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Alzheimer Eher Minuten als Sekunden

Der Neurologe Dr. Falk Wiedemann gibt im Gespräch mit der Volksstimme Tipps für den Umgang mit Demenz-Erkrankten.

21.09.2016, 06:00

Burg (el) l Wenn geistiger Abbau im Alter das normale Maß überschreitet, spricht man von Demenz – einer typischen Erkrankung des höheren Lebensalters. Es gibt verschiedene Arten von Demenz, die bekannteste und häufigste Form ist Alzheimer. Da der Altersdurchschnitt der Bevölkerung zunimmt, werden auch Demenzerkrankungen immer häufiger.

Der Neurologe Dr. Falk Wiedemann ist Oberarzt an der Helios Klinik Jerichower Land in Burg. Er erklärt: „Das Schwierige an der Diagnostik der Demenz ist, dass sie eine Kombination aus vielen verschiedenen Symptomen ist. Sie entwickelt sich schleichend, meist beginnt es mit dem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses und der Merkfähigkeit.“

Mehr als die Hälfte der Betroffenen leide an der Alzheimer-Demenz, die in der Regel ab dem 60. Lebensjahr auftritt. „Darüber hinaus gibt es noch andere Formen der Demenz, insgesamt schätzt man die Zahl der Patienten weltweit auf rund 46 Millionen“, so der Facharzt für Neurologie. An seiner Klinik werden auch Patienten, die an Demenz oder Alzheimer erkrankt sind, versorgt.

Doch was bedeutet Demenz für Angehörige und Freunde von Betroffenen? Oftmals werden Demenzpatienten zuhause von Familienmitgliedern oder mithilfe professioneller Unterstützung versorgt. „Diese Fürsorge ist nicht nur für den Patienten, sondern vor allem für die Pflegenden mit Stress verbunden“, spricht der Oberarzt aus Erfahrung. Diese Tipps sollen Jung und Alt im Umgang mit Betroffenen helfen:

 

Demenz- und Alzheimerpatienten benötigen oft mehr Zeit, auf äußere Einflüsse oder auf direkte Ansprache zu reagieren. Angehörige sollten den Betroffenen daher Zeit geben und Anweisungen in einfachen, kurzen Sätzen formulieren. „Zeit bedeutet dabei eher Minuten als Sekunden. Ist man der Meinung, dass der Betroffene die Information nicht oder nicht richtig aufgenommen hat, sollte man sie noch einmal wiederholen“, erklärt der Neurologe. Auch Diskussionen mit Alzheimerpatienten sollten vermieden werden – dafür ist oft viel Verständnis notwendig. Neben der geistigen ist insbesondere im Verlauf der Krankheit häufig auch die körperliche Leistungsfähigkeit von Betroffenen eingeschränkt. „Angehörige sollten sich demnach auch viel Geduld für körperliche Aktivitäten mit Patienten nehmen.“

 

Gute Voraussetzung für ein Leben mit Demenzpatienten ist laut Dr. Wiedemann auch die regelmäßige Information über die Erkrankung. „Das bedeutet nicht nur, sich mit den behandelnden Medizinern, sondern auch mit Angehörigen anderer Betroffener auszutauschen“, rät der Mediziner. Wertvolle Tipps im Umgang mit Patienten werden beispielsweise in Selbsthilfegruppen weitergegeben.

 

Die intensive Betreuung von Alzheimerpatienten beanspruche auch Körper und Seele von Angehörigen. „Viele vergessen dann, dass sie sich auch Zeit für sich nehmen müssen. Der geistige Ausgleich ist besonders wichtig, um die seelische Gesundheit aufrecht zu erhalten“, macht Dr. Wiedemann aufmerksam.

 

Weitere Informationen zum Weltalzheimertag erhalten Interessenten auch online unter der Adresse: www.deutsche-alzheimer.de/termine/welt-alzheimertag.html