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Restaurierung Neue Finger für Glaube und Hoffnung

Die Restauratoren müssen sich sputen, um bis Jahresende das Epitaph der Familie von Bismarck in Schönhausen wieder komplett zu machen.

05.07.2017, 12:42

Schönhausen l Fingerspitzengefühl ist gefragt. Ein zu grober Handgriff und noch mehr von dem Holz könnte zerfallen. Denn der Holzwurm hat sich 300 Jahre durch alles, was zum großen Epitaph gehört, gefressen. Auch durch die beiden großen Figuren. An deren Restaurierung arbeitet Hagen Siedler gerade. „Es müsste die ,Hoffnung‘ sein“, vermutet der Schönhauser Tischlermeister und Restaurator.

„Und die zweite Figur der ,Glaube‘. Das war früher weit verbreitet. Das Kreuz in der Hand von ,Glaube‘ spricht dafür. Der ,Hoffnung‘ fehlt allerdings der Anker, aber der könnte irgendwann abhanden gekommen sein.“ Drittes Element ist die „Liebe“ – die der beiden Eheleute. Dafür stehen die flammenden Herzen auf dem Epitaph und der Spruch auf Latein, der übersetzt „Sie waren im Geiste eins“ heißt. Der Rauch der beiden Herzen verbindet sich und wird zur Rose, die wiederum für Christus oder Ewigkeit steht. Auch wenn nirgends steht, was vor 300 Jahren das Ansinnen war, als dieses Grabdenkmal angefertigt worden ist, so kann Hagen Siedler die Elemente ganz gut deuten.

Auch den Totenkopf, der für die Vergänglichkeit steht. Auf diesen Totenköpfen liegen die vier Engel. Auch die müssen noch durch die Hand des Restaurators. „In Kunstharz sind sie bereits getränkt. Damit ist das Holz, das eigentlich nur noch durch die Fassung zusammengehalten wurde, wieder fest und ich kann alles das, was fehlt, wieder ersetzen.“ Dazu muss Hagen Siedler vor allem Kleinteile wie Finger und Zehen, aber auch ganze Füße neu schnitzen und ansetzen. Dafür verwendet er das gleiche Holz wie einst der Erbauer des Epitaphs: Linde und Kiefer.

Dem Betrachter wird später kaum auffallen, dass „angesetzt“ wurde. Denn wenn der Denkmalschutz dazu noch seine Zustimmung erteilt, kommt zum Abschluss der Restaurierung noch ein Überzug über die Figuren. Und aus der Ferne sind die ganz kleinen Details ohnehin nur mit guten Augen zu erkennen. Denn das Epitaph hängt hoch oben an der rechten Wand des Kirchenschiffes. Hier hatte August II., der auch Schloss und Gut II erbauen ließ, vor 300 Jahren diese Erinnerung an seinen Vater Augustus I. und seine Mutter Sophie von Möllendorf anbringen lassen. Auch Porträts der Eltern und der vier Kinder gehören dazu. Diese Bilder waren die ersten, die vor inzwischen drei Jahren restauriert wurden. Seitdem geht es Schritt für Schritt voran.

Hiltrud Fritsche widmet sich gerade den 15 Wappen der altmärkischen Adelsfamilien und dem großen Doppelwappen der Familien Bismarck und Möllendorf.

1856 ist das Epitaph schon einmal restauriert wurden: Es wurde übergestrichen und angenagelt, so wie es zu damaliger Zeit üblich war.

Wenn es keine Überraschungen mehr gibt, wollen die beiden Restauratoren ihr Werk bis Jahresende abschließen. Zu Weihnachten soll alles in altem, neuen Glanz erstrahlen. Dann ist auch das große Gerüst verschwunden, das seit drei Jahren vor dem Epitaph steht und den Blick auf den bereits restaurierten Altar behindert.