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Müllentsorgung Bayern als Vorbild fürs Jerichower Land

Eine völlig anders strukturierte Abfallentsorgung wird es ab 2017 im Jerichower Land geben. Eingeführt wird ein sogenanntes Ident-System.

Von Falk Heidel 02.07.2015, 10:23

Burg/Genthin l Egal ob übervoll oder halbleer: Alle 14 Tage stellen die Menschen im Landkreis brav ihre Restmülltonnen vor die Tür. Logisch, sie zahlen ja dafür – unabhängig davon, wieviel Müll tatsächlich angfällt. Eine vierköpfige Familie zahlt jährlich 175 Euro für ihre schwarze 80-Liter-Standardtonne. dafür gibt es gratis eine gleichgroße braune Biotonne dazu.

Das Problem unseres Entsorgungssystems: Zu teuer und zu unflexibel. Doch das wird sich in gut anderthalb Jahren ändern. Einführen will der Landkreis eine Ident-System.

So soll es funktionieren: Alle Rest- und Biotonnen sind mit einem Transponder ausgestattet, der eine Nummer enthält. Gespeichert sind auf diesem Chip Ort, Straße und Hausnummer sowie Behälterform (Größe und Abfallart) und Leerungsrhythmus. Dadurch wird jeder Behälter einem Grundstück eindeutig zugeordnet.

Die Nummer des Transponders wird durch ein spezielles Lesegerät während der Leerung am Entsorgungsfahrzeug gelesen. So werden Datum und Uhrzeit jedes Leerungsvorgangs festgehalten. Damit zahlt der Verbraucher nur die tatsächlichen Leerungen. Allerdings wird es eine Art Grundgebühr geben. Mit diesem Beitrag sind zwölf Leerungen pro Jahr bezahlt. Stellt der Verbraucher die Tonne nur zehnmal pro Jahr vor die Tür, zahlt er trotzdem diese Gebühr für zwölf Abfuhren. Für jede weitere Leerung steigt die Gebühr um einen relativ kleinen Betrag. „Mit diesem System wollen wir die Menschen zur Sparsamkeit animieren und trotzdem keinen Anreiz schaffen, irgendwelche Abfälle im Wald zu entsorgen“, sagt Dr. Peter Sanftenberg (CDU) zur Volksstimme. Er ist Vorsitzender des Umwelt-Ausschusses im Kreistag.

Eine Berliner Anwaltskanzlei hat kürzlich den aktuellen Zustand der Abfallentsorgung im Landkreis analysiert und ein Konzept für die Zukunft erstellt (Volksstimme berichtete). 2017 laufen die Entsorgungsverträge mit der AJL (Abfallwirtschaftsgesellschaft Jerichower Land) aus, die Müllentsorgung im Landkreis wird europaweit ausgeschrieben. Bevor es soweit ist, muss der Kreistag beschließen, nach welchem Prinzip unser Müll entsorgt werden soll. Die Anwaltskanzlei favorisiert das Identsystem.

Eine zuvor favorisierte Zwischenlösung vom jetzigen hin zum neuen System soll es nicht geben. Sanftenberg bekam im Umweltausschuss eine Mehrheit für die sofortige Umstellung.

Hauptargument für das jetzige (sehr teure) System hier im Landkreis war immer der Verdacht, dass Menschen ihre Abfälle im Wald entsorgen könnten, um Gebühren zu sparen. Jedoch hat sich dies laut Caroline von Bechtolsheim von der Anwaltskanzlei bisher nicht bestätigt: „Erfahrungen aus anderen Regionen zeigen, dass es einen kurzfristigen Anstieg solcher Fälle geben kann, der sich aber relativ schnell auf das bisherige Niveau einpegelt.“ Ihren Berechnungen zufolge könnten sich die Kosten unserer Abfallentsorgung von 9,6 Millionen Euro auf 7,7 Millionen reduzieren lassen.

Als Vorbild für unsere künftige Entsorgung dient das System aus dem bayerischen Landkreis Kitzingen (bei Würzburg).