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Forstwirte An die Bäume, fertig, los!

Starkholzeinschlag - das klingt nach Männerarbeit. Weit gefehlt: Auch Mädchen stehen hier ihren Mann. Und sie haben daran sogar Spaß.

Von Gesine Biermann 20.01.2016, 02:00

Berge l Mit lautem Kreischen frisst sich die Kettensäge in das Holz. Professionell sägt Nathali Strauch einen Fallkerb in die Kiefer, die Bundesforstrevierleiter Detlev Riesner zuvor gekennzeichnet hat. Dann folgt der Fällschnitt. „Baum fällt“ ruft sie ihren Kollegen zu. Und genau das passiert dann auch. Die Kiefer neigt sich und kracht mit ordentlichem Getöse auf dem Waldboden – übrigens exakt an der Stelle, an der Nathali Strauch sie haben wollte. Gelernt ist eben gelernt. Und schließlich ist es auch nicht der erste Baum, den sie umgelegt hat. Denn Nathali ist mittlerweile im dritten Ausbildungsjahr. Am Ende und nach bestandener Prüfung wird sie Forstwirtin sein.

Dass das eine ungewöhnliche Berufswahl für eine junge Frau ist, streitet ihr Ausbilder Forstwirtschaftsmeister Tobias Fechner zwar nicht ab, so unkommentiert will er das aber dennoch nicht stehen lassen: „Das Thema Umweltschutz ist doch auch was für Frauen“, findet er. Und längst habe der Beruf Forstwirt viel mehr zu bieten, als nur das Fällen von Bäumen. „Das macht eigentlich nur rund zehn Prozent unserer Arbeit aus“, versichert Fechner. Moderne Forstwirte haben heute so vielfältige Aufgaben wie nie. Waldbewirtschaftung umfasst zum Beispiel auch Bereiche wie Landschaftspflege, den Schutz und die Entwicklung besonderer Lebensräume, die Aufbereitung von Forsterzeugnissen oder die Handhabung der Forsttechnik.

Und letztere ist natürlich auch längst supermodern. „Mittlerweile sind zum Beispiel die Sägen viel leichter als früher“, versichert Fechner. Es komme also oft gar nicht mehr auf Körperkraft an, sondern eher auf Geschick.

Und so interessieren sich seit einigen Jahren eben mittlerweile auch Mädchen für den Beruf. Zwar wurden in den vergangenen 20 Jahren hauptsächlich junge Männer ausgebildet. Unter den insgesamt 60 Azubis des Bundesforstbetriebes Nördliches Sachsen-Anhalt waren und sind mittlerweile aber auch vier junge Frauen. Eine von ihnen ist Nathali.

Und die hat ihren Entschluss bisher kein bisschen bereut. „Wenn man nicht nur rumsitzen möchte, ist der Beruf einfach richtig“, sagt sie fröhlich. Und von wegen: Im Winter sei es doch ganz schön kalt: „Da arbeitet man sich doch warm“, hält sie dagegen. „Wir haben auch schon bei Minusgraden im T-Shirt gearbeitet.“

Auf die Idee, Forstwirtin zu werden, kam die Haldensleberin übrigens während eines Freiwilligen Ökologischen Jahres in Hundisburg im Bereich Waldpädagogik. Die Arbeit mit den Kindern habe ihr dabei gut gefallen, erzählt Nathali. Aber „nur Erzieher“ zu sein, konnte sie sich dennoch nicht vorstellen, auch wenn sie nach der Ausbildung vielleicht wieder in die Waldpädagogik einsteigen will.

Ihr Azubikollege Lukas Schlüter, der an diesem Tag mit ihr gemeinsam im Berger Revier arbeitet, will das wohl nicht. Auch ihm stehen aber viele Qualifikationsmöglichkeiten in seinem Traumberuf offen. Und beide künftigen Forstwirte haben schon jetzt die Sicherheit, nach ihrem erfolgreichen Abschluss übernommen zu werden, versichert Berges Revierleiter Detlev Riesner, denn Nachwuchs werde dringend benötigt. Auch in den kommenden Jahren wird deshalb ausgebildet. Voraussetzung sind ein Hauptschulabschluss, vor allem aber „Interesse und die Liebe zur Natur.“