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Brachvogel Sein Trillern soll nicht verklingen

Der Große Brachvogel steht auf der Roten Liste Deutschlands. Er ist vom Aussterben bedroht. In der Altmark leben 25 Brutpaare.

Von Anke Kohl 16.03.2016, 20:00

Sachau l Fünf Jahre liegen für den Großen Brachvogel zwischen seiner Einstufung auf der Roten Liste bedrohter Tierarten von „stark gefährdet“ zu „vom Aussterben bedroht“. Doch den heimlichen Vogel zu schützen, ist keine einfache Aufgabe. Einzig gangbare Lösung: die Gelege des Bodenbrüters einzäunen. Doch dafür müssen die Nester, die von den Brutpaaren bevorzugt auf weitem Grünland angelegt werden, erst einmal gefunden werden. Grünland, das in der Altmark naturgemäß von Landwirten bewirtschaftet wird. Zwischen 2002 und 2007 sank die Zahl des größten heimischen Schnepfenvogels bundesweit auf ein derart bedrohliches Maß, dass sein Schutzstatus 2007 verändert wurde. Sachsen-Anhalt schrieb den Brachvogel sogar schon drei Jahre früher als „vom Aussterben bedroht“ aus.

Fast genau zehn Jahre nach der Feststellung, dass der etwa hühnergroße Bodenbrüter für immer aus unserer Natur verschwinden könnte, hat in der Altmark und dem Drömling ein Schutzprojekt begonnen. Sei zwei Jahren gibt es intensive Bemühungen, den Großen Brachvogel vor dem Aussterben zu bewahren. Federführend ist dabei die Naturparkverwaltung Drömling in Zusammenarbeit mit dem Umweltamt des Altmarkkreises Salzwedel. „Es gibt in der Altmark und dem Drömling etwa 25 Brutpaare. Das ist in etwa die Hälfte des gesamten Bestandes in ganz Sachsen-Anhalt“, weiß Hans-Günter Benecke, der das Brachvogelprojekt mit betreut und mit den Landwirten der Region in ständigem Kontakt steht.

Es sind vor allem drei Landwirtschaftsbetriebe, die dem Schutz des Brachvogels nicht nur seit Jahrzehnten offen gegenüber stehen, erklärt der Sachauer, der auch ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter des Landes ist. Auf den Flächen der Agrarproduktion Lindstedt, mit deren Leiter Lars Blaschke, der Agrarerzeugergemeinschaft Bismark und der Landwirtschaftlichen Erzeugergemeinschaft Berkau fühlen sich die meisten Brachvögel wohl. „Aber auch all den anderen Betrieben, auf deren Flächen einzelnen Paare brüten, ist zu danken“, betont Hans-Günter Benecke. Dank deshalb, weil die Landwirte jedem festgestellten Brutpaar ein Gebiet von etwa 25 mal 25 Meter Fläche zuerkennen, das sie von den Artenschützern einzäunen lassen und vor dem jeder Traktor und jeder Mähdrescher Halt macht und drumherum fährt. Durch die Zäune werden die Gelege aber auch vor Fressfeinden, wie Marderhund, Waschbär, Fuchs oder Wildschwein, geschützt, erklärt Hans-Günter Benecke.

„Ab Ende März und im April kehren die Brachvögel in ihre bevorzugten Reviere zurück. Und jetzt, wo die Vegetation im Grünland noch flach ist, müssen wir vor Ort sein, um zu sondieren, in welchem Areal sich ein Paar niederlässt“, schildert Benecke das Verfahren. „Manchmal besteht ein Nest nur aus ein paar Halmen am Boden. Da muss der Blick wirklich geschärft sein, dass man nicht auf ein Gelege tritt“, macht er deutlich. 15 Jungvögel wurden im vergangenen Jahr von den 25 Brutpaaren aufgezogen. „Ein Ergebnis, das nach internationalen Erfahrungen die Bestandssicherung ermöglicht.“ Gerettet ist der Große Brachvogel damit aber sicher noch lange nicht.