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Spurlos-Einbrüche Neue Häuser erhalten Transponder

Eine Serie von Spurlos-Einbrüchen hatte Magdeburg heimgesucht. Wie geht es weiter? Ein Gespräch mit Peter Lackner, Chef der Wobau.

27.09.2016, 15:08

Volksstimme: Am Rembrandtweg hatte es vor mehr als einem Monat einen neuen Spurlos-Fall in einer Wobau-Immobilie gegeben. Wie haben Sie auf diese Nachricht reagiert?

Peter Lackner: Ich habe vor fünf Wochen ein Bürgerschreiben mit sehr vielen Unterschriften aus Texas von Mietern am Rembrandtweg bekommen. Darin wurde der Fall geschildert. Für mich war es wichtig, dass ich mir vor Ort ein Bild machen konnte.

Was wurde Ihnen von den Anwohnern erzählt?

Man muss wissen: Dort handelt es sich um ein Siedlungsgebiet mit kleinen Häusern und mit zwei Mietern pro Eingang. Man kennt sich. Mir wurde vor Ort glaubhaft versichert, dass der Einbrecher nur mit einem Schlüssel in das Haus gelangt sein kann. Wir haben nun folgende Situation: Wo auch immer dieser Schlüssel herkommt, es muss einen Menschen geben, der diesen Schlüssel beschafft hat. Er fehlt uns aber nicht im Bestand. Unsere ganzen Nachunternehmen, die alle einen Schlüssel besitzen, haben wir angeschrieben. Alle Unternehmen mussten eine Erklärung abgeben, dass ihnen kein Schlüssel fehlt.

Woher kommt also der Schlüssel?

Uns ist unklar, woher der Schlüssel kommt. Ich möchte nicht darüber spekulieren, wie dieser nachgemacht wurde oder woher er gekommen ist. Es gibt da immer wieder Wege, die ja technisch möglich sind. Fakt ist: Wir als Wobau haben jetzt auch Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Das heißt also: Wir werden, wenn die Polizei einen Schuldigen ermittelt, unabhängig von Mietern gegen diesen Menschen vorgehen. Da wird es also auf jeden Fall – und davon werde ich auch nicht ablassen – eine Bestrafung von des Täters geben. Das ist für mich ganz wichtig, damit man auch mal ein Exempel für Menschen statuiert, die meinen, sie können mit einem wie auch immer beschafften Schlüssel in unsere Häuser eindringen.

Wie wollen Sie solche Kriminalität in Zukunft verhindern?

Man kann das natürlich in Zukunft nicht ganz ausschließen. Jede Schutzmaßnahme, die wir vornehmen, ist mit genügend krimineller Energie auch überwindbar. Jetzt geht es aber für mich um pragmatische Lösungen. Wie dämpfe ich den Schaden, den wir haben, ein. Hier gibt es unterschiedliche Lösungsansätze.

Wie sehen diese aus?

Die Wobau hat im Vergleich zu anderen Wohnungsbauunternehmen kein Zentralschließsystem, das die Wohnungen betrifft. Das heißt: Unser Zentralschließsystem betrifft die Keller- und Hauseingangstüren. In die Wohnungen der Mieter kann der Täter nicht eindringen. Trotzdem ist es natürlich unangenehm, jemand Fremdes im Hausflur zu haben, auch wenn dort eigentlich aus Brandschutzgründen nichts stehen dürfte, was man entwenden kann. Aber das ist die Theorie.

Und die Praxis?

Das ist das Thema Keller. Das Thema werden wir eindämmen, in dem wir das Schloss der Kellertüren wechseln, was wir in einigen Fällen auch schon getan haben. So ist das nicht mehr gleichschließend mit dem Hauseingangstor. Wir werden auch Holz durch Stahltüren ersetzen. Außerdem haben wir in allen Plattenbauten die Kellerdurchgänge getrennt. Es gibt also unterschiedliche Lösungsansätze.

Was heißt das ganz konkret bezogen auf das Eingangsbeispiel Rembrandtweg?

Hier haben wir Eingänge, wo wir ein Schloss für zwei Mietparteien haben. Bei diesen kleinen Einheiten ist es die einfachste und wirtschaftlichste Variante, ein Schloss zu wechseln. Ein Schloss kostet knapp 30 Euro, dann braucht man noch acht Schlüssel dafür. Das werden wir in Texas tun.

Ihre Schließanlage ist ja ein altes System. Gibt es da Modernisierungsbestrebungen?

Wenn wir neue Häuser bauen, wird es ein Transpondersystem geben. Die Transponder sind programmierbar. Kommt ein Schlüssel weg, kann man den aus der Programmierung einfach rausnehmen. Wir haben aber bei ersten Testläufen festgestellt, dass vor allem ältere Leute mit der neuen Technik auch überfordert sind. Viele haben lieber einen gewöhnlichen Schlüssel. Dennoch dreht sich die Welt weiter. Deswegen werden wir uns von der normalen Schließtechnik entfernen. Aber eines müssen die Mieter wissen: Mehr Sicherheit kostet auch mehr Geld.

Bei der Polizei liegt noch immer ein Wobau-Schlüssel, der bei der Spurlos-Bande gefunden wurde. Bei der Vernehmung des Bandenkopfes Dennis S. wurde klar, dass gezielt in Wobau-Objekte eingebrochen worden ist. Wissen Sie, woher dieser Schlüssel kommt?

Woher dieser Schlüssel kam, war für uns nicht zu ermitteln. Wie gesagt: Wir hatten alle Firmen angeschrieben, die einen Schlüssel mit dieser Schlüsselnummer haben, und haben gefragt, ob ein Schlüssel fehlt. Alle haben uns eidesstattlich versichert, dass ihnen kein Schlüssel fehlt. Das ist die Realität. Wir könnten jetzt noch alle Firmen wie beispielsweise die SWM hier antanzen lassen und uns alle Schlüssel zeigen lassen. Das wäre organisatorisch aber nicht leistbar und nach Erhalt der eidesstattlichen Versicherung auch unangebracht. Fakt ist: Hier steckt immense kriminelle Energie dahinter. Wie auch immer sie das geschafft haben. Deshalb möchte ich auch endlich, dass die Polizei jemanden ermittelt. Den werden wir auch verklagen.

Dennis S. sitzt im Gefängnis. Er wäre Ihr Ansprechpartner.

Wenn die Polizei uns sagen kann, dass der in dem und dem Objekt war …

Aus den Vernehmungen wird ersichtlich, dass im gesamten Stadtgebiet gezielt in Wobau-Immobilien eingebrochen worden ist. Schlüssel wurden innerhalb der Spurlos-Bande auch verliehen und ausgetauscht. Nach allem, was bislang bekannt ist, steckt dahinter ein ausgefeiltes System mit mehr als 20 Beteiligten.

Unsere Anzeige gegen Unbekannt wegen Hausfriedensbruchs betrifft erst mal nur den Einbruch bei unserem Mieter am Rembrandtweg. Wenn hier jemand ermittelt worden ist, werden wir unseren Schaden gegen diese Person geltend machen. Wir möchten, dass die Kriminellen wissen, dass wir uns das nicht gefallen lassen. Wir werden uns zur Wehr setzen und es nicht zulassen, dass irgendjemand ungeschoren in unseren Objekten Hausfriedensbruch begeht. Als Wohnungsunternehmen können wir da sicher mehr machen, als der einzelne Mieter.