weitere Kompetenzen nach Brüssel verlagern sollen. Das ist ein wichtiger Unterschied zwischen Großbritannien und Deutschland.

Was passiert, wenn Großbritannien die EU verlässt?

Die Regierung hat versucht, den Wählern zu erklären, was passieren würde. Es müsste einen Prozess nach Art. 50 der EU-Verträge geben. Also Verhandlungen über den Austritt, die die künftigen wirtschaftlichen Beziehungen Großbritanniens und der EU regeln müssten. Das könnte sehr kompliziert und langfristig sein, was zu langer Unsicherheit führen würde. Am Ende hätten wir eine neue Art von Beziehungen zwischen uns. Großbritannien stünde nach dem EU-Austritt sicher schlechter da, vor allem wirtschaftlich.