1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. TV & Streaming
  6. >
  7. Die Toten von Salzburg

TV-Ausblick Die Toten von Salzburg

Salzburg ist ohne Zweifel eine schöne Stadt - auch wenn im Nebel mal eine Leiche auftaucht. Zumindest in einem neuen Krimi ist das so. Um den Mordfall zu lösen, müssen sich deutsche und österreichische Ermittler zusammentun.

Von Klaus Braeuer, dpa 25.09.2016, 23:01

Berlin (dpa) - Ein Rabe fliegt über das nebelverhangene Salzburg. Eine Friedhofsprozession stolpert kurz darauf über eine unschön aussehende Leiche - auf der gleich mehrere Raben sitzen.

Derart symbolträchtig beginnt der Film Die Toten von Salzburg - zu sehen an diesem Montag im ZDF (20.15 Uhr). In Österreich lief er in diesem Frühjahr mit großem Erfolg, und sollte das in Deutschland auch so sein, könnte daraus sogar eine Reihe entstehen.

Das gefesselte und übel zugerichtete und Opfer war mal Staatsanwalt in Salzburg, anschließend in Deutschland Anlageberater, nein - wohl eher ein Anlagebetrüger mit ziemlich vielen Feinden. Dummerweise liegt die Leiche zwar auf österreichischem Grund, ist aber nur von bayerischer Seite aus zugänglich.

Das macht die Ermittlungsarbeit für den neuen Salzburger Polizeimajor Peter Palfinger (Florian Teichtmeister) nicht gerade leichter, zumal sein Chef, Hofrat Alfons Seywald (Erwin Steinhauer) das Ganze als einen Jagdunfall aussehen lassen möchte. Während Palfingers neue Kollegin Irene Russmeyer (Fanny Krausz) ihm beiseite steht, ist sein bayerischer Kollege Hubert Mur (Michael Fitz) nicht unbedingt ein Meister der Feinfühligkeit: Am Tatort begrüßt er den Kollegen, der im Rollstuhl sitzt, mit den Worten: Was, der Rollmops ist Euer Neuer?

Das Thema Behinderung spielt durchgehend eine Rolle im Film. Gleich zu Beginn in einem gemütlichen Café - als Palfinger dort im Rollstuhl auftaucht - sagt der Herr Hofrat zu ihm: Tut mir leid, ich spende nichts, um gleich darauf zu betonen, dass es Diskriminierung bei der Salzburger Polizei natürlich nicht gebe.

Palfinger selbst hadert überhaupt nicht mit seiner Behinderung, sondern steht (oder besser: sitzt) ihr ziemlich selbstironisch gegenüber. So sagt er zu seinem Bruder Sebastian (Simon Hatzl): Ich hab' eine Abneigung gegen professionelles Mitleid. Dazu sei angemerkt, dass er der Sekretär des Erzbischofs ist und natürlich viel mehr weiß, als er sollte. Der Zuschauer erfährt immerhin, dass der junge Kommissar seit einem Unfall beim Gleitfliegen ein Jahr zuvor querschnittsgelähmt ist.

Florian Teichtmeister (36, Das Attentat - Sarajevo 1914) spielt ihn souverän, einerseits forsch, andererseits zurückgenommen. Man sieht ihn, wie er sich in sein Cabrio hineinhievt, wie er munter und selbstbewusst durch die Gassen mit viel Kopfsteinpflaster und ein Sportstudio mit vielen gaffenden Menschen rollt, und wie souverän er bösen Worten wie Krüppel und Schade, dass Du Dir nicht mehr den Hals brechen kannst begegnet.

Als Vorbereitung auf seine Rolle war Teichtmeister zwei Wochen lang mit dem Rollstuhl in Wien unterwegs und sagt dazu im ZDF-Interview: Erstaunlich war dabei für mich, wie viele Menschen glauben, sich irgendwie speziell verhalten zu müssen, nur weil da einer im Rollstuhl daherkommt und nicht auf einem Skateboard oder zu Fuß. Es ist absurd, dass das Mittel der Fortbewegung so viel verändert.

Der Krimi des österreichischen Autors und Regisseurs Erhard Riedlsperger (55, Soko Wien) ist eher konventionell und behäbig erzählt. So mancher Dialog Ihr Gatte war der Strohmann, und Sie dann also die Strohwitwe) kommt recht platt daher. Der Mordfall - die gar nicht so traurige Witwe des Opfers spielt eine größere Rolle - wird ziemlich vorhersehbar gelöst. Aber immerhin sorgen die stimmungsvolle Musik von Dominik Giesriegl und die gute Kamera von Kai Longolius für einige unterhaltsame Momente - ebenso wie die deutsch-österreichischen Kabbeleien.

Die vielen Raben hätte es allerdings nicht gebraucht, um drohendes Unheil zu verkünden. Als Entschädigung kommen auch die Salzburger Festspiele (Jedermann) vor, und so wird dem Zuschauer viel Lokalkolorit serviert. Und ganz nebenbei zeigt der Film relativ unaufgeregt und selbstverständlich, welchen Herausforderungen ein Mensch im Rollstuhl sich täglich stellen muss.

Die Toten von Salzburg