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Baumrettung Raritäten im Park Mahndorf

Zwei vom Aussterben bedrohte Baumarten sollen gerettet werden. Die Baum-Raritäten stehen in Mahndorf.

Von Jörg Endries 28.06.2017, 01:01

Halberstadt/Mahndorf l Ein grüner Schatz ist vor den Toren Halberstadts zu finden – der unter Denkmalschutz stehende Park des Gutes Mahndorf. Vor etwa 150 Jahren angelegt, birgt das insgesamt 35.000 Quadratmeter umfassende Areal – wovon sich 24.000 Quadratmeter in städtischem Besitz und 10.000 Quadratmeter in Privatbesitz befinden – ganz besondere Kostbarkeiten. Die Rede ist von Bäumen, die man heute in anderen Grünanlagen kaum oder gar nicht mehr findet, wie Roswitha Hutfilz von der Abteilung Stadtgrün der Stadtverwaltung Halberstadt im Volksstimme-Gespräch betont. Die Gründe für ihre Seltenheit sind im Fall der Süntelbuche das in sich verdrehte Holz, das kaum verwertbar ist. Die Schlitzblättrige Eiche wächst extrem langsam. Das 150 Jahre alte Exemplar im Guts-Park misst im Umfang gerade einmal 90 Zentimeter, eine gleichaltrige benachbarte ­Säuleneiche hingegen 3,60 Meter.

Fakten, die die grünen Riesen auf die Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Arten katapultieren. Die Zukunft der Süntelbuche und der Schlitzblättrigen Eiche soll in einer Rettungsaktion zumindest auf lokaler Ebene mittels Vermehrung gesichert werden. Das Geld für die Initiative stellen die Umweltstiftung der Allianz-Versicherung sowie die Allianz-Vertretung Jeannette Stach/Jörg Anspieler aus Halberstadt zur Verfügung.

Spezialisten einer Baumschule aus Sachsen-Anhalt und von der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Ditfurt haben ein Projekt entwickelt, um diese Bäume gezielt zu vermehren. Von der Süntel­buche und der Schlitzblättrigen Eiche sollen im Januar/Februar 2018 je 20 geeignete Triebe geschnitten werden – sogenannte Edelreiser. Diese propfen Fachleute auf eine Unterlage, um so genetisch identische Jungbäume anzuziehen, erklärt Roswitha Hutfilz. Das Ganze dauert etwa drei Jahre, erst dann können die Jungbäume an ihren künftigen Standort gepflanzt werden.

„Die Zeit drängt. Von beiden Baumarten stehen im Guts­Park Mahndorf weit und breit die letzten zwei Exemplare. Zumindest ist mir kein weiterer Standort in Halberstadt und Umgebung bekannt“, berichtet Roswitha Hutfilz. Besonders dramatisch ist es um die Süntelbuche bestellt. Der imposante Baum ist weit und breit das einzige Exemplar, auch er ist todkrank.

„Bereits 2016 sind die jungen Blätter kurz nach dem Austrieb plötzlich abgestorben. In diesem Jahr gab es nur einige wenige junge Austriebe im Kronenbereich. Sie sind die letzte Hoffnung für eine gezielte Vermehrung. Der Baum stirbt und wir wissen nicht, warum das so schnell geschieht“, informiert die Fachfrau. Der Stamm sei zwar vom Brandkrustenpilz befallen, der Pilz ist allerdings für das extrem schnelle Sterben nicht verantwortlich. Eile sei geboten. Trotzdem müsse man bis Januar/Februar 2018 mit der Reiser-Entnahme warten. „Sie können nur in der Ruhephase der Bäume geschnitten werden, wenn die Aktion Erfolg haben soll“, erklärt die Abteilungsleiterin Stadtgrün.

Die Allianz-Umweltstiftung stellt zwei Drittel und die Bürogemeinschaft Jeannette Stach /Jörg Anspieler ein Drittel der Kosten für die Vermehrungsaktion zur Verfügung. Dabei handelt es sich um einen mittleren vierstelligen Betrag, informiert Jörg Anspieler. „Wir freuen uns, auf diesem Weg der Stadt etwas zurückgeben zu können. Die Idee, diesen seltenen Bäumen wieder eine Zukunft zu geben, fanden wir ganz toll und unterstützen sie gern“, sagt der Versicherungskaufmann. Er hofft, dass das nicht das letzte Projekt dieser Art in Halberstadt ist.