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Arbeitseinsatz Edle Aale fürs Magdeburger Anglerglück

Frischfisch für Magdeburgs Angelgewässer. 305 Kilogramm Aal setzte der Anglerverein in 17 Pachtgewässern aus.

02.07.2017, 23:01

Magdeburg l „Ein Angelfreund zog neulich erst einen 12 Kilogramm schweren Karpfen aus dem Neustädter See“, gibt Harald Rohr, Vorsitzender des Magdeburger Anglervereins, als neueste Geschichte zum Besten. Ein ordentlicher Brocken Fisch war das. Schleien, Hechte, Zander - auch die haben die Petrijünger schon mal an der Angel – auch am Neustädter. Aber Aal?

Natürlich! Einen Aal zu fangen, zählt natürlich immer noch zu den erlesenen Momenten im Anglerdasein. Und damit auch mal diese besondere Delikatesse anbeißt, hat der Anglerverein am 1. Juli 2017 für Nachschub gesorgt. Ganze 305 Kilogramm junger Aal wurden in 17 Pachtgewässern des 1800 Mitglieder starken Vereins ausgesetzt. „Das waren fast 4000 Euro nur für den Aal“, bemerkt Vereinschef Rohr. Nicht gerade ein preiswertes Vergnügen und finanziert letztlich durch die Mitgliedsbeiträge.

Doch die Edelfische gehören eben immer noch dazu. In Norwegen gilt inzwischen ein Aal-Fangverbot für die bedrohten Fische. „Wir versuchen, mit unserem Aalbesatz auch Genmaterial zu erhalten“, bemerkt Harald Rohr. Und natürlich freuen sich die Angler, wenn auch mal einer an der Angel zappelt, so Rohr.

150 Kilogramm Aal bekam am Sonnabend allein der Neustädter See in Magdeburg. Mehr als sonst, weil 2016 kein Besatz erfolgte. Die schlangenförmigen Wassertiere wurden von der Fischzucht „Rhönforelle“ erworben und über den Landesanglerverband verteilt.

Die Jungfische haben einen bis zu 7000 Kilometer langen Weg hinter sich. Sie wurden so wie alle anderen Europäischen Aale in der Karibik gezeugt. Die Sargassosee östlich von Florida biete in bis zu zwei Kilometern Tiefe diese einzigartigen Bedingungen zum Laichen, sagt Rohr. Golf- und Nordatlantik-Strom tragen die Jungfische über den Altlantischen Ozean nach Europa, wo sie teils abgefischt und in der Aquazucht groß gefüttert werden.

70 bis 100 Gramm hatten die Jungaale, als sie rundum im Neustädter See ufernah verteilt wurden. „So haben wir verschiedene Reviere, denn die Fische sind recht standorttreu“, erläutert Mirko Baumgarten, Referent für Umwelt- und Naturschutz im Anglerverein. Gefangen werden dürfen die Aale aber erst, wenn sie mindestens 50 Zentimeter Länge haben, als optimal gelten ca. 65 Zentimeter. Kleinere müssen wieder zurück ins Wasser. „Bis sie diese Größe haben, kann es drei Jahre dauern“, sagt Denis Beck von den Fermersleber Sportanglern. Er, Gewässerwart in der Einarbeitung, half neben zahlreichen anderen Vereinsmitgliedern beim Aalbesatz.

Vor dem Edelfisch kamen im Frühjahr 2017 schon Zander in einige Pachtgewässer wie dem Neustädter See oder der Umflutehle (Pechau/Biederitz). Karpfen und Weißfisch folgen im Herbst.

Bei aller Freude über den neuen Fisch, am Rande wurde es am Sonnabend auch ernst. Die für Spätherbst geplante neue Verordnung auf Länderebene zum EU-Projekt „Natura 2000“ liegt den Angelfreunden schwer im Magen. Zu den höchst strittigen Details zählt Harald Rohr das Vorhaben, in Flora-Fauna-Habitat- (FFH) und Vogelschutzgebieten auf den ersten 400 Metern eines jeden Elbkilometers beidseitig kein Betreten der Ufer, kein Anlanden, kein Zelten, kein offenes Feuer sowie kein Baden zuzulassen, und zwar von Mitte April bis Ende Juli.

Elbe und Ehle-Umflut zählen zu den Angelrevieren der Magdeburger und könnten damit betroffen sein. „Jetzt sollen es sogar schon die ersten 500 Meter jedes Elbkilometers sein. Das kommt einer hälftigen Enteignung gleich und trifft längst nicht nur uns Angler“, schimpft Harald Rohr und erntet Kopfnicken bei seinen Mitstreitern. Der Magdeburger Anglerverein werde sich gegen dieses Vorhaben stemmen, kündigte Rohr bereits an.

In der Elbestadt gibt es vier FFH-Gebiete (teils landkreisübergreifend): die Elbaue zwischen Saalemündung und Magdeburg, das Sülzetal bei Sülldorf, die Stromelbe im Stadtzentrum Magdeburg und die Ehle zwischen Möckern und Magdeburg. Das Thema birgt Zündstoff und wird die Magdeburger Anglergemeinschaft, so machte Harald Rohr deutlich, ganz sicher über den Sommer hinaus begleiten.