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Musik Pe Werner sucht intime Gedanken

Pe Werner war zu Gast in der Reihe "Kunst Kultur Karstadt".

Von Felix Bornholdt 10.04.2016, 16:44

Magdeburg l Am Freitag im Karstadt herrschte blaues Stimmungslicht, von der Konserve klingt streicherreiche Vorhangmusik, die Sängerin Pe Werner und ihr, „Mann am Geflügel“ Peter Grabinger veranstalten eine Show in der Reihe „Kunst Kultur Karstadt“, ein Destillat ihrer 25-jährigen Karriere, eine Hommage an sich selbst – gegen jede Erwartung.

Ist sie Schlagersängerin, Liedermacherin, Jazzerin oder Kabarettistin? Auf Sängerin und Entertainerin darf man sich einigen, ansonsten versagen alle Versuche des Schubladendenkens. Sie singt von Liebe, der erwiderten und der nicht erwiderten, der familiären und der zu gutem Essen.

Diese Frau hat Witz und Scharfsinn im Übermaß.

Doch irgendwann wird es zu viel. Nicht weil ihre Musik nicht gefällt. Werner entblößt ihre Seele, teilt ihre Schmerzen mit, ihre Verluste und knüpft an intimste Gedanken der Zuhörer an, als könnte sie sie lesen, zersetzt Stück für Stück die Fassade des amüsierten Zuhörers, singt heraus, worüber man nicht spricht. Fassungslos höre ich zu und kann mich nicht gegen den Strom persönlichster Gefühle wehren, die die ihren sind, die meinen, die eines jeden von uns. Sie holt sie alle aus den Schachteln, in denen wir sie sorgsam vergraben haben. Das muss Kunst leisten dürfen.

Ich denke über den symbolischen Wert ihrer schwarz-weiß gestreiften Bluse nach. Sie trägt eine Schiedsrichter-Uniform. Sie spielt das Spiel nicht einfach mit und fällt doch Urteile ... und so erteile ich mir selbst die Gelbe Karte dafür, eine Frau auf ihr Äußeres zu reduzieren, weil es einfacher ist und gewohnt. Da ist noch Platz für etwas persönliche Emanzipation.