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Sanierung Weckruf für 141 Jahre alte Turnhalle

Halberstadt bekommt eine neue Turnhalle. Die 141 Jahre alte Turnhalle der ehemaligen Gleimschule wird saniert.

Von Jörg Endries 30.12.2016, 11:00

Halberstadt l Fit für die Zukunft wird derzeit eine alte Turnhalle gemacht, die mehr als zehn Jahre verwaist war. Ein ehrgeiziges Projekt, das mit Ankündigung jetzt den Sprung vom Reißbrett in die Realität schafft. Initiator des Vorhabens ist eine Halberstädter Investorengruppe, die die ebenfalls vor über zehn Jahren geschlossene benachbarte Gleim-Schule aufwendig saniert und das „Gesundheitszentrum Alte Schule Bismarckstraße“ ins Leben gerufen hat. Anfang April dieses Jahres hat es seine Tore geöffnet. Im März 2017 soll die Turnhalle folgen, wie Architekt Jörg Gardzella im Volksstimme-Gespräch ­informiert. Aus der Feder des Groß-Quenstedters stammt auch das Konzept für die Sanierung des 116 Jahre alten und unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Schulgebäudes.

Bereits lange vor Beginn des Um- und Ausbaus des alten Schulgebäudes hatten sich die Investoren dazu bekannt, dass die zum Haus gehörende Turnhalle nicht nur optisch das Ensemble in der Bismarckstraße bereichert, sondern das Leistungsspektrum der sieben Praxen ergänzt und damit ein Alleinstellungsmerkmal in der ­Harzregion ist – ein Gesundheitszentrum mit eigener Turnhalle.

„Damit geht für mich ein Traum in Erfüllung. Für Krebspatienten ist Sport wichtig für die Gesundung“, betont Dr. Christian Maas, der im Gesundheitszentrum eine Hämato-Onkologische Praxis betreibt. Begeistert ist auch Dr. Ulrich Heucke, Facharzt für Innere Medizin. „Wir können unter anderem Reha-Sport für die verschiedensten Bereiche wie Orthopädie und Neurologie anbieten.“

Die Sanierung ist ein anspruchsvolles Vorhaben. Der Kern des Hallenbaus ist älter als die ehemalige Schule. Die ist um 1900 errichtet worden, die Halle bereits um 1875. Rechts und links neben dem Altbau folgten in den 1960er und 1970er Jahren bauliche Erweiterungen für Umkleide- und Sanitärräume. Aufgabe von Jörg Gardzella ist es, aus diesem Mix ein stimmiges Konzept zu stricken. Dass er damit kein Problem hat, dafür stehen so anspruchsvolle und erfolgreich umgesetzte Projekte wie der Halberstädter Bahnhof, das Amtsgericht Halberstadt, die Domprobstei und andere denkmalgeschützte Gebäude, deren Sanierung in der Regie seines Büros lag.

Im August dieses Jahres starteten die umfangreichen Arbeiten mit dem Entrümpeln der Räume, Baustart war im September, berichtet Jörg Gardzella. „Der aus den 1960er Jahren stammende Anbau rechts neben dem Backsteinhaus war nicht mehr zu retten. Er war durchfeuchtet und hatte andere gravierende Mängel“, so der Architekt. Das Gebäude ist durch einen Neubau ersetzt worden, in dem sich künftig moderne Umkleide-, Sanitär- und Abstellräume befinden, darunter behindertengerechte Toiletten. Rechtzeitig kam die Rettung für den Anbau links neben der Halle. Nach dem Entkernen und dem neuen Zuschnitt der Flächen ziehen im Erdgeschoss eine Zahnarztpraxis und im Obergeschoss eine Physiotherapie-Praxis ein. Barrierefrei erschließt ein Fahrstuhl die Etagen. Hinter der 141 Jahre alten Backsteinfassade wird derzeit an der neuen Sporthalle gearbeitet. Dazu gehört der Einzug einer Zwischendecke, die mit ballwurfsicheren Leuchten bestückt ist. Sie erhält eine ­Fußbodenheizung und ist teilbar. Bedeutet, zwei Nutzungen sind zeitgleich möglich, erklärt Jörg Gardzella.

Einig sind sich die Eigentümer, dass die Halle nach ihrer feierlichen Eröffnung im März 2017 nicht nur den Patienten des Gesundheitszentrums Bismarckstraße offen steht, berichtet Jörg Gardzella. Sie wird ebenfalls interessierten Vereinen für eine Nutzung angeboten. Man sei bereits mit einigen im Gespräch. Anfragen nimmt der künftige Turnhallen-Betreiber, die Gesellschaft für Prävention, Therapie und Förderung der Gesundheit GbR, entgegen. „Die Halle eignet sich für alle Sportarten, besonders für Volleyball, Judo, Karate und für Kindersport, weil ein elastischer Sportboden für eine gleichmäßige Verteilung der Schwingungen sorgt“, sagt Geschäftsführer Bernhard Taenzer. Außerdem stünde eine Musikanlage mit Beamer und Mikrofon zur Verfügung. Die Barrierefreiheit sei ebenfalls gewährleistet.

Jörg Gardzella lässt die Frage nach den Kosten der aufwendigen Hallensanierung unbeantwortet. Fest stünde, ohne Geld aus einem Fördermittelprogramm, der großzügigen Unterstützung der Stadtverwaltung Halberstadt und der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Harz wäre das Projekt ein Traum geblieben, so der Architekt.