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Kunst Des Kaisers mysteriöse Begleiter

Ein weiteres Bild des Hofmalers Conrad Freyberg hängt im Letzlinger Jagdschloss. Das Aquarell zeigt Kaiser Wilhelm II. hoch zu Pferde.

Von Gesine Biermann 21.03.2017, 16:30

Letzlingen l Es ist fein gezeichnet und gemalt, dieses Aquarell. Deutschlands letzter Monarch und seine Jagdgenossen sind gut darauf zu erkennen. Wen der berühmte Maler allerdings als Begleitung seiner Majestät verewigte, ist indes unbekannt. „Auch dass offenbar zu einer Parforcejagd geblasen wurde, ist ein Rätsel“, sagt Museologin Andrea Maleke. „Denn Parforcejagden fanden damals in Letzlingen gar nicht statt.“ Klar ist zwar, dass tatsächlich Hofmaler Conrad Freyberg der Künstler war – das Bild ist signiert –, unklar ist aber, wann es entstand. Geheimnisse über Geheimnisse also, die sich rund um das neue Gemälde im Letzlinger Jagdschloss ranken.

„Aber vielleicht kann uns ja jemand Hinweise geben“, hofft Professor Konrad Breitenborn von der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt, der gestern bei der Enthüllung mit vor Ort war. Mit dem Bild, so Breitenborn schmunzelnd, mache die Stiftung übrigens Kaiser Wilhelm I. ein Geburtstagsgeschenk. Der Monarch wurde nämlich am 22. März 1797 geboren. „Also vor 220 Jahren“, erinnert der Experte.

Gefunden hat das Bild unter dem Titel „Wilhelm II. auf einer Hofjagd in Letzlingen“ allerdings seine Kollegin Andrea Maleke. Und zwar in einer Internetauktion. „Wir waren natürlich sehr interessiert“, erzählt sie. Für einen „mittleren vierstelligen Betrag“ konnte es die Stiftung schließlich ersteigern. Und seit gestern können es Besucher des Museums nun auch offiziell betrachten.

Und im Schloss befindet es sich übrigens in guter Gesellschaft. Schließlich hängt es im selben Raum wie zwei weitere Bilder von Conrad Freyberg. Und auch die haben eine spannende Geschichte, erzählt Breitenborn. Das eine, in Auftrag gegeben 1881, zeigt Kaiser Wilhelm auf einer Hofjagd in Letzlingen, das zweite, entstanden nach 1884, seinen Enkel, Wilhelm II. in einer ähnlichen Szenerie.

Beide Bilder sind als Ölgemälde entstanden. In Letzlingen befinden sich aber nur noch Kopien überlieferter Kupferätzungen. Zwar hingen die Originale einst nachweislich im Schloss. Seit dem Zweiten Weltkrieg – während dessen sie Rittergutsbesitzer Adolph von Dietze in Barby als Leihgabe aufbewahrte – gelten sie allerdings als verschollen.

Von diesen beiden Bildern ist allerdings bekannt, wen sie in der Gesellschaft der Monarchen zeigen. Das neue Bild gibt in dieser Hinsicht Rätsel auf.

Sie habe natürlich beim Auktionshaus angefragt, ob sie mehr über das Bild und seine bisherigen Besitzer erfahren könnte, bestätigt Andrea Maleke. „Aber leider habe ich keine Antwort darauf erhalten.“ Auch die jüngste Vergangenheit des neuen Ausstellungsstückes bleibt also mysteriös.

Übrigens: Wer sich das neue Bild im Original anschauen möchte, muss sich beeilen. Es wird bald gegen eine Kopie ausgetauscht. „Für Aquarelle ist es nicht gut, wenn sie Tageslicht ausgesetzt sind“, erklärt Maleke. Und schließlich soll das gute Stück ja noch lange erhalten bleiben.