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Gesprächsabend Paten für Flüchtlinge gesucht

Die Integrationskoordinatorin der Flüchtlingshilfe bittet um Hilfe für Flüchtlingsfamilien. Gesucht werden Paten.

Von Ilka Marten 07.09.2015, 03:00

Gardelegen l Rund 150 Flüchtlinge und Asylbewerber leben zurzeit in Gardelegen und Mieste. Und sie brauchen Unterstützung. Das betonte die Integrationskoordinatorin der Kirchengemeinde Gardelegen, Christina Dietmann, am Freitagabend bei einem Treffen im Gemeindezentrum. „Es werden Paten für Familien gesucht“, so Dietmann. Dabei geht es um ganz praktische Hilfe. Paten sollten den Flüchtlingen und Asylbewerbern etwa helfen, wenn es um Wege zum Arzt geht oder Termine mit Sozialamt oder Agentur für Arbeit anstehen. Denn steht beispielsweise ein Facharztbesuch an, wird es bürokratisch.

Und die Wege seien seit einigen Tagen länger geworden, da die Kreisverwaltung wegen des Umbaus des Gebäudes in der Innenstadt übergangsweise an den Tannenweg an der Stendaler Straße umgezogen ist. Ist ein Flüchtling krank, braucht er vor dem Arztbesuch vom Altmarkkreis einen Krankenbehandlungsschein. Der muss an dem Tag ausgestellt sein, an dem der Arztbesuch ansteht. Gibt es vom Hausarzt dann eine Überweisung zum Facharzt, werde diese Notwendigkeit erst von der Amtsärztin des Altmarkkreises überprüft, berichtete ein Teilnehmer des Treffens. Erst wenn das bestätigt ist und die Information in der Außenstelle der Kreisverwaltung in Gardelegen angekommen sei, könne ein Termin vereinbart werden – und für den Behandlungstag sei dann wieder ein an dem Tag ausgestellter Krankenbehandlungsschein nötig.

„Die Leute brauchen Hilfe, um sich im Paragrafendschungel zurechtzufinden“, formulierte es Dietmann. Dabei gehe es nicht um eine Rund-um-Betreuung. „Wenn sich jemand einmal pro Woche Zeit für eine Familie nehmen kann, wäre das schon eine große Hilfe“, so Dietmann, deren Aufgabe es unter anderem ist, Ehrenamtliche zu gewinnen und deren Arbeit zu koordinieren. Zur Situation der Asylbewerber in Gardelegen – mit Blick auf die aktuelle Lage in Ungarn und Bayern – sagte Dietmann, „dass es woanders schlimmer aussieht“. In der Altmark müsse „noch niemand Zelten untergebracht werden“. Sie betonte jedoch, dass der Altmarkkreis weiterhin „händeringend Wohnungen“ für weitere Flüchtlinge sucht.

An der Gardeleger Bahnhofstraße sind 26 Wohnungen voll belegt, in der Unterkunft an der Philip-Müller-Straße sind es 40 Plätze. Außerdem wohnen in Mieste einige Familien. Die Flüchtlinge und Asylbewerber kommen laut Dietmann vor allem aus dem Kosovo, Albanien, Serbien, Iran, Irak und Syrien. In Mieste leben einige Afghanen. In die ersten Klassen wurden in Gardelegen sieben Kinder und in Mieste zwei Kinder eingeschult.

Kritik äußerte Dirk Kuke, der einer von zwei Integrationslotsen ist: „Es fehlt die Struktur“, sagte der Weteritzer. Als die Zahl der Flüchtlinge Thema im Sozialausschuss am vergangenen Dienstag war, „haben sie mich alle angeschaut, aber ich weiß es auch nicht“. Und das grundsätzliche Problem: „Man kann nicht mit den Menschen arbeiten, wenn man nicht weiß, wer da ist.“ Er selbst, der sich vor allem um Familien in Mieste kümmert, sei vor dem ersten Schultag „durch die Blocks gefahren, um zu sagen, dass die Kinder zur Schule müssen“. Es sei einfach schwierig zu wissen, wer da sei.

Und dann erzählt er als ein Beispiel: Er hatte für eine Familie einen Termin in Wolfsburg mit Aussicht auf Arbeit bekommen. „Und eine Woche vor dem Termin bekomme ich eine SMS, dass wieder zurück im Kosovo sind.“ Und dabei habe es sich um Asylbewerber gehandelt, „die schon gut Deutsch sprechen konnten“, wie Walter Jakel aus Wernitz bestätigte, der wie Kuke in Mieste in Gardelegen in der Freizeitoase zweimal pro Woche niederschwelligen Deutschunterricht anbietet. Als weiteren Punkt in der Gesprächsrunde brachte Kuke die Frage an, wo in Gardelegen Muslime beten könnten? „Viele fahren freitags in die Moschee nach Wolfsburg.“ Aber das könnten sich nicht alle leisten. Dietmann nahm diese Anregung mit.

Die Integrationskoordinatorin kündigte an, dass sie im November einen Info-Abend in Letzlingen organisieren möchte, wo sie – wie vor kurzem in Mieste – über die Flüchtlingssituation in Gardelegen und im Kreis informieren wolle. Wer sich engagieren möchte, kann sich bei Christina Dietmann unter 01577/323 59 51 melden.