TV-Tipp Der Chef ist tot

Die TV-Krimikomödie "Der Chef ist tot" ist eine unfreiwillig komische Geschichte um einen absurden Vorgang - nämlich das plötzliche Ableben eines Vorgesetzten.

Von Klaus Braeuer, dpa 21.05.2017, 23:01

Berlin (dpa) - Auf den Chef ist der Arbeitnehmer nicht immer gut zu sprechen, egal aus welchen Gründen auch immer. Manchmal kann so ein Zwist bis zur Rente dauern - es sei denn, man kündigt vorher.

Oder den Chef segnet unverhofft das Zeitliche. Genau das passiert in der Krimikomödie "Der Chef ist tot", die an diesem Montag (20.15 Uhr) im ZDF zu sehen ist.

Ein Sarg wird herausgetragen, aus der Zweigstelle eines Logistikunternehmens, und drin liegt ausgerechnet der Chef, Peer Althoff (Guido Lambrecht). Es folgt ein Rückblick: Erst einen Tag zuvor, einem Montag, hatte er verkündet, dass auf Anordnung der Zentrale eine Stelle eingespart werden müsse. Althoff wollte aber jedem Mitarbeiter die Chance geben, sich bis zum Ende der Woche unentbehrlich zu machen und so den eigenen Arbeitsplatz sichern zu können.

Alle fangen sofort an zu rotieren: Doris Meller (Petra Kleinert), die Buchhalterin, abgeklärte Dienstälteste und gerade 50 geworden, verkündet sofort, dass sie dieses zynische Spiel nicht mitmachen werde. Michael Baumgartner (Götz Schubert) war dem Verblichenen in langjähriger Feindschaft verbunden und muss zudem befürchten, dass seine Frau die Scheidung verlangt. Sören Koperski (Lucas Prisor) sah in seinem Chef vor allem einen Konkurrenten beim Flirten mit der Kollegin Gesa Porizkova (Julia Hartmann).

Dann tritt die ziemlich ungewöhnliche Kommissarin Maxi Schweiger (Fritzi Haberlandt) auf den Plan und in die Büroräume, gleich mit den Worten: "Schön haben Sie es hier" - was ganz sicher nicht stimmt. Ihre unkonventionellen Ermittlungen (sie schreibt ganz altmodisch alles auf einem Block mit) und provozierenden Fragen ("Haben Sie etwas miteinander?") sorgen für zusätzliche Aufregung. Es ist ihr erster Mordfall, und so legt sie den Angestellten schon mal Fragen in den Mund, die sie praktischerweise dann gleich selbst beantwortet. Oder ein Zeuge fragt sie: "Haben Sie denn keine Fragen?", und sie antwortet: "Ich dachte, Sie hätten die Antworten!"

Fritzi Haberland (41, "Die Libelle und das Nashorn", "Nebel im August") spielt diese wahrlich sonderbare und gleichsam gewitzte Ermittlerin mit einer Mischung aus professioneller Neugier und kindlichem Erstaunen. "Mir hat von Anfang an gefallen, mit welcher Begeisterung und Freude sie ihre Arbeit macht", sagte Haberlandt der Deutschen Presse-Agentur. "Maxi hat also immer gute Laune und löst den Fall voller Elan. Dass sie sich dabei völlig verrennt, merkt sie natürlich nicht, war für mich aber herrlich zu spielen: eine hochmotivierte Kommissarin, die es eigentlich nicht drauf hat." Ihre raffinierte Taktik: sich dem Gegenüber möglichst seltsam und schusselig zeigen, dann werde man unterschätzt, der Täter fühle sich sicher, mache Fehler - dann schlägt Maxi zu.

Sie findet heraus, dass der verstorbene Chef offenbar ein Mensch war, dem niemand ernsthaft nachtrauert, quasi ein "Allround-Arschloch". Sein merkwürdiges Spiel mit den Mitarbeitern nach dem Motto "Einer gegen alle" kann man getrost als zynisch bezeichnen, und so könnten den herzkranken Mann im Grunde jeder allein oder gar alle zusammen die Treppe hinunter gestoßen haben. Regisseur Markus Sehr (39, "Friesland", ZDF) erzählt die erstaunlich zahm geratene Geschichte in einem ziemlich gemütlichen Tempo, dem gut zu folgen ist - doch zu einer richtigen Satire reicht's nicht ganz. Der Zuschauer erfährt jedoch viel über das Beziehungsgeflecht zwischen den Angestellten, die sich gegenseitig belauern und verzweifelt versuchen, selber etwas herauszufinden und dabei vermeiden wollen, ihre Kollegen zu belasten oder gar zu verleumden.

Die Aufklärung zum überraschenden Schluss soll hier nicht verraten werden und erfolgt in bester Agatha-Christie-Manier: Alle werden von der Kommissarin zusammengerufen. Den Schauspielern scheint das Ganze ziemlichen Spaß gemacht zu haben, und das könnte beim Zuschauer angesichts so mancher Situationskomik immerhin auch der Fall sein.

Der Chef ist tot