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Deutschlandtour Selbst großer Schlager-Fan

Ab Februar 2017 geht Michelle auf Deutschlandtour und gibt am 18. März in Magdeburg ein Konzert. Anne Toss hat mit ihr gesprochen.

04.12.2016, 23:01

Volksstimme: Ihr neues Album trägt den Titel „Ich würd‘ es wieder tun“. Welche Botschaft verbirgt sich dahinter?

Michelle: Ich denke, jeder, der mich kennt, weiß, dass ich einfach ein Mensch bin, der hinter dem steht, was er tut. Und das möchte ich auch jedem gerne ans Herz legen. Man ist letztendlich nur glücklich, wenn man hinter sich selber stehen kann und hinter allem, was das Leben so bringt. Auch wenn das Leben schwer ist, sollte es als Herausforderung und nicht als Kampf gesehen werden. Wichtig ist, dass man nichts von dem bereut, was man tut. Der Weg verläuft so, wie er geplant ist, und das kann man einfach nur mitnehmen. Das ist die „Message“, die die Fans mitnehmen sollen.

Das Lied „Steh dazu“ fordert homosexuelle Menschen auf, zu ihrer Liebe zu stehen. Warum war es Ihnen wichtig, dieses Thema musikalisch zu verarbeiten?

Homosexualität ist leider immer noch ein Tabu-Thema, obwohl wir das Jahr 2016 schreiben. Ich glaube, am schlimmsten ist es, wenn man sich für irgendwelche Dinge verstecken muss. Jeder Mensch ist so, wie er ist, und sollte auch so akzeptiert und geliebt werden. Man kann andere nur glücklich machen, wenn man selbst komplett glücklich ist – gleichgeschlechtliche Liebe ist in diesem Zusammenhang einfach ein großes Thema.

Titel wie „Wir feiern das Leben“ oder „So schön ist die Zeit“ sind richtige Gute-Laune-Lieder. Die schönen Dinge des Lebens sollten also nicht zu kurz kommen?

Nein, die schönen Momente des Lebens sollen festgehalten und genossen werden. Im Moment leben wir ja doch in einer sehr unruhigen Zeit, viele Menschen sind doch sehr verunsichert. Deshalb sollte man die schönen Dinge des Lebens nicht vergessen, aus diesen Momenten muss man auch die Kraft nehmen, um schlechtere Zeiten irgendwie zu überstehen. Ich glaube, dass die Menschen manchmal vergessen, dass das Leben schöne Seiten hat, weil sie mit ihrem Job beschäftigt sind oder in einer Situation feststecken, aus der sie nicht rauskommen.

Das Album ist komplett auf Deutsch. Würde Sie es reizen, auch einmal auf Englisch zu singen?

Ich habe das ja schon einmal für das Tanja-Thomas-Album (Anm. d. Red.: Michelle hat unter dem Künstlernamen Tanja Thomas 2006 das Album „My Passion“ veröffentlicht) gemacht, das ist aber schon ein paar Jahre her und war eher ein Projekt. Grundsätzlich reizt es mich nicht, weil ich die deutsche Musik liebe und selbst ja auch ein großer Schlager-Fan bin. Ich höre privat eigentlich auch nur deutsche Musik. Es ist einfach nicht das, was ich machen will. Ich möchte auf Deutsch singen, da fühle ich mich am wohlsten.

Sie sitzen auch in der kommenden Staffel wieder in der Jury von „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS). Kollidiert das nicht mit Ihrer bevorstehenden Tour?

Nein, das ist schon so gemacht, dass es nicht kollidiert. (lacht)

In der vergangenen Staffel hat Ihr Favorit gewonnen. Warum?

Meistens gewinnen die, die am härtesten an sich gearbeitet haben. Spätestens im Recall sehen wir, wer diszipliniert war und wer am Abend vielleicht doch lieber ein bisschen Party gemacht hat. Bei Prince Damien, der in diesem Jahr gewonnen hat, war das auch so. Ich habe ihm ja gleich zu Beginn meine goldene CD gegeben, was bedeutet, dass ich an ihn glaube und er für mich derjenige ist, der Superstar werden kann. Er hat am wenigsten gefeiert und am meisten gearbeitet und ist einfach wirklich gewachsen.

Ist das auch Ihre Einstellung: viel arbeiten und wenig feiern?

Ja, ich bin grundsätzlich nicht so der Feier-Mensch, sondern komme eher aus der ruhigeren Abteilung, ob man das jetzt glaubt oder nicht. Ich wohne zum Beispiel seit fast 18 Jahren in Köln und war bisher nur einmal aus. Im Studio, wenn wir ein neues Album machen, bin ich sowieso sehr diszipliniert, weil mir das wichtig ist und weil ich da einfach abliefern und mich konzentrieren muss. Und es ist meine Arbeit. Ich würde mir nie die Nächte anders um die Ohren schlagen, dass erfordert zwar Disziplin, gehört zu dem Job aber auch dazu.

Hat das Schlagergeschäft durch Castingshows wie DSDS profitiert?

Es ist einfach so, dass Schlager früher anders war. Ich kann mich noch daran erinnern, dass die Radiosender damals das Lied „Du Idiot“ boykottiert haben, weil ich darin Idiot gesagt habe. Das ging zu der Zeit gar nicht. Dann war ich ja auch die Tätowierte, die immer schon ein bisschen anders war und sich eben nicht in diese wahnsinnig große Schlager-Schublade reindrücken ließ. Das ist heute nicht mehr so, da hat natürlich auch eine Beatrice Egli ihren Teil dazu beigetragen. Schlager darf jetzt auch sexy sein - da tut sich definitiv was. Man merkt das ja auch musikalisch, inzwischen ist deutscher Pop und Schlager zum Teil nicht mehr weit voneinander entfernt. Dadurch hören uns jetzt auch viele junge Leute. Schlager ist einfach nicht mehr dieses Konservative, Nicht-Tätowierte und immer schön sauber und rein. Und das ist auch gut so, denn das ist eine Illusion. Wir alle sind Menschen und letztendlich wollen die Fans Echtheit sehen. Da hat sich in der Branche Gott sei Dank etwas getan.

 

Michelle gibt am 18. März 2017 in der Magdeburger Stadthalle ein Konzert.