1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Fernsehbiene wird 40

Zeichentrick Fernsehbiene wird 40

„In einem unbekannten Land ...“ - Die Zeichentrick-Geschichten mit Biene Maja sind ein Kinder-Klassiker.

08.09.2016, 23:01

Frankfurt/Main (epd) l Ein Fernsehhaushalt kann heute im Schnitt 80 Programme empfangen. Vor der Einführung des Privatfernsehens Mitte der 80er Jahre sah das noch ganz anders aus: ARD, ZDF, ein „Drittes“, in Grenznähe vielleicht auch noch ein oder zwei Auslandssender: Das war‘s. Deshalb finden Menschen über 40 auch mühelos gemeinsame Kindheitserlebnisse: weil sie in der Regel dasselbe Kinderprogramm gesehen haben: „Wickie“, „Pumuckl“ und eben „Biene Maja“, vor 40 Jahren das erste Mal gesendet.

Die liebenswerte Honigbiene, die Drohne Willi, der Grashüpfer Flip und die bedrohliche Spinne Thekla hinterließen bei vielen Kindern einen bleibenden Eindruck. Das Titellied von Karel Gott gehört zum kollektiven Gedächtnis der meisten westdeutschen Erwachsenen: „Und diese Biene, die ich meine, nennt sich Maja.“ Ab dem 9. September 1976 flog die Biene immer donnerstags 52 Folgen lang über die Bildschirme des ZDF. Die Serie war so beliebt, dass der Sender die erste Staffel sonntags wiederholte und eine zweite in Auftrag gab.

Tatsächlich ist Maja aber viel älter. 1912 veröffentlichte Waldemar Bonsels sein Buch „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“. Bis heute ist es in 40 Sprachen übersetzt worden. Mit der in Japan produzierten ZDF-Serie haben Bonsels‘ Vorlagen außer der Hauptfigur allerdings kaum etwas gemeinsam.

Im Grunde sind die Geschichten geschickt verpackter Biologieunterricht: Bei ihrem Ausflug in die Welt lernt die frisch geschlüpfte Honigbiene viele Insekten kennen, von denen sie ausführlich über ihre Lebensumstände informiert wird. Heutige Eltern würden allerdings über die diversen Grausamkeiten stolpern: Mehrfach werden Majas Gesprächspartner unvermittelt und mitten im Geplauder von Fressfeinden zermalmt.

Zum Bestseller wurde „Die Biene Maja“ vor allem dank der erwachsenen Leser: Während des Ersten Weltkriegs avancierten die Kindergeschichten zu einer Lieblingslektüre der deutschen Soldaten. Kein Wunder: Bei der Beschreibung eines „aufopferungsvollen Kampfs“ gegen Eindringlinge schwärmt Bonsels vom „kühnen Soldatentod“ und der „wilden Seligkeit der hohen Todesbereitschaft“. Solche Durchhalteparolen sind in der TV-Serie selbstverständlich nicht enthalten. Der damalige Leiter des ZDF-Kinderfernsehens, Josef Göhlen, hatte das Buch als Kind gelesen und suchte nach dem Erfolg von „Wickie“ nach einem Stoff für die nächste Serie; da fiel ihm „Biene Maja“ wieder ein. Bonsels sei damals längst vergessen gewesen, erinnert sich Göhlen, mittlerweile Mitte 80.

Dass die eckige und steife Machart der vielfach wiederholten Serie einem Vergleich mit modernen Animationsproduktionen nicht standhält, sei für die Zielgruppe kein Thema, glaubt Irene Wellershoff, stellvertretende Leiterin des Kinderfernsehens beim ZDF: „Für Kinder ist die Geschichte wichtiger als der Look.“ Trotzdem war man beim ZDF der Meinung, dass Stil und Erzählweise aus dem Rahmen des Programmumfelds fallen. 2013 startete die Serie neu als digitale Animationsserie – mit einer deutlich verschlankten Maja und einem Titellied von Helene Fischer. Für die Fans der ersten Stunde aber zählt selbstredend nur das Original, das seit 2013 nicht mehr gezeigt worden ist. Laut Wellershoff ist im nächsten Jahr eine Wiederholung der „alten“ Maja-Geschichte geplant.