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Radwege Per App durchs Jerichower Land

Der Landkreis will den Tourismus ankurbeln. Erstes Projekt: das Erstellen eines Radwegenetzes für das Jerichower Land.

Von Tobias Dachenhausen 01.09.2016, 01:01

Burg/Genthin l Der Landkreis orientiert sich bei seiner Idee an der Gemeinde Schönhausen. Zukünftig soll im Jerichower Land eine Radwanderkarte entstehen, die Wege abseits der großen Radwege, wie den Elberadweg, zeigt. „Wir wollen auch für den Bürger im Jerichower Land interessante und abwechslungsreiche Rundkurse anbieten“, erklärt Verwaltungsmitarbeiterin Carola Köppen. Dabei soll die Internetseite „Naturfreude erleben“, aber vor allem die Gemeinden helfen.

Die aktuelle Übersichtskarte über Radwanderwege in Sachsen-Anhalt zeichnet das Jerichower Land als weißen Fleck aus. Das soll sich ändern. „Der Landkreis soll besser präsentiert werden, gerade im Bereich Radtourismus“, betont Köppen. Das fehlt bislang. „Über die Radrouten lassen sich die Kulturstätten und auch die Wirtschaft weiter beleben“, begründet Kreissprecherin Claudia Hopf-Koßmann. In den gängigen Übersichtskarten finden sich sechs Routen im Jerichower Land. Zum Vergleich: Im Harz sind es 600. „Natürlich können wir uns nicht mit dem Harz vergleichen, dennoch ist die Situation unbefriedigend. Wir haben nämlich mehr Potenzial“, sagt die Verwaltungsmitarbeiterin. Ursprünglich sollte der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club und eben die Gemeinden mit einbezogen werden. Jedoch fehlten dazu die Kriterien, nach denen die Wege bewertet werden können.

Da kommt die App von „Naturfreude erleben“ ins Spiel. Aktuelle lassen sich auf der Homepage oder der App 595 Touren finden. „Wenn ich hier eine Strecke einzeichne, wird mir Beschaffenheit, Höhenprofil und Entfernungen sofort angezeigt. Es lässt sich wunderbar damit arbeiten“, erklärt Köppen. Da neuer Radwegebau aufgrund einer defizitären Haushaltslage und begrenzter Fördermöglichkeiten kaum in Frage kommt, ist die Verwaltung auf Zuarbeiten aus den Gemeinden angewiesen. „Wir wollen uns einen Überblick verschaffen, über das, was bereits da ist. Wo wir eventuell clever Verbindungen schaffen können. Aber dazu sind wir auf die Arbeit der Leute vor Ort angewiesen“, erklärt Köppen. Mögliche Routen wären eine Kleine Schleusentour, die Mühlentour, der Klusdammradweg oder die Schlösser- und Burgentour, nennt die Kreisverwaltung einige Beispiele. Die Gemeinden wurden bereits gebeten, eine Übersicht mit aktuellen, geplanten und gewünschten Radwegen zu erstellen. „Die Zuarbeiten müssen noch geprüft werden“, teilt Hopf-Koßmann die aktuellen Stand mit. Mittelfristig will die Verwaltung in der App auch Fotos von Sehenswürdigkeiten mit anbieten, um „die Plattform mit Leben zu füllen“, so Köppen.

Auf breite Zustimmung traf die Vorstellung der Idee im Bauausschuss. „Es gibt schöne Ecken im Landkreis. Wenn es gelingt diese zu dokumentieren, wäre das super. Es freut mich, dass nun intensiv damit begonnen wird, den Tourismus im Landkreis zu forcieren“, sagt Ausschussvorsitzender Egon Buchmann (CDU). Otto Voigt (SPD) sieht den Landkreis als „Entwicklungsland im Radtourismus“ mit großem Nachholbedarf. „Den Trend Radfahren, gerade auch für die Familie, müssen wir ausnutzen“, sagt er. Auch der passionierte Radfahrer Mario Langer (Die Linke) sieht es als positiv an, dass ein derartiges Wegenetz erschlossen werden soll. Nach Ansicht von Andreas Fischer (FDP/WG/FW) müsse es darum gehen, Anknüpfungspunkte an die großen überregionalen Wege zu erreichen.

In einem zweiten Schritt soll dann die Beschilderung der Radwege im Jerichower Land bearbeitet werden. Dieses soll dann eine Art „radeln nach Zahlen“ möglich machen, wie es bereits aus den Niederlanden bekannt ist. Dabei werden die Gemeinden Jerichow, Elbe-Parey und Genthin über das Leader-Management gefördert. Die restlichen Regionen sollen später folgen.

„Wir haben unsere Vorstellungen. Jetzt muss man uns einfach mal machen lassen“, sagt Köppen mit einem Lächeln im Gesicht. In den folgenden Wochen werden die Einsendungen der Gemeinden bewertet und dann mit Hilfe der Software eingezeichnet. Aus den einzelnen Abschnitten, die im Landkreis durchaus vorhanden sind, soll perspektivisch ein geschlossenes Netz wachsen. Einen ersten Zwischenstand über die Radwegekarte im Jerichower Land soll dem Bauausschuss in einer kommenden Sitzung vorgestellt werden.

Laut ADFC-Radreiseanalyse unternahmen im vergangenen Jahr 4,5 Millionen Bundesbürger Radreisen mit insgesamt 31,5 Millionen Übernachtungen. Die Zahl der Übernachtungen erreicht damit etwa zehn Prozent des Gesamt-Inlandstourismus. „Radfahren wird immer beliebter. Von diesem Trend wollen wir mit einem attraktiven Radwegenetz profitieren“, sagt die Kreissprecherin.