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Tag des Fernsehens Fernsehen von Bürgern für Bürger

Beim Offenen Kanal Magdeburg kann jeder Bürger mitarbeiten. Zum Tag des Fernsehens hat die Volksstimme hinter die Kulissen geschaut.

Von Andreas Satzke 21.11.2015, 00:01

Magdeburg l Etwas unscheinbar wirkt der Eingang zum Offenen Kanal Magdeburg im ersten Stock des Gebäudes in der Olvenstedter Straße 10. Nicht so, wie man sich einen Fernsehsender vorstellt.

Hinter der Tür verbirgt sich aber allerhand technische Ausstattung. Mehrere Fernsehkameras, Räume, in denen das Filmmaterial geschnitten wird, und sogar ein Laptop, an dem 3D-Modelle für Filmsequenzen erstellt werden können.

Trotz all der Technik strahlt das Fernsehstudio eine angenehme Gemütlichkeit aus, bietet zahlreiche Möglichkeiten, es sich auch ganz ohne Technik bequem zu machen. Zum Beispiel um das nächste Filmprojekt oder Interview zu planen.

Das Besondere an einem Offenen Kanal ist, dass er Fernsehen von Bürgern für Bürger ist. Es gibt keine festen Sendevorgaben. Die Bürger entscheiden, was gesendet wird. Sie können selbst zum Programm beitragen, solange das Material von ihnen produziert wurde und sie das Urheberrecht besitzen. Einige Programmpunkte werden vom Team des Offenen Kanals selbst geliefert.

Der Zuschauer nimmt also am Sendegeschehen teil und kann, sofern er möchte, auch selbst auf der Mattscheibe auftauchen. Die Themenwahl ist frei, Einfluss auf den Inhalt einer Sendung nimmt das Team vom Offenen Kanal in Magdeburg nicht.

Die Finanzierung des Offenen Kanals deckt sich zu 60 Prozent aus den Rundfunkgebühren, die jeder Haushalt abgeben muss, und zu 40 Prozent aus Projektmitteln. Zu zweiteren gehören beispielsweise Mittel vom Bundesministerium für Bildung und Forschung für das Projekt „Kultur macht stark.“ Dabei werden außerschulische Angebote der kulturellen Bildung gefördert. Zudem gehört es zu den Aufgaben des Offenen Kanals Medienkompetenz zu fördern.

„Bei uns sind alle Altersschichten vertreten“, berichtet Leiterin Bettina Wiengarn. Angefangen bei den Grundschülern. Die Zusammenarbeit mit Schulen sei ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit des Offenen Kanals. „Die ganz Jungen drehen häufig Filme über ihre Haustiere oder das Thema Freundschaft“, erzählt Bettina Wiengarn. Als Kinderreporter wird ihnen beigebracht mit der Kamera umzugehen. Damit ist nicht nur die klassische Variante gemeint. Die Grundschüler seien beim letzten Projekt mit iPads unterwegs gewesen. Damit haben sie ihre Filme gedreht und auch selbst geschnitten. „Gute Bildqualität ist auch mit mobilen Geräten inzwischen kein Problem mehr“, sagt Wiengarn.

Wer lieber mit einer richtigen Kameraausrüstung losziehen möchte, kann diese beim Offenen Kanal kostenfrei ausleihen. Einzige Bedingung ist, dass das, was gedreht wird, auch auf dem Sender erscheint. Dafür bietet das Team vom Offenen Kanal nicht nur die Ausrüstung, sondern auch das nötige Wissen. „Auch jemand, der noch nie eine Kamera in der Hand hatte, kann bei uns vorbeikommen und etwas lernen“, versichert Bettina Wiengarn. Beim Offenen Kanal Magdeburg  geht es in erster Linie darum, Ideen verwirklichen zu können. Dies soll, so die Leiterin, nicht an den fehlenden technischen Kenntnissen scheitern.

„Jeder muss irgendwann ja mal anfangen und warum dann nicht direkt bei uns?“ meint Bettina Wiengarn. Dazu wird kompletten Neulingen nicht einfach eine Kamera in die Hand gedrückt. Es gibt beim Offenen Kanal spezielle Seminare zum Filmen und Schneiden. Auch Schülerpraktika werden angeboten. Bei dem Praktikum haben die Schüler die Aufgabe, in 14 Tagen eine Dokumentation zu einem Thema ihrer Wahl zu drehen.

Dafür sei auch wichtig, dass das Gefilmte möglichst zeitnah gesendet wird. „Manchmal ist schon eine Sendung in der nächsten Woche möglich“, sagt Bettina Wiengarn. Das hänge von dem Format ab. Ein Interview beispielsweise sei schnell zu realisieren. Es gibt jedoch auch Filmmaterial, bei dem der Schnitt länger dauert. „Das Verhältnis ist mindestens eins zu drei“, sagt sie. „Für eine Stunde Film braucht man mindestens drei Stunden Schnittarbeit.“ Je nach Anspruch und Filmmaterial variiert diese Zeit jedoch stark.

Zum Schneiden gibt es drei Räume, in jedem ist an diesem Morgen Betrieb. In einem sind Studenten aus dem Projekt 39 Grad aktiv. Sie befassen sich mit dem Thema „Magdeburg als mögliche Kulturhauptstadt.“ Außerdem steht die Aufnahme einer Talkshow kurz bevor, das Studio ist bereits vorbereitet, die Kamera bereit zur Aufnahme. Es fehlen nur noch die Interviewpartner.

Das sieht Bettina Wiengarn aber gelassen. Sie und ihre Kollegen sind ohnehin vor Ort. Immer montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr. Dann kann jeder der Interesse hat vorbeikommen. Einfach mal reinschnuppern, beim Schneiden zugucken oder auch selbst ausprobieren. Das sei vor allem bei Jugendlichen gefragt. Damit die Inhalte nicht verloren gehen, wird ein Großteil der Videos online bereitgestellt.