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Händels "Messias" Weltbekanntes als musikalische Rarität

Mit einem weltbekannten Werk und doch einer musikalischen Rarität gestaltete der Magdeburger Universitätschor das insgesamt
35. große Chorkonzert in seinem 18-jährigen Bestehen.

Von Helmut Rohm 08.12.2014, 01:21

Magdeburg l In der annähernd ausverkauften Johanniskirche Magdeburg erklang am Sonnabendabend "Der Messias" von Georg Friedrich Händel (Uraufführung 1742 in englischer Sprache) - in der selten aufgeführten Bearbeitung von Wolfgang Amadeus Mozart aus dem Jahre 1798.

Der gut 80 Sängerinnen und Sänger zählende Chor, die Gesangssolisten Stefanie Fels-Lauer (Sopran), Alena-Maria Stolle (Alt), Jörg Brückner (Tenor) und Stephan Heinemann (Bass) sowie das opulent besetzte Mitteldeutsche Kammerorchester vermittelten einen faszinierenden optischen Eindruck - und begeisterten mit einem breiten reizvollen Klangfarbenreichtum und Klangfülle. Alles in den sicheren Händen von Tobias Eger, der mit großen Gesten wie ebenso mit kurzen Handzeichen und oft auch nur kleinen motivierenden Kopfbewegungen das Gesamtensemble zum Erfolg führte.

Höhere Dominanz durch mehr Flöten und Hörner

Dabei hatten die Mozart`schen "Eingriffe" ihren Anteil. Dieser nahm Uminstrumentierungen vor, verlieh den Bläsern unter anderem durch den zusätzlichen Einsatz von Flöten, Klarinetten, Fagotten und Hörnern, auch Posaunen eine höhere Dominanz. Ebenfalls vorgenommene wenige Auslassungen und vereinzelte Stimmlagenwechsel führten zu keiner Sinnänderung der textlichen Aussage.

Das Ambiente des gewaltigen Kirchenraumes und dessen gute Akustik gaben dem monumentalen Oratorium Georg Friedrich Händels einen stimmigen Rahmen.

Der Text der drei Teile - Prophezeiung der Ankunft des Messias, Erlösung durch das persönliche Leiden des Messias sowie Lob und Danksagung für die Überwindung des Todes - besteht ausschließlich aus Bibelpassagen. Diese Geschichte wird in einer dem darzustellenden Inhalt adäquaten Form in wechselnder Folge von Rezitativen, Arien und Chorsätzen interpretiert.

Den von Händel dramaturgisch effektvoll konzipierten Auftakt setzten das musizierfreudige Orchester mit der Ouvertüre, der gesundheitlich sicht- und hörbar angeschlagene, dennoch engagiert stimmstark agierende Tenor Jörg Brückner mit Rezitativ und Arie "Tröstet Zion... " und der einfallende, mit stimmlicher Balance singende Chor mit "Denn die Herrlichkeit Gottes..." mit Bravour um.

"Halleluja!" und "Amen" waren die Höhepunkte

Dieser geschaffene Spannungsbogen blieb erhalten, wurde "getragen" vom klaren Sopran der Stefanie Fels-Lauer, der warmtönenden Altstimme von Alena-Maria Stolle und insbesondere auch dem wohlklingenden voluminösen Bass von Stephan Heinemann, auch durch deren musikalische Dialoge mit dem Chor.

Als zweifelsohne Höhepunkte erwiesen sich der auch später als Zugabe gesungene Chor "Halleluja!" im zweiten Teil und der überwältigende Schlusschor "Amen" - beide bestens unterstützt vom Orchester.

Sehr viel Beifall gab es vom Publikum für diese besinnliche Einstimmung auf den zweiten Advent und das bevorstehende Weihnachtsfest.