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Konzert Mit der E-Gitarre zum Leuchtturm

Tanzen, rocken, feiern - beim Konzert der 80er-Ikone Nena am Sonnabendabend in der Magdeburger Stadthalle ist alles möglich.

Von Claudia Klupsch 11.10.2015, 23:01

Magdeburg l „Oldschool“ ist die aktuelle Nena-Tour überschrieben, ihr Auftritt ist aber alles andere als das. Neue Songs haben Hitpotenzial, die mehr als 30 Jahre alten Ohrwürmer sind derart aufgemotzt, als wären sie heute fabriziert.

Dicht an dicht hat sich das Publikum Richtung Bühne gedrängt. Ihr Idol ist Mitte 50, viele der Besucher sind es auch, haben ihre Kinder, vielleicht auch Enkelkinder mitgebracht. Nena – ein Familienausflug. Auch einige jüngere Prosecco-Frauen-Grüppchen sind auszumachen. Nena – ein Party-Event.

Vom ersten Augenblick an stimmt die Verbindung zwischen Künstlerin und Publikum. Rockige Synthie-Töne bringen die Fans in Wallung. „Schnellzug zur Hoffnung“ wird klatschend mitgesungen. „Steht auf, Magdeburger“, fordert Nena auch das sitzende Publikum auf den Rängen auf. Das lässt sich nicht lange bitten, denn längst hat es die Klänge von „Nur geträumt“ erkannt. Wen kann es da noch auf den Sitzen halten?

Nena tanzt, Nena hüpft, Nena singt. Ihre unverwechselbare Stimme ist da. Die Sängerin ist dunkel gekleidet, gertenschlank, jung. Sie lässt die Fans singen, singt mit ihnen zusammen, freut sich „hier zu sein“.

Erstaunlich viele im Saal haben auch die Texte der neuen Lieder parat, so etwa von „Die ganze Welt dreht sich im Kreis“ und „Betonblock“. Doch es liegt in der Natur der Sache, dass die alten Sachen die Halle brodeln lassen. Nena greift zur Gitarre – „Fragezeichen“ mit ihren Riffs. Die vielen Bühnenmusiker leisten die klanggewaltige konzertierte Begleitung: modern, schnell, punkig, rockig-poppig. „Den Kopf voller Dinge ...“ ertönt aus Hunderten Fan-Kehlen. Nenas Gesang im Duett mit ihrem Sohn – ein Ohrenschmaus.

Dass der Sound manchmal etwas überdreht an die Ohren gelangt, ist zu verschmerzen. Nena indes pflegt weiter Kuschelkurs mit ihren Fans. „Ich liebe euch“, lässt sie sich hinreißen zu sagen und singt dann auch gleich mit ihnen gemeinsam „Liebe ist“. Dann geht es hoch hinaus, auf den „Leuchtturm“. Nena ist auf E-Gitarre umgestiegen. Nun gibt’s kein Halten mehr. Tanzen! Die Elektro-Beats geben den Takt. Stimmung: Nena, wir geh’n mit dir, wohin du willst. Nächstes zum Einsatz kommendes Instrument: Akkordeon. „Wunder gescheh’n“ mal ganz anders.

Das Zeug zu einer neuen Pop-Hymne hat „Genau jetzt“. Die Zeilen „Vielleicht ist es zu früh, vielleicht ist es zu spät, vielleicht ist es genau jetzt. Was morgen kommt, weiß keiner“ singen die Fans tanzend mit. Und dann lässt Nena sie zum Abschluss fliegen, ihre „99 Luftballons“. Zwei Gummi-Riesenverwandte mit der Aufschrift „Love“ hüpfen durch die Fanreihen. Auch der schnellste Beat ist tanzbar. Wer nicht tanzt, der singt und klatscht. Die meisten machen alles zusammen. Das perfekte Finale eines stimmigen Konzerts.