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Stadtentwicklung Streit um Magdeburger Gieselerhalle

Ein Poco-Möbelmarkt soll neben der Hermann-Gieseler-Halle in Magdeburg entstehen. Das wird kritisiert.

Von Martin Rieß 15.02.2018, 00:01

Magdeburg l Ungeteiltes Wohlwollen war es nicht, das Rolf Onnen bei der Veranstaltung des Vereins Bürger für Stadtfeld zur Zukunft der Hermann-Gieseler-Halle in Magdeburg in den Räumen des Kneippvereins entgegenschlug. Neben der Halle soll ein Poco-Möbelmarkt der europaweit agierenden Steinhoff-Gruppe gebaut werden.

Auf dem gesamten Areal bis zur Liebknechtstraße würden 50 Millionen Euro investiert. Mit dem Projektentwickler saßen Architekt Uwe Thal, Bauausschussvorsitzender Falko Grube, Stadtplanungsamtschefin Heide Grosche und Jürgen Canehl vom Bürgerverein im Podium.

Verkehr
Uwe Thal fragt, wie der Verkehr fließen soll. Die Kreuzung Wilhelm-Kobelt-Straße/Liebknechtstraße sei viel zu klein. Die Antwort von Rolf Onnen: „Wir werden vier Straßen nutzen.“

Neben der Kobeltstraße würde eine Verbindung zur Straße Am Handelshof und zur Schlachthofstraße geschaffen. Zudem ist eine neue Straße zwischen dem Gelände der Gieselerhalle und dem mit den alten Schlachthofhallen geplant. Für wenig Begeisterung sorgt dies bei Anwohnern der unsanierten Schlachthofstraße. Planungsamtschefin Heide Grosche kündigt immerhin an, die verschiedenen Pläne für das Gelände des früheren Schlachthofs zusammenzuführen.

Jürgen Canehl vom Bürgerverein vermisst Fahrradstellplätze. Für deren Planung ist es laut Onnen aber noch zu früh. Ohnehin arbeite man ja derzeit an einer Stellplatzsatzung, die Fahrradstellplätze vorschreiben werde, ergänzt Falko Grube.

Architektur
Im Vertrag zwischen Stadt Magdeburg und Investor war die Halle noch an einer anderen Stelle geplant. Dass jetzt zwischen Westring und Gieselerhalle ein 15 Meter hoher Block entstehen soll, findet Kritik auch von Jürgen Canehl. Er stellt ohnehin das angeschobene Verfahren einer vorhabenbezogenen Bebauung in Frage, da es ja noch keine Idee zur Nutzung der Halle und zu weiteren Details gibt. Kritisiert wird in der Runde, dass die eher filigrane Gieselerhalle vom Westring aus nicht mehr zu sehen sein werde.

Rolf Onnen hält dem entgegen, dass die Stirnseite der Hermann-Gieseler-Halle und das Innere der Halle die Schokoladenseiten wären. Und gerade die würden durch das Vorhaben aufgewertet. Falko Grube greift derweil Vorschläge aus dem Auditorium auf: Man sollte darüber nachdenken, dem Möbelhausneubau durch eine gerundete Dachform oder ein Staffelgeschoss dem Gebäude seine Wucht zu nehmen.

Eine weitere Anregung aus dem Auditorium: Man könne ja wie vor Jahrzehnten üblich auch für Funktionsbauten wieder auf eine anspruchsvolle Architektur setzen. Dies würde den Konflikt auch entschärfen.

Keine Zustimmung gab es von Stadtrat Falko Grube für den Vorschlag, sich auf die Suche nach anderen Investoren zu begeben: „Da haben wir mit der Hyparschale ja schon reichlich schlechte Erfahrungen gemacht.“ Und um die Sanierung neben anderen Projekten selbst in die Hand zu nehmen, fehle der Stadt das Geld.

Jetzt müsse es darum gehen, die Hermann-Gieseler-Halle zu retten. Diese werde, so Grube, bei Nichtgefallen auch den benachbarten Möbelmarkt in einigen Jahrzehnten überleben.

Kritik aus dem Auditorium gab es zudem an einem 20 Meter hohen Pylon, der weithin das Firmenlogo des Möbelmarktes präsentieren soll.

Zustimmung
Neben den Kritikern gab es aber auch ausdrückliche Zustimmung zu den Plänen der Steinhoff-Gruppe. Zum einen hinsichtlich der grundsätzlichen Entscheidung, in das Gebiet im Allgemeinen und in die Hermann-Gieseler-Halle im Speziellen zu investieren. Beim jetzigen Zustand werde sie nicht mehr lange durchhalten, war da unter anderem seitens des Gastgebers vom Kneippverein, der ein Nebengebäude nutzt, zu erfahren.

Auch die Stadträte Reinhard Stern und Klaus Kutschmann, die sich zu Wort meldeten, unterstützten vom Grunde her die Idee zum Bau des Möbelmarktes.

Und auch die Idee, den Möbelmarkt nicht hinter der Halle zu platzieren, fand vereinzelten Zuspruch: Dann nämlich könne man sie auch von der Bahnstrecke aus sehen, so dass Reisende gleich auf ihrem Weg nach Magdeburg einen Blick auf das Gebäude werfen könnten.

Grundschule
Ziel des Tauschs zwischen Stadt und der Steinhoff-Gruppe war es auch, Platz für eine neue Grundschule in Stadtfeld zu bekommen. Ob denn die Fläche für eine solche Einrichtung ausreichen werde, so eine Frage aus der Zuhörerschaft. Immerhin soll die neue Schule dreizügig betrieben werden können und auch über einen Sportplatz und eine eigene Turnhalle verfügen.

Ja, der Platz reicht, so Stadtplanungsamtschefin Heide Grosche. Noch nicht geklärt ist aber die Finanzierung, nachdem das Land Sachsen-Anhalt die Stadt Magdeburg wohl auf den Kosten sitzen lassen möchte.