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Museum Böckwitz Museumsverein am Scheideweg

Der Böckwitzer Museumsverein steckt in der Krise. Nachdem Mitglieder zurückgetreten waren, fehlt der Nachwuchs.

Von Siegmar Riedel 21.03.2017, 02:00

Böckwitz l Ingrid Schumann steht weiter an der Spitze des Böckwitzer Museumsvereins. Sie ist von den wenigen anwesenden Mitgliedern im Versammlungsraum ohne Gegenstimme wiedergewählt worden. Als Kassiererin fungiert ab sofort Kerstin Ickert. Sie hatte das Amt zuvor bereits kommissarisch übernommen, weil Vorgängerin Christel Kaufmann ihr Amt niederlegte.

Da seit der letzten Wahlversammlung 2015 auch Schriftführerin Edith Olms zurückgetreten war und der stellvertretende Vorsitzende Willi Schütte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mitarbeitet, war die Vorstandsarbeit zuletzt eine Ein-Frau-Show mit Unterstützung der bis dato kommissarischen Kassiererin und einiger Freiwilliger. Ingrid Schumann bemühte sich lange Zeit, den Posten der Vorsitzenden, der Kassiererin und der Schriftführerin gleichermaßen auszufüllen. Die Vorlage eines Kassenberichts scheiterte aber an Unstimmigkeiten und zu kurzfristig erfolgtem Prüfungsversuch.

Und hier zeigt sich die Misere. Denn auch am Sonntag fanden sich nicht genügend Kandidaten für einen funktionierenden Vorstand. „Mindestens drei Mitglieder müssen mitarbeiten, sonst ist der Vorstand nicht funktionsfähig“, warf Jens Winter vom Bromer Heimatverein als Gast ein.

Der Versuch, ein Mitglied des Museumsvereins kurzfristig und nur übergangsweise für das Amt des Kassierers zu gewinnen, scheiterte. Daraufhin zog Ortsbürgermeister Randy Schmidt die verbale Notbremse und riet, die Wahlversammlung abzubrechen. „Die Versammlung ist schlecht vorbereitet“, nahm er kein Blatt vor den Mund. „Was hier heute abläuft ist unter aller Sau. Kein Kassenbericht, ein Kassierer soll fürs Papier gewählt werden. Hier läuft einiges gegen den Baum.“ Sein Vorschlag: „Versammlung abbrechen, sammeln, neue Sitzung einberufen.“

Von „Verzetteln“ sprachen einige Mitglieder. „Es gibt den Bromer Museumsverein, das Freilichtmuseum Diesdorf, das Kunrauer Schloss, das Museum Böckwitz, das Ostalgiemuseum in Kusey – und alle haben die gleichen Probleme mit fehlendem Nachwuchs“, sagten sie. Klötzes Bürgermeister Uwe Bartels fand es schade, „dass wichtige Leute nicht zur Versammlung gekommen sind“. „Wir müssen an die Ursachen dieser Situation herangehen, mit den Böckwitzern reden, warum sie nicht mehr kommen, und zuerst hier die Kuh vom Eis holen.“ Es seien nur wenige Engagierte, die in dem Verein etwas bewerkstelligen würden. Uwe Bartels schlug vor, alle Vereinsmitglieder zum Kaffee einzuladen, um gemeinsam die Probleme aus der Welt zu schaffen. „Es ist traurig, was hier abläuft“, sagte Bartels. Und: „Ich kann nur den Hut vor der Arbeit ziehen, die ihr hier leistet.“ Leider sei das Museum nach außen nicht gut dargestellt, viel Porzellan sei zerschlagen, bedauerte er.

Damit ist die Versammlung beendet worden. In vier bis sechs Wochen soll nach weiteren Gesprächen erneut zu einer Wahlversammlung eingeladen werden.

Eine Idee hatte der Landtagsabgeordnete Uwe Harms in früheren Gesprächen geäußert. Er schlug vor, das Museum wie ein Dorfgemeinschaftshaus zu führen. Wie das künftig aussehen könnte, erläuterte Ingrid Schumann in ihrem Arbeitsplan für das laufende Jahr. Der sieht beispielsweise vor, Workshops anzubieten für das Stricken, Nähen und Häkeln. Oder Knobelabende. Künftig könnten die Räume auch für private Feiern genutzt werden: 50 Euro Miete und 25 Euro für die anschließende Reinigung.

Dass der Museumsverein am Scheideweg steht, ist auch Ingrid Schumann klar. „Der Verein ist überaltert, wir brauchen eine Verjüngungskur, sonst kann der Verein nicht existieren“, gestand sie ein. Das habe auch Uwe Harms vorab im Disput mit ihr vorgeschlagen. „Wir müssen mehr Fördermittel beantragen und junge Mitglieder gewinnen, sonst sehe ich schwarz für 2017“, fand sie deutliche Worte. Aber eines steht für sie fest: „Das hier soll nicht den Bach runtergehen.“