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Kirche Kugel gibt Geheimnis preis

Das Geheimnis ist gelüftet: Seit Freitag wissen die Athenstedter, was sich in der Turmkugel ihrer Dorfkirche befindet.

Von Theo Weisenburger 08.05.2017, 01:01

Athenstedt l Beim zweiten Anlauf stand das Gerüst. Und es hielt auch, als am Freitagabend eine Delegation, angeführt von Pfarrerin Evelyne Dege und Architekt Gerhard Srocke, den Turm erklomm, um die Kugel von der Spitze abzunehmen.

Kaum hatten die Dachdecker Arne Küpers und Dirk Richter in luftiger Höhe den Turmschmuck in der Hand, schaute Srocke gleich nach, was sich denn im Innern der 1984 das letzte Mal geöffneten, neu gefüllten und wieder auf der Kirche angebrachten Kugel befand.

Dem ersten Anschein nach war es unspektakulär: vermodertes Holz, ein altes Metallstück und ein Stück verschlossenes Plastikrohr. Darin sollte sich das Geheimnis verbergen, wie Srocke wenig später den Athenstedtern in der Kirche enthüllte.

Dahin war die Turmkugel gebracht worden, damit alle den normalerweise in unerreichbarer Höhe schwebenden Schmuck in Augenschein nehmen konnten.

Obwohl, von Schmuck war an der gut 200 Jahre alten Kugel nicht mehr viel zu sehen. Einst dürfte sie vergoldet gewesen sein, vermutete Srocke. Doch das Gold ist schon lange abgeblättert und in alle Himmelsrichtungen verweht. Gut die Zeit überstanden hat hingegen der Inhalt der geheimnisvollen Schatulle, den der Architekt Stück für Stück ans Tageslicht holte – penibel protokolliert von Pfarrerin Dege.

Die Überraschung: Nicht nur Andenken aus dem Jahr 1984 waren zu finden, sondern vor allem welche aus dem Jahr 1921. Damals hatte der Blitz in den Turm eingeschlagen, die Kugel musste wohl abgenommen und nach der Sanierung wieder angebracht werden. Alte Münzen, Zeitungsartikel und Schriftstücke aus dieser Zeit fanden sich deshalb in der Kugel, ergänzt durch weitere Münzen von 1984 – Geldstücke aus DDR- und BRD-Prägung.

All das wird in den nächsten Wochen von einer Restauratorin genau untersucht. Während die Dachdecker sich den Turm genauer anschauen, die Holzkonstruktion prüfen und neu eindecken, denken die Athenstedter darüber nach, welche neuen Gegenstände sie der Kugel anvertrauen wollen. Bis Ende Juni haben sie Zeit. Dann sollen die Arbeiten am Turm beendet und das Dach fertig saniert sein.