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Vogelgrippe In Veckenstedt bleibt die Weide leer

Tausende Gänse weiden normalerweise um Veckenstedt. Seit die Vogelgrippe im Harz angekommen ist, müssen die Tiere im Stall bleiben.

Von Jörn Wegner 26.11.2016, 00:01

Veckenstedt l Tausende Gänse bevölkern normalerweise die Wiesen am Rand von Veckenstedt. Doch seit Donnerstag herrscht in dem Dorf im Harzvorland statt Dauergeschnatter Stille. Nachdem erstmals Fälle von Vogelgrippe im Landkreis entdeckt wurden, ist die Stallpflicht auch auf den Harzkreis ausgeweitet worden. Damit muss nun sämtliches Federvieh in allen Kreisen Sachsen-Anhalts im Stall bleiben.

„Ich kann kaum noch schlafen“, sagt Thomas Felgendreff. Er leitet einen großen Agrarbetrieb in Veckenstedt. Drei Herden Gänse mit 3700 Tieren gehören zu seinem Besitz.

„Normalerweise kommen die Tiere morgens auf die Weide und fressen dann den ganzen Tag Gras“, erklärt der Landwirt. Jetzt ist das anders. Die Tiere würden morgens an der Stalltür warten, die bleibt jedoch seit Donnerstag geschlossen. Noch geht das gut, sagt Felgendreff, aber Gänse halten es drin nicht lange aus. Stallpflicht bedeutet Stress, und der äußert sich nach einer Weile, zum Beispiel durch Federpicken.

Wirtschaftliche Einbußen hat Felgendreffs Betrieb bislang nicht zu verzeichnen. Im Gegenteil. „Die Nachfrage steigt eher.“ Kunden würden sich sorgen, dass sie bald gar keine Weihnachtsgans mehr bekommen. Der Andrang im Hofladen gibt ihm Recht. Ein Kunde nach dem anderen gibt dort seine Bestellung für den Weihnachtsbraten ab.

Die Vogelgrippe tritt in diesem Jahr zum ersten Mal im Harz auf, sagt Felgendreff. Sein Betrieb ist bislang nicht betroffen. Die Seuche kündigt sich aber nicht langsam an. „Es ist möglich, dass ich morgen in den Stall komme, und die halbe Herde liegt tot da.“ Entdeckt wird die Seuche erst, wenn erste Tiere sterben oder tote Wildvögel in der Umgebung gefunden werden. Das würde einen herben wirtschaftlichen Verlust bedeuten, auch wenn Gänse nur einen Teil des Geschäfts des Veckenstedter Betriebs ausmachen.

Die nahe Weihnachtszeit könnte aber Glück im Unglück bedeuten. In der kommenden Woche gehen die ersten Gänse zum Schlachter. Felgendreff hofft, dass seine Herden weiter gesund bleiben. „Die Tiere sind sowieso schlachtreif“, sagt er. Breitet sich die Seuche jedoch aus, müssten die Tiere getötet und vernichtet werden.

Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft gibt unterdessen Entwarnung: „Keinerlei Auswirkungen“ habe die Seuche bislang auf die Geflügelversorgung. Dennoch mussten etwa in einem niedersächsischen Betrieb fast 100 000 Tiere getötet werden.