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Austauschjahr Einmal ganz nah an den Pinguinen

Friederike Ellmann war die 25. Jugendliche, die vom Havelberger Rotary Club seit 1998 für ein Jahr in die weite Welt geschickt wurde.

Von Bernhard Maslow 03.10.2016, 09:00

Havelberg l Seit einigen Wochen ist  nun wieder von ihrer großen Reise zurück. Wie es nach Beendigung des Austauschjahres schon zu einer guten Tradition geworden ist, ließ auch Friederike Ellmann beim letzten Rotary-Meeting in Havelberg ihre vielen unvergesslichen Eindrücke aus Argentinien mit einer Power-Point-Präsentation Revue passieren.

Zu diesem Anlass konnte Wolfgang Schürmann, derzeitiger Präsident und Jugenddienstbeauftragter des Havelberger Rotary Clubs, auch Partnerinnen von Clubmitgliedern sowie Familienangehörige von Friederike begrüßen. Bevor die Austauchschülerin die Anwesenden zu einer bild­lichen Reise durch Argentinien einlud, erinnerte Wolfgang Schürmann noch einmal daran, wie die Vorbereitung des Austauschjahres für Friederike ablief.

So bewarb sich die Jugendliche aus Vehlgast im Oktober 2014 für ein Austauschjahr bei Rotary. Ihr Wunschland sollte Argentinien sein, schrieb sie in ihre Antragsunterlagen. Im April 2015 gab es dann die offizielle Bestätigung, dass sie für ein Jahr in die argentinische Stadt Rio Gollegos reisen kann. Im Mai 2015 nahm sie bereits Kontakt zu ihren ersten Gasteltern auf, um sich vorzustellen und sich etwas über Familie, Land und Leute zu informieren. Am 2. September 2015 wurde sie im Rahmen eines Club-Meetings verabschiedet. Hierbei gab Wolfgang Schürmann als Jugenddienstbeauftragter der Jugendlichen noch einige Tipps und Ratschläge mit. Sie sollte ihre Reise nicht als Urlaub verstehen, sondern als ein Kulturaustausch, bei der sie als Botschafterin des Landes und ihres entsendenden Clubs fungiert.

Für Friederike begann dann am 5. September 2015 die große 10-monatige Abenteuerreise nach Südamerika. Nach einem 17-stündigen Flug kam sie in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires an. Von dort aus ging es dann in ihren zukünftigen Heimatort Rio Gallegos. Es ist die Hauptstadt des Departamento Güer Aike und der Provinz Santa Cruz im südlichen Argentinien. Die Stadt liegt nahe dem südlichsten Festlandpunkt des Landes, dem Cabo Vírgenes, nahe der Atlantikküste und hat zirka 90 000 Einwohner.

In ihrem Vortrag schilderte Friederike sehr anschaulich, wie sie von ihren Gastfamilien aufgenommen wurde und was sie mit ihnen erlebte. Sehr sportlich ging es in der ersten Gastfamilie zu. Hier verbrachte sie sechs Monate ihres Aufenthaltes. Gemeinsam mit den Gasteltern und ihren beiden Gastgeschwistern Juan und Guille standen zahlreiche Wanderungen auf dem Programm. Hierbei war für die deutsche Austauschschülerin Kondition gefragt, denn Wanderstrecken über 30 Kilometer bergauf und bergab waren keine Seltenheit.

Beeindruckt ist Friederike noch immer von den faszinierenden Landschaften. Auch wenn die Wanderstrecke öfter an ihre Grenze stieß, waren die Aussichten am Zielort dann eine unvergessliche Erinnerung. Auch ihren Wunsch, einmal aus der unmittelbaren Nähe Pinguine zu sehen, wurde erfüllt. In Puerto Deseado, einem Fischerstädtchen abseits der allgemeinen Touristenroute, zwei Autostunden von ihrem Heimatort entfernt, konnte sie die kleinen, wie mit einem Frack bekleideten Tiere hautnah erleben.

Aber nicht nur durch Argentinien reiste die Austauschschülerin. Sie hatte auch die Möglichkeit, viele Städte im benachbarten Chile zu besuchen. Eine Reise mit anderen Rotary-Austauschschülern stand ebenfalls auf dem Programm. Gemeinsam mit 30 Jugendlichen aus der ganzen Welt bereiste sie den nördlichen Teil des Landes.

In ihrem Vortrag stelle Friederike auch ihre Schule vor. Während in Havelberg etwas über 200 Schüler die Schulbank drücken, war sie an ihrer Gastschule, die einer Gesamtschule ähnelte, eine unter 1000 Schülern. Was sie nicht schlecht fand, war das Tragen einer Schuluniform. Mädchen hatten einen Faltenrock und ein Poloshirt. Mit ihrer Klasse unternahm sie auch einen Wochenendausflug nach El Chaltén. Es ist ein kleiner Ort in Patagonien im Süden von Argentinien. El Chaltén bietet den direkten Zugang zu den Bergmassiven des Cerro Torre und des Fitz Roy. Letzterer bedeutet „Rauchender Berg“, obwohl der Fitz Roy kein Vulkan ist. Die Bezeichnung leitet sich von den oft an der Spitze des Berges sichtbaren Wolken ab.

Unvergesslich wird ihr auch die Reise nach El Calafate, die Hauptstadt des Departamento Lago Argentino und Zentrum des Tourismus für den Nationalpark Los Glaciares mit dem bekannten Gletscher Perito Moreno am Fuß der Anden bleiben. „Hier haben mich die Wasserspiegelungen der Anden im See sehr beeindruckt“, schwärmte Friederike, als wäre sie erst gestern dagewesen.

Natürlich durfte in ihrem Vortrag das landestypische Essen nicht fehlen. Es schmeckte ihr in den zehn Monaten so gut, dass sie manchmal mit Schrecken auf die Zahlen auf der Waage schaute. Zu ihren Lieblingsgerichten gehörten unter anderem die Empanadas, die meist um die zehn Zentimeter lang und halbmondförmig sind. Es gibt sie mit Rindfleischfüllung, Hühnerfleischfüllung oder mit Schinken, Käse und anderen Dingen.

Sehr lecker ist auch Asado. Das ist eine Mahlzeit mit gegrillten Speisen. Hierbei werden verschiedene Fleischsorten und Innereien, meist vom Rind, auf einem Holzkohle- oder Holzgrill horizontal gegart. 500 Gramm pro Person ist da eine ganz normale Portion, so Friederike.

Sie hätte an diesem Abend noch viel mehr über ihr Austauschjahr berichten können, denn die vielen Eindrücke, die sie von ihrer Südamerikareise mitgebracht hat, hätten bestimmt noch mehrere Stunden ausgefüllt. So erhielten die Anwesenden nur einen kleinen Eindruck von den vielen Erlebnissen, die die Jugendliche aus dem kleinen Vehlgast in der weiten Ferne erlebte.

Für sie soll es aber nicht die letzte Reise in ihre Wahlheimat gewesen sein. Nach erfolgreichem Abschluss des Abiturs möchte Friederike noch einmal die Koffer packen und nach Südamerika reisen. „Ich möchte noch viele Sehenswürdigkeiten besuchen, die ich in den zehn Monaten leider nicht geschafft habe“.

So wie sie in ihrem Heimat-Rotary-Club einen Erlebnisbericht gab, hielt sie bei den Gast-Rotariern in Argentinien ebenfalls einen Vortrag und stellte ihre Heimat vor – und dies in einem guten Spanisch.