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Berufsmesse Vielfalt in der Region

40 regionale Ausbildungsbetriebe stellten sich am Mittwoch bei der Berufsbildungsmesse in Burg einer großen Schülerschar vor.

Von Juliane Just 19.01.2017, 00:01

Burg l Vom Schulhof dringen laute Motorengeräusche in die Innenstadt, die in den Gassen rund um die Berufsbildenden Schulen „Conrad Tack“ wieder abklingen. Für den Lärm verantwortlich sind zwei Auszubildende der Bundesforst, die praktisch vorführen, was der Beruf zu bieten hat. Außer ihnen befinden sich etwa 40 andere Betriebe, die ihre Ausbildungsplätze hier an die Schüler bringen wollen.

Der Traum nach der Schule ist heute immer weniger eine Berufsausbildung, sondern immer mehr auch das Studieren oder Reisen. Das Motto bei vielen Heimatüberdrüssigen: „Hauptsache weg!“ Damit kämpfen viele Betriebe seit Jahren. Die Berufsbildungsmesse ist für sie eine Form der Präsentation und Nachwuchsgewinnung. Viele Betriebe ließen die jungen Gäste in ihren Stationen auch selbst tätig werden. Insgesamt 500 Schüler informierten sich über die Vielfalt in der Region. „Das sind 100 mehr als im vergangenen Jahr und ein toller Zuwachs“, sagt Stefan Bruns, Schulleiter der veranstaltenden Berufsschule Conrad Tack.

„Morgenstund hat Gold im Mund“ heißt ein altes Sprichwort. Ob das allerdings auch auf den Beruf als Bäcker zutrifft, zeichnet vielen Jugendlichen wohl Furchen in die Stirn. Zwei Uhr morgens beginnt die Schicht – wenn andere sich im kuscheligen Bett noch einmal umdrehen. „Wenn man sich an den Rhythmus gewöhnt hat, ist der Beruf toll“, sagt Hans-Jörg Meiling, Bäckermeister der Burger Bäckerei Delorme. Er sucht einen Lehrling – als Bäcker oder Konditor. Kreativ seien die Berufe, handwerkliches Können gefragt und eine familiäre Atmosphäre im Betrieb gegeben.

Vom Mehlstaub in eine sterile Umgebung: auch auszubildende Augenoptiker werden in Burg gesucht. Im Gegensatz zu anderen Branchen hat diese den Vorteil, dass es immer genügend Arbeit gibt. Denn statistisch ist erwiesen, dass jeder Mensch früher oder später eine Brille braucht. „Der Beruf ist sehr vielseitig, deswegen habe ich ihn gewählt“, sagt Paul Giese, Azubi im ersten Lehrjahr. Ob Schleifen in der Werkstatt oder Kundengespräche im Verkaufsraum – das angestaubte Image des Optikers ist längst aufpoliert. Auch die Ausbildung zum Hörgeräteakustiker bietet der Betrieb Fielmann in Magdeburg an.

Für viel Lärm auf dem Schulhof sorgen die Forstwirte, die noch immer fleißig einige Baumstämme sägen. Die Auszubildenden Justin Oelze und Richard Hertel gestalten, gekleidet in Schutzkleidung und mit Helm, Schmuckpilze aus Holz. „Man ist jeden Tag draußen in der Natur und die Arbeit ist abwechslungsreich“, resümiert Justin Oelze nach seinem dritten Lehrjahr. Ein körperlich fordernder Beruf sei es, doch auch Frauen würden durchaus ihren Mann stehen. Die duale Ausbildung findet in Altengrabow und Magdeburgerforth statt. Mit 90 Prozent Vermittlungsrate und vielen Bewerbungen ist der Bundesforstbetrieb zufrieden, doch Nachwuchs werde immer gesucht.

Von der Natur in die Burg: Die Wasserburg Gommern sucht zum neuen Ausbildungsjahr ebenfalls junge Arbeitswillige und das gleich in vier Berufen. Restaurantfachfrau oder -mann, Hotelfachfrau - oder mann sowie Koch und sogar Brauer hat der Betrieb in petto. „Im vergangenen Jahr hatten wir gar keinen Auszubildenden, das soll sich in diesem Jahr ändern“, sagt Anke Müller, Rezeptionsleiterin und Assistentin der Geschäftsführung. Für die Arbeit in der Branche werden offene, kommunikative, kreative und flexible Personen gesucht. Nicht zu unterschätzen sei das Arbeitsumfeld: „Wer kann heute schon noch von sich behaupten, dass er auf einer echten Burganlage arbeitet.“

Wer für Tischgedecke, Topfinhalte und Teegespräche nichts übrig hat, kann sich auch mit Waffen, Wehr- oder Wachdienst beschäftigen. Bei der Polizei Sachsen-Anhalt werden nach der Aufstockung der Landesbeamten wieder zahlreiche Auszubildende für den mittleren und höheren Dienst gesucht – auch Frauenpower ist gefragt. „Gerade Beamtinnen können mitunter einfühlsamer reagieren als die männlichen Kollegen“, sagt Niels Haferland, Regionalbereichsbeamter in Burg und der Umgebung. Die Ausbildung findet in Aschersleben statt, mehrere Praktika führen nach Magdeburg und weitere Städte. Auch für den Staat, aber in Tarn arbeiten die Azubis und Studenten der Bundeswehr. „Wir bieten 50 verschiedene Berufe in Ausbildung und Studium an“, sagt Annika Brückner von der Karriereberatung der Bundeswehr in Magdeburg. Gerade für Schulabgänger, die entscheidungsunfreudig sind, gebe es viele berufliche Möglichkeiten.