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Jubiläum Feuerwehr feiert 120. Geburtstag

Mit einem großen Fest feierte die Feuerwehr Klein Oschersleben ihren 120. Geburtstag. Technikschau, Umzug und Musik waren Höhepunkte.

Von Yvonne Heyer 20.06.2017, 01:01

Klein Oschersleben l Über Wochen, ja Monate hat ein Team, bestehend aus Vertretern aller Vereine, des Ortschaftrates und natürlich der Jubiläumswehr um Ortswehrleiter Manfred Ehrhardt den großen Tag der Freiwilligen Feuerwehr Klein Oschersleben vorbereitet. Am vergangenen Wochenende nun wurde der 120. Geburtstag der Wehr im Rahmen eines Festes der Vereine gefeiert.

Wobei Manfred Ehrhardt in seiner Festrede feststellen musste, dass die Feuerwehr möglicherweise sogar älter ist, denn es fehle ein genaues Gründungsdatum. Ein Foto mit der ersten technischen Errungenschaft der Wehr, eine von Pferden gezogene Handdruckspritze, mit der Jahreszahl 1897 sei der einzige definitive Beweis, dass es die Feuerwehr 1897 schon gab. Die Freiwillige Feuerwehr Klein Oschersleben ist zu einer Zeit entstanden, als das damalige Kaiserreich in fast allen landwirtschaftlich geprägten Orten organisierte Bürgerschaften zur Bekämpfung von Feuerbrünsten ins Leben rief. Aus den damals freiwilligen Helfern entstanden schließlich die Feuerwehren. Heute kann der Ortswehrleiter auf 19 aktive Kameraden zählen und rückt mit moderner Technik aus.

Im Übrigen mussten die Feuerwehrleute der ersten Stunde bis 1934 mit besagter Handdruckspitze auskommen. In jenem Jahr wütete auf dem Rittergut deren von Kotze ein Großbrand, daraufhin wurde beschlossen, eine Motorspritze anzuschaffen. Besagte Pumpe gibt es noch heute in Klein Oschersleben. Sie ist funktionsfähig und war beim Festumzug durch Klein Oschersleben am Sonnabend zu sehen. Kamerad Detlef Ehrhardt kümmert sich seit Jahren um den „Veteran“.

Der erste Brandmeister (Wehrleiter) im Ort war übrigens Wilhelm Mehlhardt, der seinen freiwilligen Dienst von 1897 bis 1910 versah. Ihm folgten Andreas Walkhoff (1910 bis 1914), Hermann Heiland (1914 bis 1919), Gustav Böse (1919 und 1935), Fritz Körtge 1935 bis 1945), Hubert Heiland (1946 bis 1955), Wilhelm Töpperwien (1955 bis 1961) Horst Langenbeck (1961 bis 1962), Friedrich Guttermann (1962 bis 1966), Eduard Ehrhardt (1966 bis 2001) und schließlich seit 2001 Manfred Ehrhardt. Er ist damit der elfte Ortswehrleiter in der 120 Jahre währenden Geschichte der Klein Oschersleber Feuerwehr.

Über die Jahre wurde die technische Ausstattung der Wehr immer wieder vervollkommnet und verbessert. Der Wehr kommt sicher auch zugute, dass wahre Tüftler unter den Kameraden sind. So erhielt die Feuerwehr 1990 ein gebrauchtes Fahrzeug. Das damals sieben Jahre alte Einsatzauto wurde von Steffen Böttcher und Martin Sperling wieder flott gemacht, könnte theoretisch Einsätze fahren und war im Festumzug dabei. Seit 2003 ist das heutige Fahrzeug in den Dienst gestellt.

Wie Manfred Ehrhardt berichtete gab es in den vergangenen 120 Jahren Höhen und Tiefen. Zu den Tiefen gehören in jedem Fall Brände und andere Ereignisse. Erwähnt wurde bereits ein Großbrand auf dem Rittergut 1934, 1941 gab es einen Scheunenbrand bei Bauer Adolf Schneider, 1942 brannte ein Schnitzelschuppen auf der Zuckerfabrik. „1949 gab es innerhalb einer Woche drei Brände. Nach Brandstiftungen brannten am 18. März ein Strohdiemen und am 20. März ein Stall. Nach unsachgemäßem Umgang mit offenem Licht gab es am 25. März nochmals einen Stallbrand. Hochwasser, schwere Gewitter mit Starkregen oder das Zugunglück in Hordorf waren nach mehreren Wohnungsbränden in Klein Oschersleben, dem Schlossbrand in Groß Germersleben und der Strohdiemenbrand am Bahnhof Einsätze, die die Kameraden ganz und gar forderten“, berichtete Manfred Ehrhardt während der Festveranstaltung.

Nach wie vor gelte für die Wehr der Grundsatz: So wenige Einsätze wie möglich und dass alle Kameraden gesund und munter von den Einsätzen zurückkehren. „In der Zeitreise durch die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr habt ihr ja gehört, dass auch die Technik immer verbessert wird. Das heißt, dass die Kameraden stets auf dem neuesten Stand der Dinge geschult werden müssen. Die Zeit, die jeder Kamerad dafür aufbringt, ist schon enorm und deshalb ein großes Dankeschön an alle Kameraden für ihr Einbringen. Nie sollte vergessen werden, dass wir eine freiwillige Feuerwehr sind, wobei ich die Betonung auf freiwillig legen möchte“, endete der Ortswehrleiter seine Festrede.

Der Sonnabendmorgen der 120-Jahr-Feier stand ganz im Zeichen des elften Treffens historischer Feuerwehrfahrzeuge. Etwa 20 Fahrzeuge aus den verschiedensten Orten der Region präsentierten sich auf dem Anger. Ein Großteil der Feuerwehrveteranen reihte sich schließlich nach dem Mittag in den langen Festumzug ein. Begonnen mit den alten Fahrzeugen und schließlich der Auftritt der beeindruckenden modernen Technik. Schauvorführungen mit alter und moderner Feuerwehrtechnik nach dem Festumzug machten das Programm rund um die Feuerwehr an diesem Festtag komplett. Für die Kinder waren ebenso Aktionen organisiert worden.

Einmal mehr erwiesen sich die Klein Oschersleber Kameraden und Vereine als gute Gastgeber für fünf Feuerwehrkapellen. Etliche Bürger hatten ihre Häuser auch für den Festumzug geschmückt, andererseits zeigte eine Maie vor dem Haus: Hier wohnt ein Feuerwehrmann.

Die Feuerwehr Klein Oschersleben ist mit der „hauseigenen“ Schalmeienkapelle untrennbar mit der Feuerwehrmusik verbunden. Wenn die Klein Oschersleber Kameraden feiern, dann ist der Sternmarsch verschiedener Feuerwehrkapellen schon eine Tradition. Mit dem diesjährigen Fest waren mit Groß Rodensleben, Groß Börnecke, Druxberge und Hordorf vier Schalmeienkapellen und Spielmannszüge in das Dorf gekommen, um am Marsch teilzunehmen.

Die Familien Roth, Behrens, Langenbeck und Engelhardt hatten die Musiker vor dem Marsch zum Frühstück geladen. Gebührend wurden alle Musiker im Festzelt empfangen, wo sie mit einem Ständchen etwas von ihrem Können präsentierten. Die Original Schermcker Blasmusikanten gestalteten darüber hinaus den musikalischen Frühschoppen.

Manfred Ehrhardt zeigte sich am Montag mit der 120-Jahr-Feier rund um zufrieden. Ihm ist es ein Bedürfnis sich bei allen zu bedanken, die sich, in welcher Form auch immer eingebracht haben und somit zum Gelingen beigetragen haben.