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Promi-Geburtstag vom 5. Februar 2016: Charlotte Rampling

Mit 70 Jahren einen Oscar zu gewinnen, das wäre eine Rarität. Doch Charlotte Rampling ist schließlich auch eine ungewöhnliche Schauspielerin.

Von Peer Meinert, dpa 04.02.2016, 23:01

London (dpa) - Mit einer Portion Glück könnte Charlotte Rampling in den nächsten Wochen ihren größten schauspielerischen Erfolg feiern. Für ihre Rolle in 45 Years hat Hollywood sie als beste Schauspielerin für den Oscar nominiert.

Die Rolle der Ehefrau, die nach Jahrzehnten an der Liebe ihres Gatten und an der Ehe zweifelt, scheint ihr wie auf den Leib geschrieben. Heute wird die Britin Charlotte Rampling 70 Jahre alt - zu den großen Leinwandstars zählt sie allemal.

Bei der Berlinale 2015 gab es Jubel für Rampling in dem Ehedrama von Regisseur Andrew Haigh - sie erhielt den Silbernen Bären als beste Schauspielerin. Ein bedrückender Streifen: Kurz vor dem 45. Hochzeitstag wird die Leiche der Jugendfreundin des Ehemannes (Tom Courtenay) in einem Alpengletscher entdeckt. Die Ehefrau fragt sich: Hätte er mich geheiratet, wenn die Andere nicht ums Leben gekommen wäre? Das sind bange Fragen, das Gift der Eifersucht droht ein Eheleben zu zerstören.

Mit seelischen Krisen kennt das Ex-Model Rampling sich aus. Es ist kein Geheimnis, dass sie zeitweise unter Depressionen litt: Ihre ältere Schwester hatte sich 1966 das Leben genommen - der Tod wurde der kranken Mutter verheimlicht, der Tochter so die Chance zur echten Trauer verwehrt. Die Vergangenheit macht mich zu dem Menschen, der ich heute bin. Ich fühle mich heute aber auch gut, weil ich daran gearbeitet habe, bestimmte Dinge zu überwinden, sagte sie vor Monaten in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. Es gibt nicht viele Schauspieler, die so offen über eigene seelische Untiefen sprechen.

Zunächst hatte Rampling als Model gearbeitet, in den 60er Jahren wechselte sie zur Schauspielerei. Einen ersten großen Erfolg feierte sie 1969 in Luchino Viscontis Die Verdammten, ein dunkles Familien- und Politdrama über die Verstrickungen einer deutschen Industriellenfamilie mit dem Nationalsozialismus.

Nächster Coup war Der Nachtwächter (Regisseurin: Liliana Cavani), ein Skandalfilm, der eine sadomasochistische Beziehung einer KZ-Überlebenden mit ihrem ehemaligen Peiniger schilderte. Die Sinnlichkeit, mit der Rampling die bizarre Rolle spielt, ist atemberaubend - das Image des undurchschaubaren Vamps sollte sie viele Jahre belasten.

Eine weitere große Rolle hatte sie in Stardust Memories (1980) von Woody Allen. In den 90er Jahren wurde es etwas stiller um sie, es waren Jahre der Depressionen. 2001 kam dann Unter dem Sand (François Ozon), kurz darauf Swimming Pool, ebenfalls von Ozon, in dem sie eine verhärmte britische Krimiautorin spielte - und dafür den Europäischen Filmpreis erhielt.

Jetzt steht sie mit 45 Years im Rampenlicht. Ende Februar soll der Oscar in Los Angeles verliehen werden. Zur Überraschung vieler hat sich Rampling kürzlich in die Debatte über die Benachteiligung Schwarzer bei der Oscar-Nominierung eingeschaltet. Vielleicht gäbe es nicht viele Schwarze, die die Ehre verdient hätten, sagte sie einem französischen Radiosender - und irritierte damit auch viele Fans. Sie sprach gar von Rassismus gegen Weiße. Später ruderte sie zwar zurück, meinte, sie sei missverstanden worden. Doch es bleibt ein Nachgeschmack. Ob das ihre Oscar-Chancen verringert?

45 Years

Website Charlotte Rampling