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Kommunalwald Die Ölscheichs der Zukunft

900 Hektar Wald gehören dem Landkreis. Rund 4000 Festmeter Holz könnten dort jährlich für den Verkauf geschlagen werden.

Von Franziska Ellrich 01.09.2015, 19:00

Theeßen l Die Wirtschaftsfähigkeit des Kommunalwaldes stand in der jüngsten Haushaltsdebatte zur Diskussion. In den Ausschüssen des Kreistages wurde sogar der Verkauf des Waldes thematisiert. Aus diesem Grund folgte am Montag der Vor-Ort-Termin der Mitglieder des Ausschusses für Bau, Wohnung, Wirtschaft und Verkehr im kreiseigenen Wald. Dort ging es zuerst ums Geld: Die durchschnittlichen Jahres-Einnahmen liegen bei knapp über 200 000 Euro. Die werden aus Holzverkauf, Jagdpacht und Fördermitteln gewonnen.

Dem entgegen standen in den vergangenen Jahren knapp 190 000 Euro an Ausgaben. Den Mammut-Anteil machte dabei bisher die Kampfmittelberäumung im Bereich Grünthal aus. Über 12 Tonnen an Munitionsteilen wurden bereits geräumt. In diesem Jahr sollen die Maßnahmen beendet sein. „Dann ist mit weniger Ausgaben zu rechnen“, sagt Gabriele Kubis. Die Kreisverwaltungsmitarbeiterin hatte alle wichtigen Zahlen parat.

Kreisvorstand Bernd Girke ist es in diesem Zusammenhang wichtig zu betonen, dass der Kommunalwald bisher „niemals Minus geschrieben hat“. Der Planung zufolge soll der Wald jährlich rund 50 000 Euro an Gewinn erzielen. Gepflegt wird der Wald von Mitarbeitern des Landeszentrum Wald, ein landeseigener Dienstleistungsbetrieb. „Die Ressource Holz wird noch eine große Rolle spielen“, machte Detlef Radtke vom Landeszentrum den Ausschussmitgliedern deutlich.

Bei den 900 Hektarn Wald sei eine feste Holzernte von rund 4000 Festmetern pro Jahr möglich. Bei einem Holzpreis von 40 Euro pro Festmeter wären das 160 000 Euro an möglichen Einnahmen. „Und wenn die Preise gerade mal nicht gut sind, holzt man eben im laufenden Jahr weniger und im kommenden wieder mehr ab“, erklärt Radtke.

Revierförster Uwe Schmied vergleicht die Waldbesitzer sogar mit den Ölscheichs der Zukunft. Und selbst das sei noch zu wenig. Denn: „Das Öl ist irgendwann alle, aber wir wirtschaften nachhaltig.“ Für die Förster gilt die Regel: Was abgehauen wird, wird wieder aufgeforstet - und es wird nie mehr genutzt als nachwächst. Wo demnächst eine Menge Holz weg muss, das ist im Gebiet hinterm Waldbad Theeßen. Dort stehen hauptsächlich Kiefern, und die sind bereits über 100 Jahre alt. Die Nutzzeit endet Schmied zufolge mit rund 130 Jahren. Deswegen gibt es dort jetzt einen neuen Waldweg - um das Holz fällen, lagern und abtransportieren zu können. 1060 Meter Weg für 47 000 Euro, 70 Prozent davon werden voraussichtlich vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten gefördert.

Ein paar hundert Meter weiter sind Kiefern bereits 7000 neu gepflanzten Traubeneichen und 3000 Douglasien gewichen. Das Holz ist mehr wert als das der Kiefer. Doch der Boden für diese Arten muss stimmen. Im größten Bereich des Kommunalwaldes ist der Boden jedoch trocken und sandig, nur in Grünthal gebe es laut Schmied „reicheren Boden“.

Ausschussmitglied Andreas Fischer (FDP/WG/FW) stellt im Anschluss an die Besichtigung dem Mann vom Landeszentrum die viel diskutierte Frage: Wie schätzt Schmied die Idee zum Verkauf ein? Obwohl der Wald vor 70 Jahren aus einem Erbe an den Kreis übergegangen ist, wäre nach dem mittlerweile abgeschlossenem Rechtsstreit Landrat Steffen Burchhardt zufolge ein Verkauf rein juristisch möglich. „Hätten Gutsbesitzer oder die Kirche in einem einzigen Notjahr all ihren Wald verkauft, dann würde es die alle nicht mehr geben. Auf so eine Idee sollten die Abgeordneten nicht kommen, höchstens wenn einer von ihnen selbst den Wald haben will“, antwortet Schmied mit einem Schmunzeln.