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Ölpreis Der Anfang vom Ende der Opec

Die Förderstaaten können sich nicht auf Drosselung der Ölproduktion einigen.

18.04.2016, 23:01

Doha/Frankfurt (dpa) l Es sollte der entscheidende Wendepunkt im Preistief werden. Doch die hohen Erwartungen an die Opec erwiesen sich als Rohrkrepierer. Am Sonntag scheiterten Gespräche zwischen Russland und führenden Mitgliedern des Rohstoffkartells, die eine Deckelung der Fördermengen bringen sollten.

1. Warum konnten sich die Ölmächte nicht untereinander verständigen?

„Eine Einigung auf Produktionsobergrenzen ist an Saudi-Arabien gescheitert“, sagt Experte Eugen Weinberg von der Commerzbank. Seiner Einschätzung nach endete das Treffen in Doha (Katar) als „Fiasko“. Die Saudis hatten die Teilnahme aller Staaten der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) gefordert, das wichtige Mitglied Iran saß aber nicht mit am Verhandlungstisch. Nach der Aufhebung des Embargos will Teheran seine Förderung hochfahren.

2. Wie haben sich Benzin- und Heizölpreise zuletzt entwickelt?

Anfang April blieb Sprit an deutschen Tankstellen im langjährigen Vergleich günstig, auch wenn sich nach Daten des ADAC eine Schere zwischen verschiedenen Sorten auftat: Während Diesel im Schnitt 1,016 Euro pro Liter kostete, kletterte der Preis für einen Liter Super E10 leicht auf 1,251 Euro. Seit Ende Februar hatten die Werte tendenziell wieder zugelegt. Auch beim Heizöl ging es hoch: Am vorigen Donnerstag lag der Preis laut Online-Plattform „heizoel24“ bei 44,8 Cent je Liter, zum Jahresstart waren es 35 Cent gewesen. Doch der Gesamttrend beim Rohöl bleibt unverändert: Von Mitte 2014 bis Ende 2015 fiel der Preis um bis zu 70 Prozent, das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) sieht nur eine „einstweilige Trendwende bei Rohstoffpreisen“.

3. Was spricht jetzt für einen neuerlichen Rückgang der Ölpreise?

Das Opec-Kartell gibt nach außen ein tief zerstrittenes Bild ab. Die Interessen von Großförderern wie Saudi-Arabien stehen denjenigen kleinerer Mitglieder gegenüber. „Es ist der Anfang vom Ende der Opec“, meinte die Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Claudia Kemfert, im Nachrichtensender n-tv. Das Rohöl-Überangebot könnte laut Schätzung der Investmentbank Morgan Stanley weiter steigen. Sollten die Saudis ihre Förderung mehr als bisher vorgesehen anheben, gleichen sich Angebot und Nachfrage womöglich erst 2018 wieder aus. Die Internationale Energieagentur (IEA) hatte dies zuvor für die zweite Jahreshälfte 2016 angenommen.

4. Was spricht für eine Stabilisierung oder einen deutlichen Anstieg?

Nach einem anfänglich starken Rückgang am Montag hielten sich die Verluste in Grenzen. An der Strategie Saudi-Arabiens dürfte sich vorerst kaum etwas ändern. Auch ein Streik der Ölarbeiter in Kuwait wirkte sich nur kurzzeitig stützend auf die Preise aus, kommentierten die Analysten der Investmentbank Goldman Sachs. Zudem gingen sowohl die Zahl der aktiven Ölförderanlagen als auch die Produktion in den USA zuletzt zurück. Die umstrittene Fracking-Methode in den USA ist einer der Hauptgründe für das globale Überangebot an Öl.

5. Welche Rolle werden einzelne Förderländer künftig spielen?

Der mächtigste Opec-Staat Saudi-Arabien will mit niedrigen Preisen andere Förderländer aus dem Markt drängen. Andere Staaten wie etwa Venezuela sind auf viel höhere Preise angewiesen. Für Russland ist das ebenfalls ein Problem, weil seine Staatseinnahmen sich zu großen Teilen aus dem Öl- und Gasgeschäft speisen. Die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde warnt: „Nun rächt sich, dass es die von Rohstoffexporten abhängige russische Wirtschaft in der Zeit des Überflusses verpasst hat, sich zu diversifizieren.“

6. Wo ist der Zusammenhang zur Lage der US-Ölindustrie?

Die USA sind mit der umstrittenen Fördertechnik Fracking zu einem wichtigen Ölexporteur aufgestiegen. Allerdings ist die Technologie vergleichsweise teuer. Unter dem Druck des Billigöls geraten daher immer mehr US-Förderer ins Schlingern. Jüngstes Beispiel: Am vorigen Donnerstag musste der Öl- und Gasproduzent Energy XXI Insolvenz anmelden, am Freitag folgte Goodrich Petroleum. Inzwischen ist die Zahl der aktiven US-Bohrlöcher auf den tiefsten Stand seit November 2009 gesunken, Experten der IEA sehen kein Ende des Rückgangs.

7. Welche Gefahren birgt der Ölpreisverfall noch?

Förderländer und -industrie sind am stärksten betroffen. Indirekt und mittelfristig könnten aber Exporte aller Branchen in Ölländer leiden. Experten der Deutschen Bank sagen schon jetzt: „Das Ende der goldenen Ära der Ölstaaten wird das Wachstum deutscher Exporte 2016 dämpfen.“