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Volkstrauertag Haldensleben gedenkt der Opfer

Am Volkstrauertag gab es in Haldensleben und den Ortsteilen Andachten. Erstmals wurde auch in Satuelle ein Kranz niedergelegt.

Von Thomas Junk 14.11.2016, 00:01

Haldensleben l An dem Gedenkstein für Kriegsopfer auf dem städtischen Friedhof an der Althaldensleber Straße liegen mehr als ein halbes Dutzend Kränze. Anlässlich des Volkstrauertages hatte die Stadt Haldensleben zu einer Gedenkstunde geladen. Stadtratsfraktionen, der Landkreis und die Bundeswehr hatten sich unter anderen dem Tross über den Friedhof angeschlossen.

Dass man seit mehr als 70 Jahren in Deutschland in Frieden lebe, sei keine Selbstverständlichkeit, betonte die stellvertretende Bürgermeisterin Sabine Wendler. Das friedliche Miteinander über Grenzen hinweg müsse man erhalten. Börde-Landrat Hans Walker betonte: „Ich sehe es für uns als Bürgerpflicht an, da beziehe ich ausdrücklich unsere jungen Mensch ein, die Bedeutung des Volkstrauertages zu pflegen, die Opfer zu würdigen und dem Gedenken der Opfer der Weltkriege eine große Bedeutung beizumessen.“

Der Volkstrauertag hat stets auch einen aktuellen Bezug, das zeigte sich bei den Ansprachen auf dem Friedhof nachdrücklich. Hans Walker nutzte den Moment, um eine Lanze für die Demokratie zu brechen. Als Beispiel nannte er die aktuellen Entwicklungen in der Türkei. „Was sich unter der Regentschaft von Präsident Erdogan abspielt, ist ein Ruck in Richtung einer faschistischen Diktatur“, sagte er. Dies sei eine Entwicklung, die wie ein Damoklesschwert über der Weltsicherheit schwebe. Eine Weltsicherheit, um die sich auch Sabine Wendler Sorge macht. Angesichts der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten und der politischen Entwicklungen auch in Deutschland stellte die stellvertretende Bürgermeisterin betrübt fest: „Wir erleben derzeit eine beispiellose Verrohung des politischen Geschehens.“

Auf den Punkt brachte es die beeindruckende Rede von Pfarrer Matthias Simon. Nationalismus würde nicht den Frieden unter den Völkern bewirken, sondern Neid und Hass säen und so den Boden für Krieg bereiten. „Und so trauern wir heute nicht nur um die unfassbare Zahl der Toten der vergangenen Kriege. Heute müssen wir trauern um all jene, die bereits wieder verblendet sind. Und wir müssen alles Mögliche tun, dass sich die Vergangenheit nicht wiederholt“, so Simon. Dazu brauche man nicht mehr Waffen für den Kampf gegen den Terror, sondern man müsse „unseren Kindern den Frieden lehren“. Frieden stiften sei eine anstrengende Sache, „aber es kann glücklich machen“. Zur Mahnung berichtete Simon, was er an einer Baracke in Auschwitz gelesen habe: „Wer sich der Vergangenheit nicht erinnert, ist verdammt, sie zu wiederholen.“

Erstmals hat auch im Ortsteil Satuelle eine Gedenkfeier zum Volkstrauertag stattgefunden. Am dortigen Kriegerdenkmal vor der Kirche legte der Ortschaftssrat einen Kranz nieder, begleitet von Klängen der örtlichen Blaskapelle der Feuerwehr. Ortsbürgermeister Mario Schumacher mahnte auch hier, die Opfer nicht zu vergessen. „Was wäre, wenn heute niemand von Ihnen zur Gedenkstätte gekommen wäre? Was wäre, wenn dieser Tag nicht in unseren Kalendern als Volkstrauertag eingetragen wäre? Würden dennoch viele an ihn denken?“, fragte er. Die Zahl derer, die den Charakter des Volkstrauertages noch mit tiefem Schmerz und Trauer verbänden, würden immer weniger werden, so Schumacher. Umso wichtiger sei es, das Gedenken auch für die folgenden Generationen zu bewahren. Was Krieg bedeute, welches Elend und welche Not über die Menschen kommen kann, würden die jüngsten Bilder aus Syrien und dem Irak zeigen.